Exklusives MSPW-Interview nach historischer 1:6-Pleite gegen Gladbachs U 23
RWE-Präsident Dr. Michael Welling
Eine bittere 1:6 (0:3)-Heimpleite gegen die U 23 von Borussia Mönchengladbach
musste der Traditionsverein Rot-Weiss Essen am 34. Spieltag in der Regionalliga
West einstecken. Vor 10.500 Zuschauern im Stadion an der Hafenstraße gelangen
allein Gladbachs Angreifer Giuseppe Pisano (19./34./43./55.) vier Treffer für die Gäste,
darunter ein lupenreiner Hattrick in der ersten Halbzeit. Außerdem trugen sich Marcel
Platzek (69.), der nach dem Saisonende ausgerechnet zu den Essenern wechseln wird,
und Dennis Dowidat (90.) für die Gladbacher in die Torschützenliste ein. Den einzigen
RWE-Treffer erzielte Konstantin Sawin (60.) zum zwischenzeitlichen 1:4.
Während die Essener den dritten herben Rückschlag in Serie nach dem Aus im
Verbandspokal (1:2 beim Oberligisten SV Hönnepel-Niedermörmter) und dem 0:2 in
der Liga bei der U 23 des MSV Duisburg kassierten und den Sprung auf Platz drei
verpassten, verabschiedeten sich die Gladbacher mit ihrem 13. Saisonsieg endgültig
aus dem Abstiegskampf.
Wie RWE-Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Welling die höchste Essener Heimniederlage
seit dem 7. Mai 1977 (1:8 in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt) gesehen und welche
Gründe er dafür ausgemacht hat, verrät er uns im exklusiven MSPW-Interview.
MSPW: Das große Familienfest, zu dem Rot-Weiss eingeladen hatte, fiel durch die herbe
Niederlage gegen Gladbach gründlich in Wasser. Welche Erklärung haben Sie für die 1:6-Pleite?
Welling: „Das Grundproblem haben wir jetzt schon länger bei uns ausgemacht. Bei einigen
Spielern fehlen die Robustheit, der notwendige Biss und der unbedingte Wille, sich zu wehren.
Das ist auch eine Qualitätsfrage. Es reicht nicht, nur mit dem Ball schön umzugehen. Fußball
ist ein Lauf- und Kampfspiel. Wenn diese Grundtugenden nicht an den Tag gelegt werden,
dann kann man auch mit attraktivem Fußball nichts erreichen.“
MSPW: Ist es vielleicht auch eine Kopfsache bei den Spielern, die wenige Spieltage vor
Saisonende einfach abschalten?
Welling: „Bei allem Frust dürfen wir nicht vergessen, dass uns in den letzten Wochen mit Vincent
Wagner, Maik Rodenberg und Markus Heppke wichtige Korsettstangen verletzungsbedingt
weggebrochen sind. Hinzu kommen die Ausfälle von Michael Laletin und Max Dombrowka, die in
schwierigen Situationen dagegenhalten können. Leider wird sich an unserer personellen Situation
bis zum Saisonende nichts mehr ändern.“
MSPW: Dann muss den RWE-Fans ja angst und bange werden, wenn sie an die nächsten Aufgaben
beim VfL Bochum II, gegen den Wuppertaler SV Borussia, bei den Sportfreunden Lotte und gegen
die Sportfreunde Siegen denken!
Welling: „Personell haben wir auf vielen Positionen gar keine Alternativen mehr. Kai Nakowitsch, der
noch ein weiteres Jahr in der A-Jugend spielen darf, hat neben Thomas Denker, der nach seiner langen
Verletzungspause auch erst zweimal in der Startelf stand, auf der Innenverteidigerposition gespielt.
Das soll nicht als Entschuldigung herhalten, kann zum Teil aber die herbe Niederlage gegen
Gladbach erklären.“
MSPW: Gegen Gladbach war deutlich zu sehen, dass der zweite Anzug nicht passt. Mit Tim Hermes
und Marcel Platzek hat Rot-Weiss schon externe Neuzugänge präsentiert. Wieviele Zugänge werden noch folgen?
Welling: „Uns fehlen vor allem Spieler, die dazwischen funken und in der Lage sind, die anderen in
schwierigen Situationen mitziehen. Wir werden den einen oder anderen mit diesen Qualitäten
präsentieren.“
MSPW: Unter der Woche hatte Rot-Weiss angekündigt, sich wieder mehr in Richtung Profitum
zu bewegen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Welling: „Wir müssen viele kleine Schritte gehen und es ist klar, dass wir nicht von jetzt auf gleich
da ankommen, wo wir hinwollen. Uns allen war klar, dass es Rückschläge geben wird. Das ist ganz
normal. Aber Rot-Weiss macht auch aus, dass wir wieder aufstehen, wenn wir einen Schlag ins Gesicht
bekommen haben. Wir werden diesen Weg unbeirrt weitergehen.“