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Norbert Nigbur: In vielen Sätteln gerecht

Am 8. Mai wird der Ex-Jugendspieler von Heßler 06 genau 65 Jahre.

Norbert Nigbur

Am Mittwoch dieser Woche wird er 65 Jahre. Norbert Nigbur, nach wie vor Gelsenkirchener Bürger, hat als Fußballprofi eine bemerkenswerte Karriere gemacht. Heute ist er ein gut situierter Ex-Profi, der sich in seiner Freizeit gerne seinen Hobbies Trabrennsport und Golf widmet. Drei Tage nach seinem Geburtstag plaudert er  als Co-Moderator von Sportjournalist Franz Josef Colli am Rande der Sky-Übertragung der Partie Schalke 04 gegen den VfB Stuttgart (Samstag, 11. Mai, Beginn 15.00 Uhr) im „Schrebers“ in Altenessen noch einmal über alte Zeiten und wird auch zum aktuellen Geschehen rund um die „Königsblauen“ sicher einiges zu sagen haben.

Norbert Nigbur spielte in seiner Jugend für Heßler 06 und wurde zunächst als Mittelstürmer eingesetzt. Nachdem er in einem Spiel den des Platzes verwiesenen Torwart vertreten und zwei Elfmeter gehalten hatte, wurde er nur noch als Torhüter eingesetzt. An seinem 18. Geburtstag unterschrieb sein Vater bei Schalkes Präsident Fritz Szepan den ersten Profivertrag. Zur Bundesligasaison 1966/67 gehörte Nigbur damit als zweiter Mann hinter Stammtorwart Josef Elting zum Kader des FC Schalke 04. Am 3. September 1966 im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg löste er Elting ab und avancierte als 18-Jähriger zur Nummer 1.
1969 verlor Schalke mit ihm das Finale des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München mit 1:2. Die Mannschaft um Nigbur, Klaus Fichtel, Rolf Rüssmann, Klaus Fischer und Reinhard Libuda wurde 1972 Vizemeister. Norbert Nigbur war in dieser Saison der Bundesligakeeper mit den wenigsten Gegentoren. Über 555 Minuten hinweg musste er kein Gegentor hinnehmen; der Rekord hatte über zehn Jahre Bestand. Schalke gewann den DFB-Pokal mit 5:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Dies war der erste nationale Titel für Nigbur und der erste für den Verein seit der Meisterschaft 1958. Bemerkenswert war bei diesem Pokaltriumph, allerdings auch das Halbfinalrückspiel gegen den 1. FC Köln (Hinspiel 1:4), dass Nigbur, nach 5:2 in der regulären Spielzeit, seine Mannschaft mit einem gehaltenen Elfer ins Elfmeterschießen rettete. Hier legte „die Wildkatze“ Nigbur noch einen drauf: Er hielt zwei weitere Elfmeter und schoss selbst einen sicher ins Netz. Nach einem nervenzerreißenden Spiel mit insgesamt 21 Elfmetern zog Schalke schlussendlich ins Finale ein. Nigbur galt neben Sepp Maier vom FC Bayern München als bester Bundesliga-Torwart der 1970er Jahre.

Vom Bundesliga-Skandal, in den etliche Schalker Spieler verwickelt waren, war er nicht betroffen. Am „verschobenen“ Spiel gegen Arminia Bielefeld, das am 17. April 1971 mit 0:1 verloren ging, nahm er wegen einer Verletzung nicht teil; an seiner Stelle kam Dieter Burdenski zum Einsatz. Nach Streitigkeiten mit Trainer Max Merkel und Präsident Günter Siebert über die Verlängerung seines Vertrags wurde ihm jedoch 1976 gekündigt. Nigbur schloss sich zur Saison 1976/77 Hertha BSC an. Mit diesem Verein erreichte er 1977 die Finalspiele um den Vereinspokal gegen den 1. FC Köln und 1979 gegen Fortuna Düsseldorf. Das Berliner Intermezzo währte drei Jahre, ehe er sich mit Siebert aussöhnte und 1979 zu Schalke zurückkehrte.

In der Saison 1980/81 stieg Schalke mit 88 Gegentoren in die 2. Bundesliga ab. Nigbur hielt dem Verein die Treue und trug mit seinen Leistungen zum sofortigen Wiederaufstieg bei. Danach kam es jedoch zu einem Zerwürfnis mit dem neuen Manager Rudi Assauer, Nigbur wurde aus dem Kader gestrichen. Noch heute hat er ein gespanntes Verhältnis zu seinem ehemaligen Verein Schalke 04, für den er in insgesamt 466 Pflichtspielen zwischen den Pfosten stand. Über den VfB Hüls wechselte er 1984 zu Rot-Weiss Essen in die seinerzeit drittklassige Oberliga Nordrhein, wo er noch 27 Ligaspiele bestritt. In der anschließenden Aufstiegsrunde wurde er nicht mehr eingesetzt, so dass er nach der Spielzeit 1984/85 seine lange Karriere beendete.

Nationalmannschaft
Über die Kreisauswahl gelangte Nigbur in die DFB-Jugendauswahl, für die er 13mal zum Einsatz kam: erstmals am 21. März 1965 in Oberhausen bei der 1:2-Niederlage gegen die Auswahl Ungarns, letztmals am 25. Mai 1966 in Pristina bei der 1:3-Niederlage – im Vorrundenspiel des UEFA-Jugendturniers – gegen die Auswahl Spaniens. Am 23. Februar 1974 debütierte Nigbur in der A-Nationalmannschaft bei der 0:1-Niederlage gegen Spanien. Er gehörte dem Kader der Nationalmannschaft an, die 1974 den WM-Titel gewann, war jedoch hinter Sepp Maier nur Ersatztorwart und kam nicht zum Einsatz. Am 2. April 1980 absolvierte er gegen Österreich sein letztes von insgesamt sechs Länderspielen. Zur Europameisterschaft 1980 in Italien war er als Stammtorwart vorgesehen, musste aber wegen einer schweren Verletzung absagen. Danach wurde Harald Schumacher Stammtorwart, Nigbur kehrte nicht mehr in die Nationalmannschaft zurück.

Nach dem Karriereende
Norbert Nigbur war immer ein Cleverle. Sein Geld, das er als Fußballprofi verdiente, hat er gut angelegt, zum Teil in Immobilienbesitzt Nigbur Immobilien. Er ist das, was man einen „gemachten Mann“ nennt. Unabhängig und noch immer ein Anhänger des Trabrennsports und des Golfsports. Was den Trabrennsport anbelangt, so hat er sich erst jüngst vor seinem 65. Geburtstag über die Geburt eines gut gezogenen Fohlens gefreut. Lange Jahre war er auch selbst als Amateurfahrer im Sulky auf den deutschen Trabrennbahnen zuhause. Doch musste er wegen einer Operation an beiden Augen bei diesem Hobby eine Zwangspause einlegen, bereitet freilich sein Comeback schon wieder vor.

Sonstiges
Mitte der 1970er-Jahre unternahm Nigbur einen Ausflug ins Schlagergeschäft. Er veröffentlichte die von Jack White produzierte Single „Wenn Schalke 04 nicht wär“/„Oh Fata Morgana”. Sämtliche Erlöse daraus gingen an die Krebsstiftung

Erfolge
•    Vize-Pokalsieger 1969, 1:2 gegen den FC Bayern München
•    EC-Halbfinale der Pokalsieger 1970
•    Pokal-Halbfinale 1971, 2:3 gegen den 1. FC Köln
•    Vize-Meister und Deutscher Pokalsieger 1972, 5:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern
•    Weltmeister 1974, Ersatz hinter Sepp Maier
•    Vize-Pokalsieger 1977, 1:1 n.V. und 0:1 gegen den 1. FC Köln
•    Dritter 1978, hinter dem 1. FC Köln und Bor. Mönchengladbach
•    Vize-Pokalsieger 1979, 0:1 n.V gegen Fortuna Düsseldorf
•    UC-Halbfinale 1979
•    Pokal-Halbfinale 1980, 0:2 gegen den 1. FC Köln
•    Bundesliga-Aufstieg 1982

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