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„Exoten“ in der U 19-Bundesliga: Auch Theesen und Erkenschwick dabei

MSPW-Exclusiv auf DFB.de – Story-Serie zur A-Junioren-Bundesliga.

Seit der Saison 2003/04 spielten insgesamt 83 Vereine in den drei Staffeln der A-Junioren-Bundesliga um Siege, Tabellenführungen, Meisterschaften sowie den Klassenverbleib. Dabei spielen keineswegs nur Nachwuchsmannschaften von Profivereinen eine ganz entscheidende Rolle. So hält beispielsweise der Offenburger FV, der lediglich in der Saison 2007/2008 in der Staffel Süd/Südwest im Einsatz war, noch immer den Zuschauerrekord für alle drei Staffeln während der regulären Meisterschaftsrunde.

Exakt 5930 Zuschauer besuchten am 28. Oktober 2007 im Westen von Baden-Württemberg das Heimspiel des OFV gegen den Nachwuchs des FC Bayern München (1:2). Die Partie musste dabei sogar mit einiger Verzögerung angepfiffen werden, da der Zuschauerandrang so groß war. „Das war ein einmaliges Erlebnis. Wir haben vor dieser großen Kulisse bis kurz vor Schluss gegen die Bayern sogar geführt. Trotz der Niederlage erinnere ich mir sehr gerne an dieses Spiel zurück“, sagt der damalige OFV-Trainer Wolfgang Zemitsch im Gespräch mit DFB.de.

Zeitungsanzeigen halfen bei der Kaderzusammenstellung

Dass der aktuelle Nationalspieler und Triple-Gewinner Thomas Müller damals kurz vor dem Abpfiff noch den Treffer zum 2:1-Endstand für die Gäste aus München erzielte, ist für Zemitsch heute kein Problem mehr. „Das haben die Bayern einfach gut gemacht. Wir waren halt eine ‚No Name-Mannschaft’, die mutig aufgetreten ist. Wir haben uns in der gesamten Saison gut verkauft“, ist der Offenburger noch heute mit dem Abschneiden seiner Mannschaft trotz des Abstieges zufrieden. Nach 26 Spieltagen, in denen der OFV 19 Punkte gesammelt hatte, fehlten den Grenzstädtern lediglich vier Zähler auf den SSV Jahn Regensburg, der den ersten Nichtabstiegsplatz belegte.

So besonders die Heimspiele mit einem sensationellen Schnitt von 1165 Besuchern waren, so außergewöhnlich war auch die Kaderzusammenstellung des OFV. Nach dem Aufstieg aus der Oberliga hatten fast alle Spieler altersbedingt die Mannschaft verlassen. Lediglich Dennis Kopf blieb Zemitsch als einziger Aufstiegsspieler erhalten. „Damals musste alles sehr schnell gehen. Deshalb haben wir sogar Anzeigen in gleich mehreren Zeitungen geschaltet. So haben sich tatsächlich viele Spieler von alleine bei uns gemeldet“, sagt Zemitsch, der mittlerweile als Senioren-Trainer beim Landesligisten Lahrer FV arbeitet. Die erste Mannschaft des Offenburger FV kickt aktuell in der Verbandsliga Südbaden.

Auch Walldorf, Baunatal und Villingen dabei

So knapp wie der Offenburger FV scheiterten nicht alle „kleineren“ Vereine in der Staffel Süd/Südwest. Die U 19 des jetzigen Südwest-Regionalligisten KSV Baunatal musste in der ersten Bundesliga-Saison überhaupt (2003/2004) mit nur sieben Zählern und einem Torverhältnis von 19:101 Treffern den sofortigen Rückweg in die Zweitklassigkeit antreten. Auch der Nachwuchs der beiden jetzigen Oberligisten FC Villingen 08 (zwölf Zähler) und SSV Reutlingen (19 Punkte) schaffte als jeweiliger Neuling den Klassenverbleib nicht, so dass die Bundesliga-Saison zu einem einjährigen Gastspiel wurde.

In der laufenden Spielzeit mischt die U 19 des Oberligisten FC Astoria Walldorf als Aufsteiger in der südlichsten Staffel der Premium-Spielklasse des deutschen Nachwuchsfußballs mit. Nach 14 Spieltagen trennen die Walldorfer schon zwölf Punkte vom „rettenden Ufer“, so dass der Klassenverbleib für die Mannschaft von Astoria-Trainer Thorsten Stoll ein schweres Unterfangen wird.

SC Borea gelingt zweimal der Klassenverbleib

Dass sich auch Nachwuchsmannschaften von Amateurvereinen in der Klasse halten können, bewies der sächsische Bezirksligist SC Borea Dresden gleich mehrfach. Das Gründungsmitglied der Nord/Nordost-Staffel schaffte es gleich in zwei Spielzeiten hintereinander, drei andere Mannschaften auf die Abstiegsplätze zu verweisen und sich somit ein weiteres Jahr in der A-Junioren-Bundesliga zu sichern.

Der Schlüssel zum Erfolg lässt sich dabei leicht an der Tabelle ablesen. In den Spielzeiten, in denen der SC Borea an Klassenverbleib realisieren konnte, erwies sich besonders die Defensive als Rückhalt der Mannschaft. In diesen Spielzeiten kassierten die Dresdner nur 36 beziehungsweise 38 Gegentore. In der dritten und bis heute letzten Bundesliga-Saison für den SCB waren es deutlich mehr. 62 Einschläge im eigenen Gehäuse waren unter anderem ein Grund für den Abstieg aus der höchsten deutschen Junioren-Spielklasse.

Union Bremen: Den einzigen Punkt groß gefeiert

Weniger erfolgreich war die einzige Bundesliga-Saison des FC Union 60 Bremen. Die Hansestädter hatten sich für die Premieren-Spielzeit in der A-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost qualifiziert, stiegen jedoch mit nur einem Punkt und einem Torverhältnis von 21:111 gleich wieder ab. „Trotzdem war es ein tolles Erlebnis, das keiner unserer Spieler missen will“, sagt der damalige Trainer Frank Kunzendorf, der mittlerweile Sportlicher Leiter beim Brinkumer SV ist, im Gespräch mit DFB.de.

Trotz fehlender Erfolgserlebnisse war die Stimmung innerhalb der Mannschaft laut Kunzendorf nie von Enttäuschung geprägt. „Der Teamgeist war außergewöhnlich. Wir haben mit der gesamten Mannschaft auch abseits des Platzes viel unternommen, waren eine große Familie, die auch in schweren Zeiten zusammengehalten hat“, so der Trainer weiter. Das denkwürdigste Spiel für Kunzendorf war der einzige Punktgewinn gegen Borea Dresden (3:3). „Da haben wir richtig gefeiert. Besonders, weil wir erst in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt hatten“, erinnert sich der mittlerweile 49-Jährige an das einzige Erfolgserlebnis in der Bundesliga. Die Union-Männer sind in der Bremen-Liga am Ball.

SC Vier- und Marschlande besiegte den Hamburger SV

Den wohl außergewöhnlichsten Namen hatte in der Saison 2006/2007 der SC Vier- und Marschlande. Der Oberliga-Verein aus dem Hamburger Bezirk Bergedorf fuhr immerhin drei Siege und ein Remis ein. Dabei blieb besonders der 1:0-Derbytriumph gegen den „großen Nachbarn“ Hamburger SV in Erinnerung. Nach 26 Runden langten zehn Punkte trotzdem nicht zum Klassenverbleib.

Ähnlich lief es für den VfL Oldenburg, der ebenfalls mit zehn Zählern den sofortigen Wiederabstieg hinnehmen musste. Dabei schaffte die Mannschaft von Sebastian Schütte, die den niedersächsischen Oberligisten in der Bundesliga vertrat, nur einen Sieg. Die restlichen sieben Punkte sammelten die Grün-Weißen durch Unentschieden. Damit verpasste der VfL in seiner einzigen Erstliga-Saison nur knapp den Titel des „Remiskönig“ (VfL Osnabrück mit neun Unentschieden).

Magnus Niemöller: „Keine Arroganz unter den Trainern“

Gleich zweimal einen Bundesliga-Aufstieg feiern durfte die Spvgg. Erkenschwick aus der West-Staffel. Sowohl in der Saison 2006/2007 als auch 2010/2011 mischte der Verein aus dem nördlichen Ruhrgebiet als Meister der Westfalenliga in der höchste Spielklasse für A-Junioren mit. „Wir haben es sehr genossen, Bestandteil der deutschen Eliteliga zu sein“, so Magnus Niemöller, damaliger Trainer der Spvgg. Erkenschwick, gegenüber DFB.de. Zwar stiegen die „Schwicker“ nach ihren beiden Bundesliga-Spielzeiten (einmal mit 15 Punkten, einmal mit zehn Zählern) sofort wieder ab.

Trotzdem ist Niemöller überzeugt, dass die Bundesliga-Erfahrung alle Spieler bereichert hat. „Unsere Gegner damals waren der FC Schalke 04 mit Mesut Özil oder Borussia Dortmund mit Nuri Sahin. Solche Spiele muss man einfach genießen“, sagt der 40-Jährige, der inzwischen die erste Mannschaft der Erkenschwicker (Oberliga Westfalen) trainiert.

Die zahlreichen Niederlagen nimmt Niemöller nicht als negative Erfahrungen wahr: „Als Trainer musste ich die Spieler bereits vor der Saison darauf hinweisen, dass auch die eine oder andere höhere Niederlage möglich ist. Das war für uns aber völlig normal.“ Persönlich ist er vor allem vom Zusammenhalt unter den Trainern begeistert. „Keiner ist mir arrogant oder überheblich gegenübergetreten. Im Gegenteil! Wir haben viel miteinander gesprochen. Von einigen meiner Trainerkollegen habe ich wichtige Tipps bekommen“, so Niemöller. Besonders gerne erinnert sich der Trainer an sein erstes Bundesliga-Spiel. „Wir hatten ein Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen. Wir waren sehr nervös, konnten die Partie jedoch 1:0 für uns entscheiden. Ich glaube, es war der einzige Spieltag, an dem wir nicht auf einem Abstiegsplatz standen“, lacht der 40-Jährige.

Jens Hegeler als Torschütze für VfL Leverkusen

Ebenfalls zweimal vertreten war der Mittelrhein-Landesligist VfL Leverkusen. Die A-Junioren der Farbenstädter verpassten in der Saison 2005/2006 nur knapp den Klassenverbleib, mussten mit 19 Punkten der SG Wattenscheid 09 (22 Zähler) den Vortritt lassen. Dabei ließ die Mannschaft von VfL-Trainer Karl Slickers sogar den Profi-Nachwuchs des SC Paderborn 07 und von Rot-Weiß Oberhausen hinter sich. Ein aktueller Bundesliga-Spieler zeichnete sich als bester Torschütze des VfL aus. Jens Hegeler, heute für Bayer 04 Leverkusen aktiv, konnte den Abstieg damals jedoch auch mit seinen vier Saisontreffern nicht verhindern.

Zwei Jahre später fiel die Entscheidung um Abstieg und Klassenverbleib ein wenig deutlicher aus. Mit nur neun Zählern und einem Torverhältnis von 18:108 gelang es erneut nicht, den Gang in die Zweitklassigkeit zu vermeiden.

Theesens Trainer: „Jede Partie ist ein Geschenk“

Für Aufsehen sorgt in der laufenden Saison schließlich die Bundesliga-Teilnahme des Westfalenligisten VfL Theesen. Die Bielefelder haben trotz ihrer 59 Gegentore noch gute Chancen, den direkten Wiederabstieg zu vermeiden. Nur drei Punkte trennen sie vom „rettenden Ufer“, auf dem aktuell ausgerechnet Stadtnachbar Arminia rangiert.

Mit nur elf erzielten Toren konnte der VfL immerhin drei Siege einfahren (3:2 gegen Arminia Bielefeld, 3:2 gegen den MSV Duisburg und 3:1 beim Wuppertaler SV). „Jede Partie in der Bundesliga ist ein Geschenk. Ich versuche meinen Spielern zu vermitteln, dass Sie aus jeder Partie sehr viel mitnehmen können“, sagt VfL-Trainer Daniel Keller zu DFB.de.

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