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Vincent Wagner: Einmal Essen und zurück

Ehemaliger RWE-Spieler vor der Rückkehr an alter Wirkungsstätte.
Vincent Wagner (l./hier noch im RWE-Trikot

Die erste Prüfung steht Vincent Wagner schon vor dem Anpfiff des Lokalderbys in der Regionalliga West zwischen dem Aufsteiger FC Kray und Rot-Weiss Essen am Freitag bevor. Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte ist der kleine Nachbar aus dem Essener Osten Gastgeber im großen Stadion an der Hafenstraße, wird aber die Gäste-Kabine beziehen. „Mein Reflex könnte mich wohl in die RWE-Kabine lenken. Möglicherweise würden mich die mir bekannten Ordner sogar durchlassen“, sagt der langjährige RWE-Kicker Wagner, der nur knapp zwei Monate nach seiner Vertragsauflösung beim Traditionsverein in „sein“ Wohnzimmer zurückkehrt, mit durchaus ernster Miene gegenüber MSPW.

Der 28-Jährige gilt als geradliniger Typ, der offen sagt, was er denkt. Auf ein großes Nachkarten wegen seines ungewollten Abgangs im Juli nach sieben Jahren, der teilweise heftige Reaktionen im RWE-Umfeld verursacht hatte, verzichtet Wagner aber ganz bewusst. „Ich kehre reinen Gewissens zurück und bin nach wie vor immer noch gerne als Rot-Weiss-Fan im Stadion“, betont der zweifache Familienvater, der im Stadtteil Borbeck nur wenige Kilometer Luftlinie von der Hafenstraße entfernt lebt und RWE weiter als Arbeitgeber in seinem „Facebook-Profil“ führt.

Zu sehr ist ihm der Traditionsverein in den vergangenen Jahren ans Herz gewachsen. Was hat „Vince“ dort nicht alles erlebt? Absturz in die Oberliga und Rückkehr in die Regionalliga, Insolvenzverfahren, Sensationssiege im DFB-Pokal und Stadionneubau sind nur einige Meilensteine. Der im Juli 2007 von Eintracht Schwerin als Stürmer gekommene und später von Ex-Trainer Waldemar Wrobel zum Innenverteidiger umfunktionierte Wagner kämpfte sich dabei trotz seines großen Verletzungspechs (unter anderem Innenknöchelbruch mit drei Operationen, zwei schwere Schulterverletzungen) und weiterer Rückschläge (Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung nach einer verschleppten Grippe) über die einstige U 23 wieder in die erste Mannschaft zurück, biss dabei auch oft auf die Zähne.

Technische Schwächen glich „Vince“ zuweilen durch seine körperbetonte Spielweise, die ihm bei den Anhängern den anerkennenden Spitznamen „Bone Crusher“ (Auf Deutsch: Knochenbrecher) einbrachte, aber auch durch großes Verantwortungsbewusstsein und Engagement aus. In den DFB-Pokalspielen gegen den damaligen Bundesligisten FC Energie Cottbus (2007) und den Zweitligisten 1. FC Union Berlin (2011) verwandelte er jeweils den entscheidenden Elfmeter zum Einzug in die zweite Runde und erlebte dabei seine größten Momente im RWE-Trikot. „Eigentlich hatte ich vor, mit Rot-Weiss Essen in die 3. Liga aufzusteigen und hier vielleicht auch irgendwann meine Karriere zu beenden“, so der frühere Publikumsliebling. „Bei meiner Vertragsauflösung im Sommer wurde mir von Vereinsseite aus aber keine große Wahl gelassen.“

Für den Aufsteiger aus Kray und seinen neuen Trainer Michael Lorenz (spielte mit Wagner bis 2010 noch selbst zusammen) kam diese Trennung wie gerufen. „Wir konnten ihm nicht das finanziell lukrativste Angebot, aber die vielleicht beste Lösung bieten“, erklärt FCK-Präsident Günther Oberholz, der dem leidenschaftlichen Pokerspieler Wagner so die Fortsetzung seines Studiums in Essen (Sport und Geschichte auf Lehramt im neunten Semester) ermöglichte.

Für den 50-jährigen Oberholz, der bereits seit 1971 als Anhänger zur Hafenstraße pilgert und dort noch Bundesligafußball erlebte, ist das Aufeinandertreffen mit RWE eine fast ebenso emotionale Partie. „Die Vorfreude auf dieses Highlight ist in unserem Verein seit Wochen zu spüren“, so der langjährige umtriebige Vereins-Chef, der die Spielorganisation mit seinem FCK erneut selbst übernommen hat und die Zuschauerzahl vom letzten Derby im März 2013 deutlich toppen will. Damals wurde gegen den großen Favoriten vor 7628 Zuschauern ein torloses Remis erkämpft.

„Ein erneuter Punktgewinn wäre eine Sensation“, stellt Oberholz fest und schätzt die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden Vereinen noch immer als „David gegen Goliath“-Duell ein. „Am Etat und den Möglichkeiten gemessen, müssten wir die Partie eigentlich 0:10 verlieren. Wir sind aber alle RWE-Fans, wünschen diesem Klub den Aufstieg und uns selbst das Wunder Klassenerhalt.“

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