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DFB-Ehrenpräsident Braun wird runde 90

Großer Empfang für den Jubilar am Freitag in der Sportschule Hennef.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ehrt seinen Ehrenpräsidenten. Am Freitag wird Dr. h.c. Egidius Braun (Foto) aus Aachen 90 Jahre. Bei einer gemeinsamen Feier in der Sportschule Hennef werden dem früheren DFB-Präsidenten und -Schatzmeister zahlreiche Weggefährten aus dem Fußball und Sport, aus Politik und Sportpolitik, aus seiner Stiftungsarbeit und dem privaten Umfeld persönlich gratulieren. Vom früheren UEFA-Präsidenten Lennart Johansson über Ex-Innenminister Otto Schily bis hin zu Fußballgrößen wie Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus oder Rudi Völler.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hält die Begrüßungsansprache, mit dabei sind unter anderem auch Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Generalsekretär Helmut Sandrock, Schatzmeister Reinhard Grindel, Sportdirektor Hansi Flick und Nationalteammanager Oliver Bierhoff. Sie alle würdigen die Lebensleistung des Mannes, der „Fußball ist mehr als ein 1:0“ zu einem geflügelten Wort machte. „Egidius Braun genießt noch heute hohe nationale und internationale Wertschätzung“, sagt Niersbach. „Das zeigt sich auch daran, dass Lennart Johannson und viele andere Weggefährten zu seinem Geburtstag anreisen.“ Ehre, wem Ehre gebührt!

„Fußball ist mehr als ein 1:0“: Geflügeltes Wort dank Braun

Die Augen blitzen wie eh und je, fast ein wenig schelmisch. Egidius Braun ist die Freude über den Besuch in seinem Haus in Aachen anzusehen, und er sitzt kurz vor seinem Ehrentag da, wo er viele der letzten Jahrzehnten zugebracht hat, um den deutschen Fußball voranzubringen: Am Schreibtisch. An den Wänden hängen zahlreiche Bilder, Egidius Braun mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit Ex-Bundespräsident Johannes Rau oder anderen Politgrößen, Erinnerungen und Auszeichnungen. So auch die 2013 verliehene Urkunde über die Verleihung des Ehrenordens Mexikos, „Orden Mexicana del Águilar Azteca“, die höchste Auszeichnung, die das lateinamerikanische Land zu vergeben hat.

Am Freitag vollendet Braun, der Ehrenpräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sein 90. Lebensjahr, ein Leben für den Fußball, aber nicht nur. „Fußball ist mehr als ein 1:0“, lautete das Credo des Mannes aus der Kaiserstadt Aachen. Und wie kaum ein Zweiter hat Braun die Popularität des Fußballs genutzt, um die Not in der Welt zu lindern.

Besuch bei der WM 1986: Auslöser für die „Mexico-Hilfe“

Braun, der trotz seiner angeschlagenen Gesundheit nach erlittenem Schlaganfall mit großer Disziplin jeden Tag spazieren geht, führt die Gäste durch sein Haus. „Musik und Kunst“, sagt der Jubilar stolz, zeigt die zahlreichen Kunstwerke und die umfangreiche Klassiksammlung, die seine Passion sind. In einem Korb auf dem Parkettboden befinden sich etliche überdimensionale Schecks – Zeugnisse der unglaublich erfolgreichen Aktivitäten Brauns für den guten Zweck. 1986 bei der WM in Mexiko hob er zusammen mit Rudi Völler die „Mexico-Hilfe“ aus den Taufe. Es war eine Initialzündung für die sozialen Aktivitäten des DFB, inzwischen trägt die Stiftung den Namen Egidius Braun.

„Als Kind wollte ich Lokomotivführer werden, Weichensteller bin ich geworden“, sagt Braun gerne über sich. Ihm gelang es stets, mit der ihm eigenen Beharrlichkeit, die Großen aus Politik, Wirtschaft und Sport für die sozialen Zwecke zu begeistern. Rudi Völler, Toni Schumacher, Hans-Peter Briegel oder Oliver Bierhoff, um nur einige zu nennen, stehen bis zum heutigen Tag zur Verfügung und kommen, wenn sie von Egidius Braun gerufen werden. Sein Vorname, aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet „Schildträger“ – einen treffenderen Namen hätten ihm seine Eltern kaum schenken können.

Wegweisende sportpolitische Entscheidungen

In seiner Zeit als DFB-Präsident – von 1992 bis 2001 – hat er wegweisende sportpolitische Entscheidungen getroffen. „Ich wollte eigentlich nie DFB-Präsident werden, aber sie haben mich alle nach dem Tod von Hermann Neuberger, der ein großer Präsident war, bekniet, die Nachfolge anzutreten“, berichtet Braun, der vorher von 1973 bis 1992 fast 20 Jahre lang das Amt des Präsidenten des Fußballverbandes Mittelrhein bekleidete. Finanziell unabhängig, konnte sich Braun, stets mit voller Tatkraft von seiner Ehefrau Marianne unterstützt, mit großem Engagement ans Werk machen.

Vor unpopulären Entscheidungen hat sich der Mann, der so gerne Augustinus zitiert und einst Philosophie studierte, nie gedrückt. In der Öffentlichkeit wurde gerne das Bild des jovialen „Pater Braun“ gezeichnet. Intern konnte der ehemalige Kartoffelgroßhändler aber auch konsequent durchgreifen. Dies bekamen Uli Stein 1986 und Stefan Effenberg 1994 zu spüren, die beide vorzeitig von der WM nach Hause geschickt wurden. 1998 bei der WM-Endrunde in Frankreich wollte Braun sogar die deutsche Mannschaft vom Turnier zurückziehen, nachdem Hooligans in Lens den Gendarmen Daniel Nivel ins Koma prügelten.

Unvergessen jene Szene, als Braun an der Schulter seines Freundes und damaligen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson Tränen der Verbitterung und Trauer vergoss. „Wir haben uns gegenseitig gestützt, getröstet, Mut gemacht und Ratschläge erteilt. Das werde ich nie vergessen“, schrieb Johansson zum 90. von Braun und schloss mit den Worten: „Du bist ein wahrer Mensch.“ Die schnelle und nachhaltige Hilfe für Nivel, die Braun initiierte, wirkt bis heute nach – auch der Franzose und seine Familie schicken dem Jubilar beste Geburtstagswünsche.

Rüffel für Beckenbauer: „Er hat einiges zu hören bekommen“

Braun zeichnete immer aus, die Themen aus möglichst vielen unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und zu beurteilen. Auch unbequeme Querdenker bezog er in seine Überlegungen mit ihn, auch sie halfen ihm, wegweisende und sehr differenzierte Entscheidungen zu fällen. Seinem UEFA-Netzwerk war es mit zu verdanken, dass Deutschland die WM 2006 erhielt.

Und auch vor großen Namen schreckte er nicht zurück. Diese Erfahrung musste beispielsweise Franz Beckenbauer bei der WM 1986 machen, als Braun in seiner Funktion als Delegationsleiter die Mannschaft in Mexiko begleitete. „Reinkommen und hinsetzen“, raunzte der damalige Teamchef Braun zu, als dieser im Quartier in Queretaro Beckenbauer in dessen Zimmer zu einem Gespräch aufsuchte. „Da hat er von mir aber einiges zu hören bekommen“, erinnert sich Braun. Der „Kaiser“ wurde mal kurzerhand von „Pater Braun“ eingenordet – längst sind sich die beiden herzlich verbunden.

Einheit zwischen Profis und Amateuren gefördert

Eine große Stärke des Egidius Braun war es, die Einheit des Fußballs zu wahren. Der Spagat zwischen Profifußball und dem Amateurbereich ist dem Vollblutfunktionär mit Bravour gelungen. Das setzte sich bis ins Private fort: So gut sich der langjährige DFB-Präsident auf dem großen sportpolitischen Parkett bewegte, so wohl fühlte er sich gleichzeitig im Kreis seiner Freunde bei seinem Heimatverein SV Breinig und bei seiner „heimlichen Liebe“ Alemannia Aachen.

Ein wirklicher Coup gelang Braun zudem mit der Kooperation mit dem Kindermissionswerk und den DFB-Stiftungen. Seine persönliche Freundschaft zu Prälat Arnold Poll ebnete den Weg für die Zusammenarbeit, die bis heute dazu führte, dass jeder Euro der DFB-Stiftung für eingesetzte Projekte im Ausland verdoppelt wird. Auch das eine besondere Leistung eines „wahren Menschen“.

Quelle: DFB.de/SID

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