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Der SV Rödinghausen ist „Gut aufgestellt“

Ostwestfalen stellen sich professioneller auf.

 

Wenn Horst Finkemeier (75), Chef von Deutschlands inzwischen zweitgrößtem Küchen-Hersteller („Häcker“) mit rund 1.200 Mitarbeitern und mehr als 400 Millionen Euro Umsatz, aus dem Fenster seines Büros blickt, dann ist für ihn gut sichtbar, was er seit 2009 bei „seinem“ Fußballverein SV Rödinghausen bisher aufgebaut hat. Als Finkemeier vor etwas mehr als sechs Jahren ankündigte, in seiner ostwestfälischen Heimat im Kreis Herford mit einem Millionenaufwand ein Fußball-Leistungszentrum mit einem hochmodernen Stadion errichten zu wollen, da kickte der ortsansässige SVR noch in der Kreisliga A.

Es folgten – vor allem dank des großzügigen Engagements von Ex-Fußballer Finkemeier – gleich fünf Aufstiege in Serie. Das 2009 formulierte Fernziel (Oberliga Westfalen) wurde bereits im Vorjahr mit dem erstmaligen Sprung in die Regionalliga West im Eiltempo übertroffen. In seiner ersten Saison in der vierthöchsten deutschen Spielklasse hat sich der SV Rödinghausen dann auch als Neuling gut behauptet und zwei Spieltage vor dem Saisonende mit dem Abstieg schon lange nichts mehr zu tun.

Großen Anteil an der sportlichen Entwicklung hat der erfahrene Trainer Mario Ermisch (56), der den Klub 2011 in der Landesliga übernahm, zu den jüngsten drei Aufstiegen und jetzt zum souveränen Klassenverbleib führte. Ermisch, der in der Region zuvor schon auf höchster Amateurebene (unter anderem beim VfB Fichte Bielefeld und vor allem beim SC Verl) erfolgreich gearbeitet hatte, war dabei über viele Jahre keineswegs nur Übungsleiter, sondern übernahm trotz seines Hauptberufs als Rechtsanwalt noch zahlreiche weitere Aufgaben, vor allem im Bereich der Sportlichen Leitung.

Seit einigen Monaten kann sich Ermisch jedoch über Unterstützung freuen. Mit der Installierung des neuen Sportlichen Leiters und ausgebildeten Fußballlehrers Stefan Grädler (51), der in ähnlicher Position schon beim SC Preußen Münster und bei Rot Weiss Ahlen (Aufstieg in die 2. Bundesliga) tätig war, sowie der angekündigten Verpflichtung des künftigen Geschäftsführers Alexander Müller (bisher beim Handball-Zweitligisten TV Emsdetten) macht der SVR weitere wichtige Schritte in Richtung Professionalisierung. Beide sind offiziell bei der von Finkemeier gegründeten Sportmarketing GmbH angestellt, die einen Großteil des SVR-Etats für den Regionalliga-Kader in Höhe von ca. einer Million Euro finanziert.

„Damit liegen wir im Mittelfeld der Regionalliga und dort fühlen wir uns aktuell auch sehr wohl. Dabei bewegen wir uns auch mit den Gehältern stets im Rahmen des vorgegebenen Budgets“, sagt der in Rödinghausen geborene Grädler im MSPW-Gespräch und räumt mit den Vermutungen auf, der SVR plane im großen Stil den baldigen Angriff in Richtung 3. Liga oder habe sich gar – etwa nach dem Vorbild von 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig – noch höhere Ziele gesteckt. Trainer Ermisch und sein „Co“ Andreas Steinmann arbeiten nach wie vor in Vollzeit. Auch die meisten Spieler sind „Feierabend-Fußballer“, gehen einem Job oder Studium nach. Erst in der kommenden Saison sollen erstmals ein bis zwei Vormittagseinheiten pro Woche zusätzlich angeboten werden – allerdings in erster Linie im athletischen Bereich, um körperlich noch besser mithalten zu können.

Bevor der Blick sportlich aber weiter nach oben gerichtet wird, sollen mit nachhaltigen Investitionen die Infrastruktur und der Unterbau gestärkt werden. Das neu errichtete Wiehenstadion ist schon jetzt ein „Schmuckkästchen“, bietet aktuell 2.500 Besuchern Platz. Der erreichte Zuschauerschnitt von fast 1.250 in dieser Saison (Platz sechs in der Liga) ist umso bemerkenswerter. Die Kabinen erfüllen höchste Ansprüche, wurden nämlich nach dem Vorbild des FC Bayern München gebaut. An der Säbener Straße hatte sich deshalb eigens eine SVR-Delegation schon vor Jahren umgesehen. Ob allerdings ein späterer Ausbau bis auf Drittliga-Verhältnisse möglich wäre, erscheint zumindest fraglich.

Der Nachwuchs, der maßgeblich von A-Lizenz-Inhaber Tim Daseking (30) verantwortet wird, befindet sich ebenfalls auf Wachstumskurs. U 23 und U 19 stehen jeweils vor dem Aufstieg in die Westfalenliga und sollen als Sprungbrett dienen. „Wir wollen schon bald unsere jungen Spieler aus den eigenen Reihen rekrutieren“, so Grädler.

Nachbesserungen sind – zumindest mittelfristig – bei den Trainingsplätzen erforderlich. Hier könnte vor allem Vereinsvorsitzender Ernst-Wilhelm Vortmeyer eine wichtige Rolle zukommen. Denn der 61-Jährige ist auch hauptberuflicher Bürgermeister der 10.000-Einwohner-Gemeinde. Neu im Vorstand ist seit kurzem mit Dr. Andreas Hettich ein weiterer Großunternehmer aus der Möbelbranche. Das Familienunternehmen aus Kirchlengern macht mit 5.800 Mitarbeitern fast eine Milliarde Umsatz.

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