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Keine großen Sprünge bei RW Ahlen trotz Aufstieg

RWA-Vorsitzender Neuhaus: „Kämpfen ums nackte Überleben.“

Auch unmittelbar nach dem größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte gibt sich Dirk Neuhaus, erster Vorsitzender des frisch gebackenen Regionalliga West-Aufsteigers Rot Weiss Ahlen, keinen Illusionen hin. „Wir kämpfen nach wie vor um das nackte Überleben“, stellt der 57-jährige Versicherungskaufmann im Gespräch mit dem kicker klar. Der Grund ist einfach: Seit rund vier Jahren befindet sich der ehemalige Zweitligist in einem Insolvenzverfahren, das immer noch nicht abgeschlossen ist. Amtsgericht und Gläubiger müssen dem Insolvenzplan nach wie vor zustimmen.

Der Aufstieg als Tabellenzweiter der Oberliga Westfalen hinter dem TuS Erndtebrück ist vor diesem Hintergrund umso erstaunlicher. Trotz der Finanz-Problematik und des dadurch stark eingeschränkten Handlungsspielraums war es dem erfahrenen Sport-Chef Joachim Krug und Trainer Marco Antwerpen (Foto) gelungen, eine schlagkräftige Mannschaft für die Oberliga-Spitzengruppe zusammenzustellen.

Lange hatte es für die Wersestädter sogar nach einem souveränen Aufstieg ausgesehen. Vom 4. bis zum 22. Spieltag war Rot Weiss ununterbrochen Erster. Es folgte eine Schwächephase, die im Abrutschen auf Rang drei am 31. Spieltag gipfelte. Doch auf der Zielgeraden überholten die Ahlener den direkten Konkurrenten Westfalia Rhynern noch einmal und machten am letzten Spieltag mit einem 2:0 beim SuS Neuenkirchen alles klar.

„Die Meisterschaft und die damit verbundene Teilnahme am DFB-Pokal hätten wir sehr gerne mitgenommen“, redet Neuhaus nicht um den heißen Brei herum. „Aber wie die Mannschaft im Endspurt noch einmal zurückgekommen ist, das war aller Ehren wert.“ Diese Leistung bescherte Rot Weiss äußerst kurzfristige Feierlichkeiten mit rund 700 Fans im Wersestadion. „Wir hatten kaum etwas geplant. Dafür war die Zeit zu kurz. Es hat sich aber wieder einmal gezeigt: Spontane Partys sind die besten.“

Viel Zeit bleibt den Verantwortlichen auch jetzt nicht. Dafür sind die Herausforderungen in der Regionalliga zu groß. Trainer Antwerpen befindet sich zum Beispiel bis zum 25. Juni bei der U 21-Europameisterschaft in Tschechien. Der 43-Jährige mit der markanten Kojak-Frisur, einst unter anderem Spieler bei Rot-Weiss Essen, Preußen Münster, Fortuna Köln und FC Schalke 04 II, hat mit der Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB in Hennef begonnen. Mit dieser Doppelbelastung müssen Trainer und Mannschaft umgehen. „Marco ist doch noch ein junger Mann. Ich bin überzeugt, dass er das meistern wird“, meint Neuhaus.

Auf den Aufstiegs-Kader treffen die Attribute „jung und entwicklungsfähig“ ganz besonders zu. Kein Spieler ist älter als 27 Jahre. Die Mannschaft um Torjäger Damir Ivancicevic (25 Tore bei 32 Einsätzen) soll weitgehend zusammenbleiben und gezielt verstärkt werden. Bei den Gehältern bleiben die Möglichkeiten freilich stark begrenzt. „Wir versuchen, auf unsere Schonbezüge noch ein Schüppchen draufzupacken. Mehr ist nicht drin“, formuliert es Neuhaus.

Bei der Suche nach Neuverpflichtungen kann der Klub, der erst vor fünf Jahren (2009/2010) als Tabellenletzter aus der 2. Bundesliga abgestiegen war und im Anschluss auch wegen des Insolvenzverfahrens bis in die NRW-Liga durchgereicht wurde, dafür vor allem mit seinem Umfeld punkten. „Die Strukturen sind klasse“, bringt es Neuhaus auf den Punkt. „Wir haben einen modernen Kabinentrakt mit Sauna und Physio-Räumen sowie einen Kunstrasenplatz und drei Rasenplätze zum Trainieren. Das können nicht viele Regionalligisten vorweisen.“

Nicht viele Viertligisten können außerdem von sich behaupten, zwei Nationalspieler maßgeblich ausgebildet zu haben. Marco Reus und Kevin Großkreutz von Borussia Dortmund sind bei Rot Weiss besonders im Nachwuchsbereich auf zahlreichen Bildern allgegenwärtig. Sie erinnern freilich auch an bessere Zeiten in der 2. Liga. Nun – auch da gibt sich Dirk Neuhaus keinen Illusionen hin – geht es zunächst einmal wohl nur darum, die Saison in der Regionalliga West auf einem Nichtabstiegsrang zu beenden.

 

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