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RWE-Trainer Jan Siewert: „Fordere Leidenschaft“

Neu-Trainer will Zuschauer mit „Hafenstraßen-Fußball“ begeistern.

Er sorgt für frischen Wind an der Hafenstraße: Der neue RWE-Trainer Jan Siewert (32/Foto) soll den Traditionsverein auf Erfolgskurs bringen. Der bisherige DFB-Trainer und Stützpunktkoordinator spricht im kicker-Interview über seine ersten Eindrücke bei Rot-Weiss Essen.

Die erste Trainingswoche bei RWE liegt hinter Ihnen. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus, Herr Siewert?
Absolut positiv. Alle ziehen hervorragend mit und zeigen sich. Es ist für mich sehr erfreulich, dass der Kader schon zu Beginn der Vorbereitung zu mehr als 90 Prozent steht. So habe ich ausreichend Zeit, um den Spielern meine Ideen vom Fußball zu vermitteln.

Sie wirken auf dem Trainingsplatz sehr präsent, geben oft auch lautstark Anweisungen. Ist das Ihr typischer Stil?
Gerade zu Beginn einer Trainertätigkeit ist Kommunikation sehr wichtig, da gibt es schon mal etwas mehr zu sagen. Wichtig ist dabei aber ein gesunder Mix. Es kommt auch vor, dass ich mich etwas mehr zurückhalte und von außen genau beobachte.

Mit gerade einmal 32 Jahren sind Sie nach Tomasz Kaczmarek von Viktoria Köln der jüngste Regionalliga-Trainer. Juckt es da auch noch mal selbst in den Füßen?
Von diesem Gedanken hatte ich mich schon früh verabschiedet. Nach vier Knie-Operationen innerhalb eines Jahres musste ich mit 22 einsehen, dass es keinen Sinn mehr machte, selbst aktiv Fußball zu spielen. Umso schöner, dass mir der Einstieg in das Trainergeschäft dann so schnell gelungen ist.

Mussten Sie lange überlegen, als Ihnen RWE-Sportdirektor Andreas Winkler das Angebot unterbreitete, nach sechs Jahren beim DFB und beim Fußballverband Rheinland nach Essen zu wechseln?
Nein, das ging alles sehr schnell. Wir haben gleich gemerkt, dass wir inhaltlich auf einer Wellenlänge liegen. Ich habe während meiner Zeit beim DFB unter verschiedenen Trainerkollegen sehr viel gelernt. Es war für mich aber immer klar, dass ich eines Tages unbedingt zurück auf den Platz und wieder täglich mit einer Mannschaft arbeiten wollte. Dafür bin ich Fußballlehrer geworden.

Warum gerade Rot-Weiss Essen?
Wer die Chance hat, einen Verein wie RWE zu trainieren, der muss einfach zugreifen. Das hohe Maß an Emotionalität, das diesen Klub auszeichnet, passt ausgezeichnet zu meiner Auffassung vom Fußball. Ich stehe für eine leidenschaftliche Spielweise und fordere von meinen Spielern Leidenschaft ein.

Stichwort Leidenschaft: Ihr neuer Co-Trainer Stefan Lorenz stand als ehemaliger RWE-Kapitän gerade dafür. Hat das für Sie eine wesentliche Rolle gespielt?
Die hohe Identifikation mit dem Verein war auf jeden Fall ein wichtiger Faktor. Außerdem war für mich entscheidend, dass Stefan die Regionalliga West sehr genau kennt. Bei unseren Gesprächen über Fußball haben wir uns sofort gut verstanden. Auch menschlich passt es sehr gut.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom Umfeld?
Als vor wenigen Tagen der Dauerkartenverkauf begann, war es für mich sehr eindrucksvoll, so viele Menschen zu sehen, die sich – genau wie ich – auf die neue Saison freuen.

Vor Ihrer Verpflichtung hatte Andreas Winkler mit einem internen Kompetenzteam eine eigene Spielphilosophie entwickelt. RWE soll aggressiv, leidenschaftlich, mutig und offensiv spielen. Wie könnte der „Hafenstraßenfußball“ in der Praxis aussehen?
Zunächst einmal wird auch bei uns eine stabile Defensive mit einer guten Ordnung die Grundlage sein. Wir wollen dann möglichst früh Bälle gewinnen und schnell umschalten. Jedem Gegner, der nach Essen kommt, wollen wir zeigen, dass wir die dominante Mannschaft sind. Dabei sind wir nicht auf ein bestimmtes System festgelegt, sondern wollen immer flexibel sein und verschiedene Lösungen parat haben.

Die RWE-Fans hoffen auf den baldigen Aufstieg in die 3. Liga. Wie lautet Ihre Zielsetzung für die kommende Saison?
Wir werden auf jeden Fall nicht den Fehler machen und Erfolg oder Misserfolg an einem bestimmten Tabellenplatz festmachen. Vielmehr geht es darum, die Zuschauer mit unserem Fußball zu begeistern. Wenn uns das gelingt, dann werden sich auch Erfolge einstellen. Wir wollen in dieser starken Liga möglichst immer Tuchfühlung nach ganz oben halten und die Konkurrenz aus der Spitzengruppe herausfordern.

Nach dem gemeinsamen Besuch der gestrigen Mitgliederversammlung stand am Abend das erste Testspiel beim Drittliga-Aufsteiger Würzburger Kickers an. Es sprang ein 1:0-Sieg heraus. Welche Rolle spielen die Vorbereitungspartien im Hinblick auf den Saisonstart?
Wie der Name „Testspiel“ schon sagt: Wir werden Spieler auf verschiedenen Positionen testen und auch verschiedene Systeme ausprobieren. Dass wir dabei gleich zum Auftakt auf einen starken Gegner treffen, ist mir ganz recht. Allerdings werden wir diese Begegnung auch niemals überbewerten, sondern richtig einordnen.

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