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VfR Aalen: Abzug von neun Punkten droht

Verein will sich mit Insolvenzantrag von 3,6 Mio. Euro Schulden befreien.
Der Drittligist VfR Aalen hat Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt. Das gab der Verein am heutigen Dienstag offiziell bekannt. Der Klub begründet diesen Schritt damit, sich von Schulden in Höhe von 3,6 Millionen Euro befreien zu wollen, die den VfR noch aus der Vergangenheit belasten und die Zukunft des Vereins in Frage stellen würden. Auch eine Steuernachforderung in Höhe von 500.000 Euro für die Jahre 2008 bis 2012 droht dem VfR.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird nun eine schriftliche Stellungnahme des Klubs anfordern. Anschließend wird der DFB-Spielausschuss über die Folgen der Aalener Entscheidung für die laufende Saison der 3. Liga entscheiden. Paragraf 6 der Spielordnung sieht im Falle eines Insolvenzantrags den Abzug von neun Punkten vor. Nur in besonderen Ausnahmefällen kann von diesem Punktabzug abgesehen werden, beispielsweise wenn gegen den Hauptsponsor zuvor ein Insolvenzverfahren eröffnet worden ist.

Weitere spieltechnische Konsequenzen über einen Punktabzug hinaus sind nicht vorgesehen. Sollte Aalen neun Punkte verlieren, würde der Verein nach aktuellem Stand auf Abstiegsplatz 18 rutschen und hätte zwei Zähler Rückstand auf Rang 17, der den sportlichen Klassenverbleib bedeutet. Der Verein hofft allerdings darauf, die Strafe zumindest reduzieren zu können.

Die Liquidität des VfR – entscheidendes Kriterium für die Zulassung zur 3. Liga – ist nach derzeitiger Kenntnislage bis zum 30. Juni 2017 gesichert. Dies hat der DFB im Rahmen der Überprüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit während der Saison festgestellt. Der laufende Spielbetrieb ist nach Angaben des Vereins durch die Plansanierung nicht gefährdet.

Die offizielle Stellungnahme des VfR Aalen im Wortlaut:

„VfR Aalen zieht die Notbremse und regelt die Schuldenaltlasten und deren Folgewirkungen aus früheren Zeiten. Der Traditionsverein geht in die Planinsolvenz, um daraus gestärkt hervorzugehen. „Die sportlichen Leistungen sind positiv, die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung ebenso. Wir müssen aber mit den Schulden-Altlasten aus früheren Zeiten abschließen. Jetzt können wir den VfR Aalen zukunftsfähig machen. Damit stellen wir uns unserer Rolle als Top-Profiverein, TAAlentschmiede und Identitätsstifter der Region“, erklärt Roland Vogt, Sprecher des VfR-Präsidiums. Der laufende Spielbetrieb und die Lizenz für die neue Spielzeit werden durch die Plansanierung nicht gefährdet, die Spieler und Mitarbeiter erhalten ihre Gehälter in vollem Umfang.

Die VfR-Spitze hat es sich nicht leicht gemacht, letztlich aber den Beschluss zur Planinsolvenz einstimmig gefasst. Dass es überhaupt so weit kommen musste, liegt maßgeblich im Wegbrechen der beiden Hauptsponsoren „Imtech“ und „Scholz (Recycling)“ zum Ende der Saison 2012/2013 begründet. „Imtech“ musste selbst Insolvenz anmelden, „Scholz“ geriet ebenfalls in finanzielle Schwierigkeiten. „Seit Jahren kämpft der VfR Aalen mit defizitären Haushalten. Auch schon in der Zeit der 2. Liga gelang es den damals Verantwortlichen nicht, dem Prinzip ‚Bürgschaft und Kredite’ ein Ende zu setzen“, sagt Roland Vogt.

In Summe plagt den Verein nun ein negatives Eigenkapital von 3,6 Millionen Euro. Neben diesen Schulden in den Büchern des VfR Aalen ist außerdem eine Haupteinnahmequelle des VfR Aalen – die Rechte am Stadionnamen – an deren Tilgung gebunden und steht dem Verein im laufenden operativen Betrieb nicht zur Verfügung. Hinzu kommen jährlich unter anderem die Zinsen für diese Kredite und weitere Folgewirkungen. Des Weiteren kämpft der Verein mit nachteiligen vertraglichen Vereinbarungen aus den Zweitligazeiten und sieht sich seit neuestem auch mit einer drohenden Steuerrückzahlung in Höhe von bis zu 500.000 Euro konfrontiert, die aus der Zeit von 2008 bis 2012 herrührt.

„Diese drohende Steuerrückzahlung bringt das Fass zum Überlaufen, wir werden durch die Summe der Altlasten und deren Folgen endgültig erdrückt“, sagt Roland Vogt, Sprecher des Präsidiums. „Und leider wurde die von Herrn Scholz angekündigte Entschuldung des Vereins nicht umgesetzt. Auch die zugesagte sofortige Übernahme des Verlustes in der Saison 2015/2016 und die Freigabe der Namensrechte sind nicht erfolgt. Letztlich kann sich der VfR Aalen aus eigener Kraft aus dieser Schuldenlast nicht mehr befreien.“

Über ein geordnetes Planinsolvenzverfahren will sich der VfR nun endlich nicht nur von diesen Altlasten befreien, sondern sich auch die Namensrechte am Stadion und damit die Luft zum finanziellen Atmen wieder zurückholen. Das Ziel lautet: Das Fundament des VfR Aalen zukunftsfähig zu machen. So sieht es der Insolvenzplan des Münchener Rechtsanwalts Prof. Dr. Georg Streit vor.

Alle Gehälter der Spieler und Mitarbeiter werden auch bei laufendem Planinsolvenzverfahren in vollem Umfang gezahlt. Der Insolvenzplan soll zudem die Zulassung zum Spielbetrieb für die kommende Saison sichern. Hierzu erfolgt eine enge Abstimmung mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Die Zulassung setzt laut DFB-Statuten unter anderem die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Vereins voraus, die der Verein durch das Planverfahren auch für die kommende Saison sicherstellt. Auch über einen drohenden Punktabzug von bis zu neun Punkten steht der VfR Aalen mit dem DFB in intensivem Austausch. „Wenn wir aktiv die Dinge angehen, für Transparenz auch hinsichtlich der bisherigen beiden Hauptsponsoren sorgen und unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit durch Plansanierung darlegen, kann sich die Punktestrafe reduzieren“, zeigt sich Prof. Dr. Streit zuversichtlich.

Die Gesamtentwicklung des VfR Aalen sieht Präsidiumssprecher Roland Vogt absolut positiv. Er verweist auf die Rolle des VfR Aalen als Top-Profiverein, TAAlentschmiede und Identitätsstifter der Region. „Dieser Rolle stellen wir uns und zeigen aktuell, dass es sportlich nach oben geht. Unser Kader ist jung, mit zahlreichen Nachwuchstalenten bestückt und spielt einen tollen, attraktiven Fußball. Mit unserem Trainerteam haben wir die Verträge verlängert, um die sportlich erfolgreiche Arbeit fortzuführen.“ Ebenso konnten bereits viele Leistungsträger für die kommende Runde gebunden werden.

Auf der anderen Seite sind zwischenzeitlich weitreichende Einsparungen umgesetzt. Durch Umstrukturierungen und Verhandlungen konnten nach Aussage Vogts die Ausgaben erheblich reduziert werden. Und auch der Blick auf die Sponsoren zeigt beim VfR Aalen Erhellendes. Vogt: „In den letzten Jahren hatten wir auch in der 2. Bundesliga nur rund 100 Sponsoren und wurden bei der Sponsoren-Vermarktung von einer Agentur betreut. Jetzt vermarkten wir uns selbst und haben die Sponsorenzahl schon auf aktuell 183 gesteigert. Das bedeutet, wir haben das Sponsoring und damit die wirtschaftliche Existenz des Vereins auf ein deutlich breiteres Fundament gestellt. Insgesamt blickt der ganze Verein geschlossen nach vorn.“

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