Startseite / Fußball / 3. Liga / Fortuna Kölns Dahmani: Ich werde auch mal laut

Fortuna Kölns Dahmani: Ich werde auch mal laut

Offensivspieler grüßt mit Rheinländern von der Tabellenspitze der 3. Liga.

Für Offensivspieler Hamdi Dahmani und den SC Fortuna Köln lief der Auftakt in der 3. Liga optimal. Dem 1:0 zum Start gegen den VfR Aalen ließen die Rheinländer ein 2:0 beim Neuling FC Carl Zeiss Jena folgen. Der 29-jährige Deutsch-Tunesier Dahmani bereitete dabei den Treffer gegen Aalen vor und traf in Jena doppelt. Zuletzt gab es – ohne ein Dahmani-Tor – ein 3:0 gegen den VfL Osnabrück und den Sprung an die Tabellenspitze. Mit kleineren Unterbrechungen spielt Dahmani bereits seit 2008 für die Fortuna. Seit dieser Saison ist er Kapitän.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Hamdi Dahmani mit MSPW-Redakteur Thomas Ziehn über den Saisonstart, die neue Rolle als Kapitän und ein verlockendes Angebot aus Tunesien.

DFB.de: Hatten Sie von solch einem Start in die Saison geträumt, Herr Dahmani?

Hamdi Dahami: Mit diesem Traumstart war sicher nicht ohne weiteres zu rechnen. Wir wussten nach der Vorbereitung nicht genau, wo wir stehen. Schließlich gab es bei uns einen größeren Umbruch. Umso glücklicher sind wir, dass wir mit drei Erfolgserlebnissen gestartet sind.

DFB.de: Sie waren an drei Treffern direkt beteiligt. Gibt es einen Grund, warum es auch bei Ihnen persönlich auf Anhieb so gut läuft?

Dahmani: Das hängt viel mit meiner gewachsenen Erfahrung zusammen. Ich fokussiere mich schon während der Vorbereitung voll und ganz auf die Punktspiele, denn da zählt es. Ich werde nicht mehr nervös, wenn es in einem Testspiel gegen einen unterklassigen Gegner mal nicht mit einem Tor klappt. In diesem Bereich habe ich über die Jahre dazugelernt.

DFB.de: In welchen Bereichen ist noch Luft nach oben?

Dahmani: Gegen Aalen und in Jena waren einige Phasen dabei, die überzeugend waren. Gegen Aalen haben wir es vor allem spielerisch und mit viel Disziplin im taktischen Bereich gelöst. In Jena war die Zweikampfhärte entscheidend. Diese Variabilität gefällt mir. Es gab bisher noch keinen Rückschlag. Ich bin gespannt, wie wir dann reagieren. Allerdings bin ich auch dafür guter Dinge.

DFB.de: Sie sind seit wenigen Wochen Kapitän der Fortuna. Wie sehr hat es Sie gefreut, jetzt die Spielführerbinde tragen zu dürfen?

Dahmani: Die Freude war groß. Schon in der vergangenen Saison stand ich mit dem Trainer im engen Austausch. Schon damals hat Uwe Koschinat mir gesagt, dass ich mehr Verantwortung bekommen solle. Das war auch mit ein Grund, bei der Fortuna zu bleiben. Das Kapitänsamt bereitet mir sehr viel Spaß.

DFB.de: Haben Sie sich etwas verändert?

Dahmani: Meine Art und Weise hat dazu geführt, dass ich die Binde bekommen habe. Es gibt also keinen Grund, mich großartig zu ändern. Allerdings gibt es viele neue Gesichter in der Mannschaft. Ab und zu muss ich lautstark dirigieren – auch wenn das Laute nicht unbedingt mein Naturell ist.

DFB.de: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Uwe Koschinat beschreiben?

Dahmani: Sehr gut, harmonisch und geprägt von großem Vertrauen. Wir kommunizieren offen, ehrlich und direkt. So soll es sein. Anfangs waren wir nicht immer einer Meinung. Uwe Koschinat hatte eine andere Philosophie, setzte eher auf große und stämmige Spieler, nicht so sehr auf Techniker. Doch ich habe mich durchgekämpft und das hat dem Trainer wohl imponiert.

DFB.de: Die ersten neun Punkte sind unter Dach und Fach. Wie viele sollen es am Ende werden?

Dahmani: In der vergangenen Spielzeit hatten wir eine exzellente Hinrunde mit 28 Punkten gespielt und mussten dann in der Rückrunde doch noch kräftig zittern. Deshalb tun wir gut daran, so schnell wie möglich die Marke von 45 Zählern zu erreichen. Wenn wir das geschafft haben, schauen wir, ob und was noch möglich ist.

DFB.de: Sie werden aktuell vom tunesischen Spitzenklub Africain Tunis umworben. Wie ist der Stand?

Dahmani: Es stimmt, dass Africain Tunis Kontakt zu mir aufgenommen hat. Es ist ein lukratives Angebot. Fakt ist aber auch, dass ich bei der Fortuna glücklich und zufrieden bin. Außerdem bin ich vertraglich gebunden. Ich habe daher die Verpflichtung, mich auf das Hier und Jetzt mit der Fortuna zu konzentrieren. Ich sehe das ganz entspannt.

DFB.de: Sie wurden in Köln geboren und waren bisher ausschließlich im Rheinland aktiv. Ein Wechsel wäre also ein tiefer Einschnitt, oder?

Dahmani: Das ist richtig. Irgendwann einmal wäre ich jedoch nicht abgeneigt, diesen Schritt zu machen. Es wäre einen Versuch wert zu schauen, ob mich eine Station weiter weg charakterlich und fußballerisch weiterbringt. Bisher hat sich das nie ergeben. Es ist mir aber auch im Rheinland gelungen, mich ständig weiterzuentwickeln. Das macht mich stolz.

DFB.de: Für die Fortuna waren Sie schon zu (fünftklassigen) NRW-Liga-Zeiten aktiv, kehrten nach einem Jahr beim Nachbarn Viktoria Köln direkt zurück. Wie haben Sie es geschafft, sich ständig an höhere Ligen zu gewöhnen?

Dahmani: In erster Linie durch harte Arbeit und den Glauben an mich selbst. Außerdem habe ich das Glück, mit Uwe Koschinat seit Jahren einen Trainer zu haben, der Spielern eine zweite Chance gewährt. Ich bin ein Typ, der kein einziges Jahr seiner Karriere verschwenden will. Nach jeder Saison analysiere ich, was ich besser machen kann. Geholfen haben mir auch erfahrene Mitspieler. Zum Beispiel habe ich mit Albert Streit zusammengekickt. Da wird man automatisch besser.

DFB.de: Wie fanden Sie es, dass es Ihr ehemaliger Klub Viktoria Köln als Meister der Regionalliga West nicht in die 3. Liga geschafft hat?

Dahmani: Eine schwierige Frage. Ich hatte bei der Viktoria kein optimales Jahr. Ich bin aber nicht nachtragend und habe auch einiges gelernt. Ein Aufstieg der Viktoria hätte uns zwei geile Derbys beschert. Sportlich hat es die Viktoria aber nun einmal nicht geschafft.

DFB.de: Die Fortuna und auch die Viktoria agieren im Schatten des 1. FC Köln. Ist das manchmal auch ganz angenehm?

Dahmani: In Phasen, in denen es nicht so gut läuft, ist das durchaus so. Ich würde mir jedoch wünschen, dass die Fortuna ein wenig mehr in Richtung Sonne hervorkommt. Ein Traditionsverein wie die Fortuna hätte meiner Meinung nach einen deutlich größeren Fanzuspruch verdient. In einer Metropole wie Köln wäre das auf jeden Fall möglich. Das Beispiel Hamburg mit dem HSV und dem FC St. Pauli zeigt doch, dass es funktioniert.

Interview: DFB.de

Das könnte Sie interessieren:

Eintracht Frankfurt: Sophia Kleinherne verlängert bis 30. Juni 2026

24-jährige Nationalspielerin kam schon 2017 vom FSV Gütersloh.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert