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RWO gegen RWE: Tradition pur am Finaltag der Amateure

Oberhausen und Essen stehen sich im Niederrheinpokal gegenüber.
Es ist das einzige Duell zwischen zwei ehemaligen Bundesligisten und sicher einer der Höhepunkte am dritten „Finaltag der Amateure“: Wenn Rot-Weiß Oberhausen am Pfingstmontag (ab 17 Uhr, Live-Konferenz in der ARD) den „Erzrivalen“ Rot-Weiss Essen zum Endspiel um den Niederrheinpokal empfängt, dann wird ein volles Haus im Stadion Niederrhein erwartet. Bis zu 15.000 Zuschauer finden Platz, wenn die beiden Traditionsvereine aus der Regionalliga West um den Einzug in den DFB-Pokal kämpfen.

Dort waren zumindest die Essener in den vergangenen Jahren Dauergast, könnten sich mit einem Finalsieg bereits zum vierten Mal in Folge für die Hauptrunde qualifizieren. Mit insgesamt neun Titeln (zwischen 1993 und 2016) ist RWE auch mit einigem Abstand Rekordsieger des Verbandspokal-Wettbewerbs. Die „Kleeblätter“ aus Oberhausen haben deutlich mehr Nachholbedarf. Ihr zweiter und jüngster Triumph im Niederrheinpokal liegt exakt 20 Jahre zurück. Nun soll diese Durststrecke vor eigenem Publikum enden.

Rot-Weiß Oberhausen

„Wir sind diesmal dran, den Pokal zu holen“, sagt RWO-Trainer Mike Terranova vor dem Duell mit dem ungeliebten Nachbarn aus dem nur wenige Kilometer entfernten Essener Norden. Lange, zu lange müssen die Fans der Oberhausener bereits auf ein Erfolgserlebnis im Niederrheinpokal warten. Nur 1996 (2:0 gegen den FC Remscheid) und 1998 (2:0 nach Verlängerung gegen den SV Straelen), jeweils im heimischen Stadion, stemmten die Rot-Weißen den „Pott“ in die Höhe.

Seitdem reichte es nur noch zweimal zum Einzug in das Finale, das dann aber jeweils äußerst schmerzhaft endete. 2013 zog RWO gegen den Oberligisten Sportfreunde Baumberg (0:1) sensationell den Kürzeren. Zwei Jahre später ging das erste Finalduell mit Rot-Weiss Essen nach 120 torlosen Minuten erst im Elfmeterschießen 5:6 verloren. Damals wurde allerdings an der Hafenstraße in Essen gespielt.

Nun gibt es also in Oberhausen die Chance zur Wiedergutmachung. Nach einer für beide Klubs enttäuschenden Regionalligasaison, die auf den Plätzen neun (RWO) und zehn (RWE) endete, würden ein Pokaltriumph und die damit gesicherte DFB-Pokal-Teilnahme für einen zumindest versöhnlichen Abschluss sorgen.

Größter Hoffnungsträger der RWO-Fans ist Trainer Terranova. Der inzwischen 41-jährige Deutsch-Italiener und gebürtige Bochumer war selbst von 2006 bis 2013 als Profi für die „Kleeblätter“ am Ball, war dabei unter anderem am direkten Durchmarsch von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga unter dem damaligen Trainer und Ex-Nationalspieler Hans-Günter Bruns beteiligt. Von den Anhängern wird Terranova seitdem als „Fußballgott“ verehrt. Unmittelbar nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn startete „Terra“ seine Trainerkarriere bei RWO, war Co-, Jugend- und U 23-Trainer, ehe er im August 2016 die erste Mannschaft übernahm. Sein Vertrag wurde im Frühjahr um zwei Jahre verlängert.

Für gleich sechs Akteure ist das Duell zwischen Oberhausen und Essen das Wiedersehen mit ihrem Ex-Klub. Auf Oberhausener Seite waren Rechtsverteidiger Daniel Heber, Torhüter Robin Udegbe und Mittelfeldspieler Can Serdar in der Jugend für RWE am Ball. Die Verteidiger Kai Nakowitsch und Tim Hermes waren in der Regionalliga West für den Finalgegner aktiv. Bei den Essenern hat Angreifer David Jansen eine RWO-Vergangenheit.

Gründungsjahr: 1904

Mitgliederzahl: 1230

Liga-Zugehörigkeit: Regionalliga West

Trainer: Mike Terranova

Top-Torjäger: Philipp Gödde (neun Saisontreffer)

Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Bundesliga-Aufstieg (1969)

Weg ins Finale: VSF Amern (7:0), DJK St. Winfried Kray 65 (5:0), SC Düsseldorf-West (9:3), KFC Uerdingen 05 (2:0), FSV Duisburg 1989 (5:4)


Rot-Weiss Essen

Rot-Weiss Essen ist von den insgesamt 42 Teilnehmern am „Finaltag der Amateure“ neben dem Karlsruher SC der einzige Verein, der sogar schon mal den DFB-Pokal gewinnen konnte. 1953 triumphierte der Kultklub aus den Essener Ortsteilen Bergeborbeck und Vogelheim im Endspiel in Düsseldorf gegen Alemannia Aachen (2:1). Zu den Torschützen gehörte auch Helmut „Boss“ Rahn, der ein Jahr später mit zwei Treffern im WM-Finale gegen Ungarn (3:2) zum „Helden von Bern“ werden sollte. 1955 wurde Rot-Weiss Essen sogar Deutscher Meister (4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern).

Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte liegt damit bereits 63 Jahre zurück. Selbst an die siebte und bis heute letzte Bundesliga-Spielzeit mit Essener Beteiligung (1976/77) können sich nur noch die wenigsten RWE-Fans erinnern. Bundesweit sorgten die Rot-Weissen danach nur noch einmal für Furore, als sie 1994 als Zwangsabsteiger aus der 2. Bundesliga noch einmal das DFB-Pokal-Endspiel erreichten und im Berliner Olympiastadion dem SV Werder Bremen mit dem gebürtigen Essener Otto Rehhagel als Trainer 1:3 verloren.

Die Gegenwart an der Hafenstraße ist deutlich trister. Auf den Tiefpunkt der Vereinsgeschichte mit der Insolvenz und dem Zwangsabstieg in die 5. Liga 2010 folgte zwar nur ein Jahr später die umjubelte Rückkehr in die Regionalliga West. Seitdem verharrt RWE jedoch in der Viertklassigkeit, konnte noch nicht einmal auch nur am Aufstieg „schnuppern“. Umso erstaunlicher ist die Treue des Essener Publikum. Selbst in dieser Saison, als zwischenzeitlich sogar der Abstiegskampf drohte, strömten im Schnitt 6833 Zuschauer zu den Heimspielen in das Stadion Essen. Nur der TSV 1860 München schneidet in der Regionalliga Bayern mit ständigen fünfstelligen Kulissen noch besser ab.

Karsten Neitzel (50), der zuvor unter anderem den VfL Bochum und Holstein Kiel betreut hatte, ist auch schon der dritte RWE-Trainer in der laufenden Spielzeit. Sven Demandt musste nach einem missglückten Saisonstart gehen. Auch die Zusammenarbeit mit dessen Nachfolger Argirios Giannikis endete vorzeitig, nachdem der 37-jährige Grieche frühzeitig seinen Wechsel zum Drittligisten VfR Aalen angekündigt hatte.

Neitzels Start an der Hafenstraße verlief trotz einer Auftaktniederlage (1:3 in Wuppertal) durchaus vielversprechend. Seitdem blieben die Essener in sieben Punktspielen ohne Niederlage, sammelten 15 Zähler. Bei der „Generalprobe“ für das Pokalendspiel erkämpfte RWE – wie übrigens schon im Hinspiel – in Oberhausen ein 1:1.

Karsten Neitzel will daraus aber keine voreiligen Schlüsse ziehen. „Für das Pokalfinale haben beide Mannschaften sicher noch die eine oder andere Option. Auch vom Charakter, von der Anspannung und von der Atmosphäre her wird es sicher noch einmal ein ganz anderes Spiel. Da hat das Ergebnis aus dem Ligaduell keine Relevanz mehr, zumal sich die beiden Mannschaften ohnehin sehr gut kennen“, sagt der Ex-Profi gegenüber FUSSBALL.DE: „Im Endspiel geht es so oder so wieder bei Null los. In diesem Derby ist alles möglich.“

Gründungsjahr: 1907

Mitgliederzahl: 5438

Liga-Zugehörigkeit: Regionalliga West

Trainer: Karsten Neitzel

Top-Torjäger: Marcel Platzek (13 Saisontreffer)

Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Deutscher Meister (1955), DFB-Pokalsieger (1953)

Weg ins Finale: FC Kray (2:0), 1. FC Kleve (3:1 n.V.), ETB Schwarz-Weiß Essen (2:0), TuRU Düsseldorf (5:4 n.E.), TV Jahn Dinslaken-Hiesfeld (5:0)

 

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