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Rödinghausen-Trainer Nils Drube: „Nach wie vor hohe Ziele“

Künftiger Trainer des Regionalliga-Spitzenreiters im kicker-Interview.
Zum 1. Juli wird Nils Drube (42/Foto) neuer Cheftrainer beim Regionalliga West-Tabellenführer SV Rödinghausen. Der ausgebildete Fußball-Lehrer spricht im kicker-Interview mit MSPW-Redaktionsleiter Ralf Debat über seine Pläne.

Warum haben Sie sich entschieden, Ihre Trainerkarriere beim SV Rödinghausen fortzusetzen, Herr Drube?
Die Gespräche mit Geschäftsführer Alexander Müller waren hervorragend verlaufen und von einem hohen Maß an Offenheit, Respekt und Wertschätzung geprägt. Wir haben schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Außerdem hat mich überzeugt, wie gut der Verein aufgestellt ist und wie seriös er mit der für alle Beteiligten schwierigen Situation in der Corona-Krise umgeht. Das ist alles andere als selbstverständlich.

Hat Sie die fehlende Perspektive in Richtung 3. Liga nicht abgeschreckt?
Nein. Vielmehr hat mir sehr gut gefallen, wie souverän der Verein die Entscheidung kommuniziert hat, trotz der Tabellenführung auf den möglichen Aufstieg in die 3. Liga zu verzichten. Das zeugt schließlich auch von einer sehr realistischen Einschätzung der eigenen Möglichkeiten. Klar, die Früchte der sportlichen Arbeit können in diesem Jahr nicht unmittelbar geerntet werden. Dennoch hat der SVR nach wie vor hohe Ziele.

Was wird denn von Ihnen erwartet?
Wir wollen auch für die nächste Saison – wann immer sie beginnt – ein Top-Team in der Regionalliga West formen und unter den ersten fünf Mannschaften mitmischen, außerdem möglichst im DFB-Pokal für Highlights sorgen. Dazu geht es darum, die Philosophie des Vereins auf den Platz zu bringen und junge Spieler weiterzuentwickeln, damit sie den nächsten Schritt machen und sich für höhere Aufgaben empfehlen können.

Der SV Rödinghausen will für attraktiven und offensiven Fußball stehen. Sie auch?
Definitiv. Wir wollen aktiv und dominant sein, das Spiel bestimmen und kontrollieren. Ich setze auf eine hohe Intensität und starkes Gegenpressing, um den Gegner permanent zu beschäftigen und unter Druck zu setzen.

Nach der Beurlaubung bei den Sportfreunden Lotte in der 3. Liga waren Sie ein Jahr ohne Verein. Wie haben Sie die Zeit genutzt?
Ich war viel unterwegs, habe Spiele von den Junioren-Bundesligen über die Regionalligen bis zur Champions League beobachtet, dazu einige Nachwuchsleistungszentren besucht, darunter auch den neuen Campus des FC Bayern München. Mit vielen Trainerkollegen habe ich mich ausgetauscht und mich auch selbst reflektiert.

Bei Preußen Münster und Bayer 04 Leverkusen hatten Sie viele Jahre im Nachwuchsbereich gearbeitet. War das jetzt keine Option mehr?
Im Fußball sollte man grundsätzlich nichts ausschließen. Wenn ich mich jedoch für eine Aufgabe entscheide, dann geht es nicht darum, ob es sich um Junioren- oder Seniorenbereich handelt, sondern ob ich zu 100 Prozent dahinterstehe. Diese Frage kann ich im Hinblick auf Rödinghausen mit einem klaren Ja beantworten.

Hatten Sie bereits Kontakt zu Spielern?
Erste Gespräche wurden bereits geführt, weitere werden in den nächsten Tagen und Wochen folgen. Wegen der aktuellen Situation ist das bekanntlich nicht so einfach. Aber es ist mir wichtig, mir von jedem Einzelnen persönlich ein Bild zu machen.

Bisher stehen 13 Spieler für die nächste Saison unter Vertrag. Worauf werden Sie bei der Kaderplanung Wert legen?
Insgesamt wollen wir den Kader ein wenig verjüngen. Wichtig ist aber ein ausgeglichener Mix. Im Vordergrund steht aber bei jedem Spieler, dass er sich voll mit dem Verein und der Situation identifiziert. Die Jungs müssen wissen, woran sie sind, und das voll akzeptieren. Sie bekommen in einem äußerst professionellen, aber auch sehr ruhigen und familiären Umfeld die Chance, sich zu verbessern. Das sollten sie zu schätzen wissen.

Wollen Sie den umworbenen Top-Torjäger Simon Engelmann zum Bleiben bewegen?
Simon hat eine unfassbare Quote. Wir wären verrückt, wenn wir mit ihm keine Gespräche führen würden, um ihn möglichst zu halten. Er weiß, was er an Rödinghausen hat. Es ist aber auch klar, dass sich höherklassige und deutlich finanzkräftigere Vereine um ihn bemühen. Sollte er sich für einen Wechsel entscheiden, könnte es ihm niemand verübeln.

Der Abbruch der noch laufenden Saison zeichnet sich zumindest ab. Wann jedoch die neue Spielzeit beginnen kann, ist noch völlig unklar. Wie gehen Sie damit um?
Es ist eine sehr interessante und spannende Herausforderung. Es ist für die Spieler schwierig, sich mit individuellem Training auf einem hohen Niveau zu halten. Als künftiger Trainer ist es für mich jetzt nicht möglich, Trainings- oder Vorbereitungspläne zu entwerfen. Dazu ist alles noch zu ungewiss. Auf der anderen Seite gibt uns die lange Pause ausreichend Zeit, um den Kader zu planen und in aller Ruhe Veränderungen vorzunehmen.

In der Regionalliga West waren Sie selbst noch nicht tätig. Wie schätzen Sie die Spielklasse ein?
Es ist ja auch noch nicht klar, wie sich die Spielklasse zusammensetzen wird. Sicher ist aber, dass wir weiterhin auf viele attraktive und ambitionierte Klubs treffen werden. Essen und Oberhausen wollen aufsteigen, auch Alemannia Aachen wird sehr ehrgeizig sein. Grundsätzlich ist die Regionalliga aus meiner Sicht in den letzten Jahren noch stärker geworden. Viele bestens ausgebildete Spieler, die aus den Nachwuchsleistungszentren der Profiklubs hervorgegangen sind, heben das Niveau an.

Sportlich hat der SVR gute Chancen, sich erneut für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Wie heiß wären Sie auf einen Auftritt auf dieser großen Bühne?
Wer so etwas schon mal genossen hat, will wieder dorthin kommen. Der Pokal-Wettbewerb ist für kleine Vereine ein besonderer Höhepunkt. Als Spitzenreiter in der Liga und Halbfinalist im Westfalenpokal hat der SVR aktuell ja sogar noch zwei Chancen, um sich erneut für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Wir müssen abwarten, wie die Verbände entscheiden.

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