Startseite / Fußball / Rot-Weiss Essen mit Titz-Nachfolger Neidhart schon einig

Rot-Weiss Essen mit Titz-Nachfolger Neidhart schon einig

Selbst Aufstieg hätte Trennung wohl nicht mehr verhindert.
Exakt zwölf Monate und zwölf Tage dauerte die Amtszeit von Cheftrainer Christian Titz (Foto/49) beim Traditionsklub Rot-Weiss Essen. Der Bundesliga erfahrene Fußball-Lehrer, der im Juni 2019 als großer Hoffnungsträger für den ersehnten Aufstieg in die 3. Liga an der Hafenstraße vorgestellt worden war und nach aktuellem Stand noch bis 2021 unter Vertrag steht, ist ab sofort freigestellt. Sein Nachfolger Christian Neidhart (aktuell noch SV Meppen), mit dem nach kicker-und MSPW-Informationen bereits weitgehende Einigkeit erzielt wurde, dürfte zeitnah präsentiert werden und wird mit den ambitionierten Essenern voraussichtlich Anfang September in die dann 13. Saison in Serie in der Viert- oder sogar Fünftklassigkeit (2010/2011) starten.

Es war aber nicht etwa der verpasste Aufstieg, der die RWE-Verantwortlichen um Vorstand Marcus Uhlig (49) und Sportdirektor Jörn Nowak (34) nur ein Jahr nach der Trennung von Titz-Vorgänger Karsten Neitzel (52) erneut zum Handeln in der Trainerfrage veranlasste. Die sportliche Bilanz (Platz drei, Schnitt von 2,125 Punkten pro Spiel, Einzug ins Halbfinale um den Niederrheinpokal) kann sich schließlich sehen lassen, zumal dem Titz-Team wegen des Ausbruchs der Corona-Krise die Chance genommen wurde, den Rückstand auf den Hauptkonkurrenten SC Verl vielleicht im Endspurt doch noch aufholen zu können.

Auch „unterschiedliche Auffassungen in der zukünftigen strategischen Ausrichtung“, mit denen in der offiziellen Pressemitteilung des Vereins die Trennung begründet wurde, wären wohl zumindest keine unüberwindlichen Hindernisse für eine weitere Zusammenarbeit gewesen, wenn sonst alles gestimmt hätte. Das aber war nicht der Fall. Vielmehr kamen Uhlig und Nowak sowie auch der eingebundene Aufsichtsrat zu dem Schluss, dass in der bisherigen Konstellation eine hohe Wahrscheinlichkeit auf sportlichen Erfolg nicht mehr gegeben sei – nicht zuletzt aus atmosphärischen Gründen.

Zu „anstrengend“ war die jetzt abgebrochene Saison für alle Beteiligten verlaufen. Und das nicht nur wegen Corona. Mehrfach mussten „Brandherde“ im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Trainerteam und Mannschaft gelöscht werden, um das sportliche Ziel im Auge zu behalten. Erste Dissonanzen, so wird es hinter vorgehaltener Hand erzählt, seien sogar schon vor Saisonbeginn aufgetreten. Umso erstaunlicher war der äußerst gelungene Start. Häufige Personalwechsel innerhalb des Teams brachten – unter anderem durch zahlreiche Joker-Tore – zu Beginn viele Erfolge. Auf der anderen Seite nagte es am Selbstvertrauen, teilweise von der Startelf auf die Tribüne versetzt zu werden. Bei einigen Spielern war die Angst vor dem Versagen (zu) groß. Auch die sportliche Einschätzung über die Qualität des vorhandenen Kaders und die Notwendigkeit weiterer Neuverpflichtungen stimmte zwischen Cheftrainer und Sportlicher Leitung nicht immer überein.

Christian Titz ging seinen Weg, setzte seine sportlichen Vorstellungen um. Aus seiner Sicht konsequent und erfolgreich. In der Bewertung von innen und außen teilweise aber auch stur und undiplomatisch. Nicht ausgeschlossen daher, dass selbst das Erreichen des Aufstiegs nicht ausgereicht hätte, um die Risse zu kitten.

Das könnte Sie interessieren:

Regionalliga Südwest: TSV Steinbach Haiger installiert neues Trainerduo

Ex-Siegener Hüsni Tahiri arbeitet künftig mit Daniel Wilde zusammen.

3 Kommentare

  1. Ich hatte schon vor einigen Monaten gegenüber den Verantwortlichen bei RWE kritisch und schriftlich angemerkt, dass es keinesfalls mit strategischen Überlegungen des Trainers oder mit Neuerungen im Trainergeschäft zu verantworten ist, bei einem großen Kader derartig häufig die Aufstellungen zu ändern, so dass die Aussage des Trainers Titz zu Saisonbeginn nach Geduld mit den Worten „Wir müssen uns erst einspielen“ zur Farce wurde. Wenn beim Trainer keine Bereitschaft besteht oder zumindest in Ansätzen vorhanden ist, dann muss der jetzt vollzogene Schritt gemacht werden. Es gibt aus meiner Sicht im Kader nicht einen Spieler, dem ich eine psotive Entwicklung bescheinigen könnte. Im letzten Heimspiel 2020 wäre es bald wieder so gekommen, wie ich es trotz Dauerkarte in der letzten Saison praktiziert habe: Besser zur Halbzeit gehen, als dieses Spiel zu betrachten. Sebst Conde partizipiert gegenwärtig noch von seinen guten Leistungen zu Saisonbeginn. Sein Leistungsabfall ist bespielhaft für die gesamte Mannschaft. Ich bin 73 Jahre alt und kenne den Alltag bei RWE. Als Mitglied und Dauerbesucher verstehe ich diese Maßnahme zu gut: Der Punkteschnitt ist kein Maßstab für gutes Trainung, sondern ist Ausdruck der Überlegenheit von RWE gegenüber dem Rest der Liga hinter Platz 5. Weil der Kader überdurchschnittlich besetzt ist. Das war und ist kein Verdienst von Herrn Titz. Das Versagen von Herrn Titz liegt auch darin begründet, dass er selbst große Ziele verfolgt und entsprechend seinen Vorstellungen handelt, ohne darauf zu achten und dies in den Vordergrund zu stellen, dass die Mannschaft auch diese Vorstellungen umsetzen kann. Normalerweise müsste sich die Arbeit des Trainer darauf konzentrieren, dass das gespielt wird, was die Mannschaft verkörpern kann. Hier lagen Spielidee des Trainers und Können der Spieler weit auseinander. Eine richtige Entscheidung.

    Freundliche Grüße,
    Ernst Altenburg

  2. Es hört nicht auf. Wir benötigen irgendwann mal Kontinuität. Ich denke, Titz hatte zwei Jahre Zeit und diese hätte ihm gewährt werden müssen. Es ist schon sehr schwer, realer zu sein…

  3. Der Verein hatte die Chance, mit einem Bundesliga erfahrenen Trainer kontinuierlich nach oben zu marschieren. Es ist unvorstellbar, mit welch konsequenter Haltung die Trainer bei RWE gefeuert und den Spielern Ausreden von ganz oben geliefert werden. Man muss sich einmal vorstellen, dass ewige Nörgler und Querulanten beim FC Bayern ständig Uli Hoeneß besucht und nassgeweinte Tempotücher wegen eines leistungsorientierten Jupp Heynckes die Bude eingerannt hätten. Uli hätte diese zum Nachttraining nach Afghanistan gejagt.

    Und was passiert bei RWE? Ach ja, wir reden ja über einen Viertligisten, der vor 40 Jahren noch wusste, wie man 1.Liga schreiben kann. Unglaublich, was in diesem Verein passiert. Am besten ist Insolvenz, abschließen, Schlüssel wegwerfen und gut is…

Schreibe einen Kommentar zu Ernst Altenburg Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert