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Traben: Neunter Derby-Sieg für „Altmeister“ Heinz Wewering?

Mollema-Schützling Keytothehill tritt am Sonntag in Berlin als Favorit an.
Es ist angerichtet für Deutschlands wertvollstes und national bedeutendstes Trabrennen am Sonntag! Nach einer hochkarätigen Derby-Talkrunde mit Gästen wie Heinz Wewering (Berlin), Michael Nimczyk (Willich) und Rudolf Haller (Vaterstetten), die bereits um 11.15 Uhr beginnt und auf „trotto.de“ sowie den Facebook- und YouTube-Accounts des Rennvereins Berlin-Mariendorf übertragen wird, geht das Geschehen auf der Sandpiste in der Hauptstadt um 12.30 Uhr mit einer nicht leicht zu durchschauenden Auftaktprüfung für die trabenden Anfänger los. Im 11. Rennen um 17.10 Uhr wird zum 125. Mal der Champion der Dreijährigen gesucht – und rund zweieinhalb Minuten später gefunden sein.

So lange dauert es in etwa, bis die zwölf Cracks, die sich vor 14 Tagen in insgeaamt vier Vorläufen für das mit 205.050 Euro gespickte Traber-Derby qualifiziert haben, im Ziel sind. Als heißester Anwärter auf das „Blaue Band“, das schon lange von Lorbeerkranz, Siegerdecke und Pokalen für das Umfeld des vierbeinigen Siegers ersetzt worden ist, gilt Keytothehill (Foto), der im Siegfall eine weitere Krönung erfährt: Er wäre der 19. Traber, der mit der seit 1922 möglichen – imaginären – dreifachen Krone geadelt würde, die neben dem Derby-Triumph Siege in den klassischen Vorprüfungen Adbell-Toddington- und Buddenbrock-Rennen beinhaltet.

Genau diese hat der unkomplizierte Braune völlig souverän gegen den vermeintlichen „Kronprinzen“ Wild West Diamant auf unnachahmliche Weise an seine Fahne geheftet, war dabei keine Sekunde – wie auch im Vorlauf – zu erschüttern und präsentierte sich durchweg als die klare Nummer eins. Geformt wurde und wird er vom Holländer Arnold Mollema (Wolvega), der das Derby als Fahrer 2005 mit Unforgettable, 2014 mit Expo Express gewonnen hat, sich seit einigen Jahren aufs Vorbereiten konzentriert und das Rennen fahren anderen überlässt. Der letzte Traber, der sich mit der dreifachen Krone geschmückt hat, war jener „Express“ – der 71-Jährige weiß also, wie man Champions aufbaut. Als Vollstrecker hätte er für den nach einem Herzinfarkt noch nicht wieder einsatzfähigen Roland Hülskath (Krefeld) keinen besseren Catchdriver als Heinz Wewering wählen können. Schon achtmal ist der 29-malige Deutsche Meister der Trabrennfahrer nach dem Derby auf die stets vielumjubelte Ehrenrunde gegangen – angefangen 1981 mit Noble Stardom bis zu Unikum, dessen einzigartiger Triumph genau zehn Jahre her ist. Diamond Way, Chergon und Oscar Schindler SL gewannen mit und dank ihm die viel besungene dreifache Krone.

Auch der mit Ehrungen überhäufte gebürtige Münsterländer weiß also, wie man den Deckel drauf macht. Dass er bereits 70 Jahre alt ist, sollte kein Hinderungsgrund sein: „Ich muss ja schließlich nicht selbst rennen“, wie er jovial meinte, und gerade in diesem Jahr haben ihm zwei 70jährige vorexerziert, wie man ein Derby gewinnt: Steen Juul in  in Finnland schossen als alte Kanonen die Konkurrenz aus dem Feld.

Natürlich weiß auch Heinz Wewering, dass das Fell des Bären nicht verteilt werden sollte, bevor der nicht erlegt ist. Heißester Anwärter auf einen Umsturz ist besagter Wild West Diamant, der den Nachteil hat, nicht übermäßig zügig hinterm Startauto wegzukommen, was andererseits eine der Stärken Keytothehills ist. Sein Bonus: Er wird vorbereitet von Paul Hagoort und gesteuert von Robin Bakker, die dem deutschen Derby seit 2013 ihren Stempel aufgedrückt haben: Fünfmal waren ihre Schützlinge seitdem vorn – von Tiger Woods As bis Mister F Daag.

Natürlich wird ob dieser beiden Granden der Rest nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, sondern auf den immer wieder beschworenen Überraschungs-Thrill hoffen. In vorderster Linie gilt dies für den auf höchstem Level noch recht unerfahrenen Straight Flush, der seine Rennlaufbahn erst in diesem Jahr begonnen und fünf seiner sechs Aufgaben als Klassenbester gelöst hat. Er wird vom deutschen Berufsfahrer-Champion Michael Nimczyk (Willich) gesteuert.

Ein bisschen mehr Erfahrung hat Gold Cap BR als schnellster der vier Vorlauf-Zweiten, der in seinem Qualifier Keytothehill gar ein paar hundert Meter getrotzt hat. Hervorzuheben ist daneben Toto Barosso, der in Schweden mit 1:11,2 Minuten die schnellste Durchschnittskilometer-Zeit aller zwölf Anwärter erzielt und dies als Zweiter zu Straight Flush untermauert hat. Der Rest wird sich mit dem Part des chancenreichen Außenseiters begnügen müssen, mit dem es sich oft bestens leben lässt.

Trostpflaster für Winnetou Diamant?

All jene dreijährigen Hengste und Wallache, die den Sprung bzw. die Fahrt ins Finale nicht geschafft haben, dürfen im mit 20.000 Euro versüßten Finale B (13. Rennen) versuchen, sich und ihre Besitzer zu trösten. Das gilt ganz besonders für Winnetou Diamant, der in seinem, dem am heftigsten umkämpften Vorlauf, das Finale als Vierter nur haarscharf verpasste – und das trotz einer anfänglichen Galoppeinlage, die ihn rund 40 Meter zurückwarf.

Ohne einen solchen Lapsus sollte der Apachen-Häuptling in der Lage sein, sich die Skalps seiner neun Rivalen zu holen. Doch Eagle in the Sky, The Natural, Body n Soul und vor allem Brady wollen sich so leicht nicht unterbuttern lassen.

Derby-Revanche für La Grace?

In der wie bereits 2019 nicht nach Geschlechtern getrennten Revanche aufs Derby 2019 (4. Rennen) wagt sich Stuten-Derby-Siegerin des Vorjahres, La Grace, mit exzellenten Aussichten gegen das starke Geschlecht. Bis auf das erste hat die Braune die folgenden drei Rennen dieser Saison gewonnen – jeweils ohne an ihre Grenze gehen zu müssen. Die wird sie diesmal wohl ausloten müssen, denn Juan Les Pins, Derby-Sechster des Vorjahrs, ist gleichfalls in bestechender Verfassung, wie der jüngste Sieg im hiesigen Auktionsrennen über unter anderem Ikarus Love und Pechvogel River Flow bewiesen hat, der im entscheidenden Moment hinter einem galoppierenden Mitstreiter nicht wegkam.

Aus dem Derby 2019 hat er noch eine gewaltige Rechnung offen, denn als es um Himmel oder Hölle ging, fand er erst ganz spät ein Schlupfloch und wurde nicht mal eine halbe Länge hinter dem Sieger nur Vierter.

Foto-Quelle: Heiko Lingk/Trabrennverein Berlin-Mariendorf

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