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Pokal-Wahnsinn geht weiter: RWE wirft Bayer 04 Leverkusen raus!

Kefkir und Engelmann drehen 0:1-Rückstand in der Verlängerung.
Der Traditionsverein Rot-Weiss Essen hat für die nächste Sensation im DFB-Pokal gesorgt. Der Tabellenzweite der Regionalliga West setzte sich im Achtelfinale nach Verlängerung gegen den Champions League-Aspiranten und Vorjahresfinalisten Bayer 04 Leverkusen 2:1 (0:0, 0:0) durch und steht erstmals seit der Saison 1993/1994 in der Runde der letzten acht Vereine. Damals hatte RWE als Zweitligist sogar das Endspiel erreicht.

Fast über die gesamte Spielzeit war der Bundesligist aus dem Rheinland an der Hafenstraße die deutlich überlegene Mannschaft, scheiterte aber immer wieder am überragenden RWE-Torhüter Daniel Davari oder – insgesamt viermal – am Aluminium. Der vermeintlich erlösende Führungstreffer für Leverkusen gelang Leon Bailey (105.) erst kurz vor dem Ende der ersten Hälfte der Verlängerung. Doch das sollte nicht reichen.

Der krasse Außenseiter aus Essen, der in den ersten Pokalrunden bereits Arminia Bielefeld (1:0) und Fortuna Düsseldorf (3:2) ausgeschaltet hatte, schlug durch den eingewechselten Oguzhan Kefkir (Foto/108.) und Torjäger Simon Engelmann (117.) zurück. Die Mannschaft von RWE-Trainer Christian Neidhart, das sich schon als einziges unterklassiges Team für das Achtelfinale qualifiziert hat, mischt weiter als Underdog im Pokalwettbewerb mit. Seit mehr als einem Jahr sind die Rot-Weissen in Pflichtspielen ungeschlagen.

RWE-Trainer Neidhart: „Megastolz auf das Team“

„Als Regionalligist das Viertelfinale zu erreichen, ist einfach überragend“, sagte Siegtorschütze Engelmann: „Wir haben auch nach dem Rückstand immer an uns geglaubt und am Ende alles nach vorne geworfen. Dann noch zwei Tore zu erzielen, ist Wahnsinn.“

Christian Neidhart meinte: „Ich bin megastolz auf das Team, das über 120 Minuten leidenschaftlich gekämpft hat. Daniel Davari hat uns mit einer überragenden Leistung mehrfach im Spiel gehalten. Das ist ein besonderer Moment für uns.“

Bayer-Trainer Peter Bosz zeigte sich tief enttäuscht: „Wir dürfen dieses Spiel niemals verlieren. Dass wir die 1:0-Führung aus der Hand gegeben haben, darf uns mit unserer Erfahrung einfach nicht passieren. Wir haben so viele Torchancen vergeben und sind dafür am Ende von einer guten Mannschaft bestraft worden.“

Viertligist Essen formiert Fünferkette in der Abwehr

Im Vergleich zum 2:0-Heimsieg in der Liga gegen den Bonner SC hatte RWE-Trainer Neidhart auf zwei Positionen gewechselt: Innenverteidiger Felix Herzenbruch und Mittelfeldspieler Amara Conde starteten für Oguzhan Kefkir und den früheren Leverkusener Cedric Harenbrock. In der Hintermannschaft formierten die Gastgeber eine Fünferkette, um die starke Offensive des Favoriten möglichst nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.

Gleich fünf Veränderungen gegenüber dem 0:1 bei RB Leipzig gab es bei Bayer 04. Neben Nationalverteidiger Jonathan Tah, der wegen einer Rotsperre passen musste, nahm Trainer Bosz auch Wendell, Moussa Diaby, Daley Sinkgraven und Jungstar Florian Wirtz aus der Startformation. Neu ins Team rückten Innenverteidiger Aleksandar Dragovic, Mittelfeldspieler Exequiel Palacios, Flügelflitzer Karim Bellarabi sowie die beiden Mittelstürmer Lucas Alario und Patrik Schick, die eine Doppelspitze bildeten.

RWE-Torhüter Davari hält – Schick an den Pfosten

„Wir wollen als Underdog möglichst lange die Null halten und dafür sorgen, dass es ein echter Pokalfight wird“, hatte Neidhart seinen Spielern mit auf den Weg gegeben. Dieses Konzept sollte aufgehen.

In der Anfangsphase dominierte zwar der haushohe Favorit das Geschehen und kam auch durch Abwehrspieler Edmond Tapsoba und Offensivspieler Leon Bailey zu ersten Möglichkeiten. RWE-Torhüter Daniel Davari war aber jeweils auf dem Posten. Die größte Chance, die Leverkusener in Führung zu bringen, hatte nur wenig später Patrik Schick, der nach einer Bellarabi-Flanke aus kurzer Entfernung nur den Pfosten traf.

Nach einer halben Stunde wurden jedoch die Essener mutiger und verlagerten das Spiel zumindest zeitweise in die die Bayer-Hälfte. Ein 16-Meter-Schuss von RWE-Kapitän Marco Kehl-Gomez strich nur knapp am Tor vorbei. Außerdem hatten die Gastgeber Pech, dass eine Aktion von Leverkusens ManU-Leihgabe Timothy Fosu-Mensah gegen Essens Torjäger Simon Engelmann nicht als Notbremse gewertet wurde. Unter dem Strich hatte der Viertligist vor der Pause zwar nur 33 Prozent Ballbesitz, aber 63 Prozent der Zweikämpfe für sich entschieden. Ohne Tore ging es in die Kabinen.

Leverkusens „Joker“ Diaby trifft zweimal Aluminium

Für viel Belebung im Leverkusener Spiel sorgte Angreifer Moussa Diaby, der kurz vor der Pause für den verletzten Bellarabi eingewechselt wurde. In der Anfangsphase der zweiten Halbzeit – Trainer Bosz hatte außerdem noch Florian Wirtz und Wendell für Palacios und Schick gebracht – häuften sich auch deshalb die Torchancen der Rheinländer. Diaby scheiterte am Außenpfosten, Tapsoba per Kopfball am glänzend reagierenden Davari.

Um seine Mannschaft wieder zu stabilisieren und für mehr Entlastung zu sorgen, brachte auch Essens Trainer Neidhart mit Jonas Hildebrandt (für Amara Condé) und Oguzhan Kefkir (für Isaiah Young) zwei frische Kräfte. Die Gäste blieben jedoch deutlich überlegen. Angriff auf Angriff rollte in Richtung des Essener Tores, ein Treffer wollte jedoch bis zum Ende der regulären Spielzeit nicht gelingen.

In der Schlussphase half dem Außenseiter sogar noch zweimal das Aluminium. Erst traf Diaby zum zweiten Mal das Gebälk, den Nachschuss von Bayer-Kapitän Charles Aranguiz lenkte Davari an den anderen Pfosten. Wahnsinn! In der Nachspielzeit hatte Kefkir mit einem Seitfallzieher dann plötzlich sogar die Chance auf den Siegtreffer für RWE. Sein Schuss wurde jedoch zur Ecke abgewehrt. – Verlängerung.

Platzek und Harenbrock stechen als Vorbereiter

Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit der Verlängerung dann die vermeintliche Erlösung für den Bundesligisten: Nach einer Hereingabe von Dragovic tauchte Bailey plötzlich völlig frei vor Davari auf – und überwand den herausragenden Essener Schlussmann zum 0:1 (105.).

Wer jedoch geglaubt hatte, damit sei das Spiel entschieden, sah sich getäuscht. Mit dem früheren Leverkusener Cedric Harenbrock und Marcel Platzek kamen zwei neue Angreifer – und damit bewies Trainer Neidhart ein glückliches Händchen. Erst war Platzek am Ausgleich beteiligt. Den Schuss des Stürmers konnte Leverkusens Schlussmann Lukas Hradecky nur abklatschen lassen, Kefkir staubte eiskalt zum 1:1 (108.) ab. Dann bereitete Harenbrock Engelmanns Siegtreffer (117.) glänzend vor.

Kurzzeitig zittern mussten die Essener noch, als Schiedsrichter Daniel Schlager ein vermeintliches Foul im RWE-Strafraum am eingewechselten Leverkusener Zugang Jeremie Frimpong in der Review-Area am Bildschirm überprüfte. Er entschied sich jedoch gegen einen möglichen Elfmeter und erkannte das RWE-Siegtor, das im Gegenzug gefallen war, endgültig an. Damit war die Sensation an der Hafenstraße perfekt.

Für das Viertelfinale (2./3. März) darf sich Rot-Weiss Essen neben einer zusätzlichen TV-Einnahme in siebenstelliger Höhe erneut auf ein Heimspiel gegen einen attraktiven Profiklub freuen. Der Gegner wird bei der Auslosung am kommenden Sonntag, 7. Februar, durch Weltumsegler Boris Herrmann ermittelt. Als Ziehungsleiter fungiert Oliver Bierhoff, DFB-Direktor Nationalmannschaften und Akademie. Die ARD-Sportschau überträgt ab 18.30 Uhr live. RWE-Fans werden gebannt vor den Bildschirmen sitzen.

Am Dienstagabend feierten die Anhänger mit Autokorso, Hupkonzerten und Feuerwerk (siehe Video/Quelle: F. Lambert).

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