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Rot-Weiss Essen: Mit ganz viel Routine in Richtung 3. Liga

Angreifer Zlatko Janjic (35) soll wichtigen Beitrag zum Aufstieg leisten.
Im Jahr 2004 startete der bosnische Angreifer Zlatko Janjic (35) bei der U 23 von Arminia Bielefeld seine Profikarriere, die ihn unter anderem in den Bundesliga-Kader der Ostwestfalen, aber auch zum SV Wehen Wiesbaden, FC Erzgebirge Aue, MSV Duisburg, Korona Kielce (Polen) und zur SG Sonnenhof Großaspach führen sollte. Exakt 17 Jahre später schlägt der routinierte Torjäger nach zwei erfolgreichen Spielzeiten beim SC Verl (Aufstieg in die 3. Liga und dort als Neuling Platz sieben) noch einmal ein neues Kapitel auf.

Janjic soll helfen, den seit inzwischen mehr als zehn Jahren in der Regionalliga West scheinbar „festgewachsenen“ Traditionsverein Rot-Weiss Essen endlich in die 3. Liga zu hieven. Trotz seines fortgeschrittenen Alters kommt der neue Hoffnungsträger der treuen RWE-Fans mit der eindrucksvollen aktuellen Empfehlung von 33 Spielen mit 14 Treffern und acht Torvorlagen in der abgelaufenen Saison an die Hafenstraße. Damit wurde er mit jetzt insgesamt 81 Toren (bei 216 Einsätzen) zum zweiterfolgreichsten Torschützen aller Zeiten in der 3. Liga (nach Anton Fink/136).

Dazu bringt Zlatko Janjic auch die Erfahrung aus 13 Bundesliga-Partien, 70 Zweitliga-Einsätzen und 31 Begegnungen in der polnischen Ekstraklasa mit nach Essen, hat zusammen exakt 484 Spiele im Seniorenbereich mit 157 Treffern vorzuweisen. „Zlatkos Qualitäten sind unbestritten“, lobt RWE-Cheftrainer Christian Neidhart. „Neben seiner Abschlussqualität und seiner Erfahrung bringt er außerdem eine enorme Flexibilität mit. Zlatko agiert oft um den Strafraum herum und gibt uns damit die Option, zum Beispiel auch mit zwei Spitzen auflaufen zu können. Durch ihn werden wir in Zukunft eine noch größere Wucht im Angriff entwickeln können.“

Soll heißen: Janjic ist keineswegs „nur“ als mögliche Alternative zu dem bisher meist als einziger Spitze aufgelaufenen Torschützenkönig Simon Engelmann (32) eingeplant, sondern dürfte künftig neben dem 29-Tore-Mann stürmen. Mit insgesamt 210 Treffern im Männerbereich (bei 397 Spielen) weist Engelmann sogar noch eine deutlich bessere Quote als Janjic auf, kam bisher allerdings im Gegensatz zu seinem neuen Sturmpartner nicht über die 4. Liga hinaus. Auch das soll sich nach der neuen Saison ändern.

„Mich reizt es ungemein, die neue Aufgabe in Essen anzunehmen“, betont Zlatko Janjic. „Ich beobachte den Verein natürlich schon lange und weiß, welche Qualität in der Mannschaft steckt. Ich fühle mich topfit und bin fest davon überzeugt, dass ich dem Team helfen kann und wir gemeinsam erfolgreich sein werden. Ab dem 1. Spieltag werde ich auf dem Platz Gas geben und meine Leistungen für mich sprechen lassen.“

Janjic ist zwar ab sofort der „Oldie“ im Essener Kader, befindet sich dabei aber in guter Ü 30-Gesellschaft. Nicht nur Engelmann, sondern auch der unumstrittene Stammtorhüter Daniel Davari (33), der als „Nummer drei“ und Nachwuchs-Torwarttrainer geholte Raphael Koczor (32/bisher TSV Steinbach Haiger) sowie die defensiven Mittelfeldspieler Dennis Grote (34) und Sören Eismann (33/ebenfalls neu aus Steinbach) haben die 30-Jahre-Marke schon vor einiger Zeit überschritten.

Ganz offensichtlich setzen Cheftrainer Neidhart (52) und Sportdirektor Jörn Nowak, der mit seinen 35 Jahren selbst nur zwölf Tage älter ist als Zlatko Janjic, nach der bärenstarken Vizemeister-Saison (90 Punkte aus 40 Spielen sowie Einzug in das Viertelfinale des DFB-Pokals) beim erneuten Angriff auf die 3. Liga auf Routine. Der mit zwölf Zu- und 15 Abgängen umgekrempelte und ein wenig verkleinerte Kader hat beim Durchschnittsalter (25,88 statt 24,15 Jahre) zwar lediglich um rund eineinhalb Jahre zugelegt. Es wäre jedoch keine Überraschung, wenn die künftige Startformation des Immer-wieder-Aufstiegsfavoriten nicht allzu weit von 30 Jahren im Schnitt entfernt wäre.

Neben Davari, Grote, Eismann, Engelmann und Janjic dürften schließlich auch die Innenverteidiger Daniel Heber (27), Felix Herzenbruch (28) oder Yannick Langesberg (27/neu vom SC Verl) sowie die ebenfalls drittliga-erfahrenen Mittelfeldspieler Luca Dürholtz (27/von der SV 07 Elversberg) und Flügelflitzer Kevin Holzweiler (26/FC Viktoria Köln) im Rennen um die Stammplätze keine schlechten Karten haben. Flügelstürmer Oguzhan Kefkir (29) war bisher ebenfalls meistens eine feste Größe, verpasst allerdings die ersten beiden Ligapartien beim Bonner SC und gegen den SV Straelen wegen einer Rotsperre.

Nicht ausgeschlossen also, dass die beiden Außenverteidiger Sandro Plechaty (23) und Michel Niemeyer (25/bisher SV Wehen Wiesbaden) oder der vielseitige Offensivspieler Cedric Harenbrock (23) häufiger die mit Abstand jüngsten RWE-Kicker auf dem Platz sein könnten, obwohl im Rahmen der Transferperiode auch einige vielversprechende Talente wie Innenverteidiger José-Enrique Rios Alonso (20/VfB Stuttgart II), Linksverteidiger Sascha Voelcke (19/FC St. Pauli U 19) oder Angreifer Felix Heim (19/TSG Balingen) den Weg nach Essen gefunden haben. Sie sollen sich an der Seite der Routiniers weiterentwickeln.

Neben der großen Erfahrung versprechen sich Jörn Nowak und Christian Neidhart durch die Neuen vor allem auch einen Zuwachs bei der Mentalität. Exemplarisch dafür gilt nicht zuletzt die Verpflichtung von Sören Eismann, der in einer zentralen Mittelfeldrolle den Weggang des bisherigen Kapitäns Marco Kehl-Gomez (29/zu Türkgücü München) kompensieren soll.

„Sören ist in seiner Karriere bislang zweimal in die 3. Liga aufgestiegen und kann mit seiner Robustheit dem Gegner auch mal wehtun“, beschreibt es der Sportdirektor. Der Cheftrainer fügt hinzu: „Gerade in Phasen, in denen es nicht so läuft, ist Sören jemand, der mit seiner Zweikampfhärte vorangeht und so seine Mannschaft wachrütteln kann. Er ist kein Spieler, der sich versteckt.“ Verstecken gilt nicht, erst recht nicht bei RWE.

Autor: Ralf Debat für kicker-Sportmagazin

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