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Claus-Dieter „Pele“ Wollitz & FC Energie Cottbus: Aller guten Dinge sind drei

56-Jähriger zum dritten Mal Trainer in der Lausitz.
Aller guten Dinge sollen drei sein! Als Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz zum ersten Mal beim FC Energie Cottbus anheuerte, war der Klub gerade aus der Bundesliga abgestiegen. Zwölf Jahre später übernimmt der Ex-Profi zum dritten Mal in der Lausitz, diesmal in der Regionalliga Nordost. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 56-Jährige über seine Rückkehr und die besondere Beziehung zum Klub.

FUSSBALL.DE: Sie hatten den FC Energie bereits von Juli 2009 bis Dezember 2011 in der 2. Bundesliga und danach von April 2016 bis Dezember 2019 in der 3. Liga und in der Regionalliga Nordost betreut. Wie sehr mussten Sie überlegen, als jetzt die erneute Anfrage aus Cottbus kam, Herr Wollitz?´Claus-Dieter Wollitz: Ganz ehrlich: Etwas länger als beim ersten und zweiten Mal.

Warum? Wollitz: Durch meinen Wechsel zum 1. FC Magdeburg im Winter 2019/2020 waren viele im Cottbuser Umfeld von mir enttäuscht, weil es so aussah, als hätte ich den Verein im Stich gelassen. Die Leute wussten damals nicht, warum ich mich zu diesem Schritt entschlossen hatte. Ich hatte zwar bei den Fans, Medien und Sponsoren große Zustimmung für meine Arbeit erfahren. Bei den handelnden Personen innerhalb des Vereins hatte ich jedoch keine ausreichende Rückendeckung. Wenn man sportliche Ziele verfolgt, muss man besonders intern sehr stark sein.

Was hat sich denn seit Ihrem letzten Engagement in Cottbus verändert? Wollitz: Der Verein hat jetzt einen Vorstand, der uns in Ruhe arbeiten lässt und das komplette Vertrauen entgegenbringt. Bei meinem zweiten Engagement in Cottbus standen wir auf Platz eins und ich musste dennoch viele Steine intern aus dem Weg räumen. Auch wirtschaftlich können wir wieder auf die Unterstützung regionaler Sponsoren bauen, die jetzt wieder mitmachen und uns vertrauen. Wir wollen dieses Vertrauen mit ehrlicher und transparenter Arbeit zurückgeben.

Sie hatten Cottbus damals als Tabellenführer der Regionalliga Nordost in der Winterpause verlassen und beim Drittligisten 1. FC Magdeburg angeheuert. Wie sehr nervt es Sie noch, dass Sie nach elf Spielen in Magdeburg wieder gehen mussten? Wollitz: Das war mir zuvor noch nie passiert. Ich plane eigentlich immer langfristig und habe bei meinen Vorgängervereinen immer viele Spieler nach oben entwickelt. Ich hatte keine Chance und die habe ich nicht genutzt. Ich habe meine Lehren daraus gezogen, werde während einer Saison keine Mannschaft mehr übernehmen.

Die Frage mag erlaubt sein: Kann „Pele“ Wollitz nur Energie Cottbus? Wollitz: Ich denke, dass ich beim VfL Osnabrück auch sehr erfolgreiche Arbeit abgeliefert habe. Und wenn ich davor beim KFC Uerdingen 05, der sich damals in der Insolvenz befand, nicht gut performt hätte, wäre auch keine Verpflichtung beim VfL Osnabrück zustande gekommen. Von daher muss ich niemandem mehr etwas beweisen.

Dennoch ist Ihr „Faible“ für den FC Energie offensichtlich. Wie würden Sie Ihre Verbindung zum Verein beschreiben? Wollitz: Vor ausverkauftem Haus in Cottbus spielen zu dürfen, ist etwas Besonderes. Die Partien gegen den FC Bayern München oder im Halbfinale des DFB-Pokals gegen den MSV Duisburg werde ich niemals vergessen. Generell gilt: Mit der Unterstützung der Cottbuser Nordwand kann man Spiele auch nach Rückstanden noch gewinnen. Und nach dem Spiel hat man das Gefühl, dass die Fans etwas Unglaubliches geleistet haben. Da bin ich gerne dabei, etwas zurückzugeben. Mir meiner Art als Trainer passe ich ganz gut nach Cottbus.

Bis zum Saisonstart am Sonntag gegen den FSV 63 Luckenwalde bleiben nur noch wenige Tage. Im abschließenden Testspiel kam Ihr Team gegen den Drittliga-Aufsteiger TSV Havelse zu einem 1:1. Wie zufrieden waren Sie mit dem Auftritt? Wollitz: Wir waren dominant und hätten eigentlich als Sieger vom Platz gehen müssen. Mit Tobias Hasse und Max Kremer musste ich allerdings zwei nominelle Mittelfeldspieler im Sturm aufstellen, weil mir momentan die Angreifer ausgehen.

Zugang Malcolm Badu, der zuletzt für Spartak Moskau II gespielt hatte, fehlte überraschend im FCE-Kader. Der gebürtige Berliner bekam gegen Havelse von den Ärzten kein „grünes Licht“. Wie ist bei ihm der Stand der Dinge? Wollitz: Bei Malcolm Badu wurden bei einer kardiologischen Untersuchung Probleme am Herzen festgestellt. Wir wollten kein Risiko eingehen, weil auf Anraten der Ärzte erst weitere Untersuchungen genaueren Aufschluss geben werden. Gerade nach den Vorkommnissen bei der EM, nach dem Herzstillstand beim Dänen Christian Eriksen, ist man in solchen Fällen besonders sensibilisiert. Da aktuell auch Erik Engelhardt, den wir aus Rostock geholt hatten, wegen muskulärer Probleme kürzertreten muss, haben wir in der Offensive einen Engpass.

Bislang stehen neben vier U 19-Spielern erst fünf externe Zugänge fest. Sind die Kaderplanungen in der Lausitz abgeschlossen? Wollitz: Wir suchen noch zwei Spieler für die Abteilung Attacke. (lacht) Sie sollen flexibel, möglichst auch auf den Außenbahnen, einsetzbar sein. Wenn es drei Stürmer werden, habe ich auch nichts dagegen. Wichtig ist, dass wir die Leute auch finanzieren können.

Was kann der ebenfalls noch neue und erst 29 Jahre alte Sportdirektor Maximilian Zimmer, den Sie einst noch als Spieler zu Cottbus geholt hatten und der Sie jetzt von einem erneuten Trainer-Engagement beim FC Energie überzeugte, von einem „alten Hasen“ wie Ihnen noch lernen? Wollitz: Auch etwas ältere Menschen können von Jüngeren lernen. Und umgekehrt gilt das Gleiche. (lacht) Wir vertrauen uns gegenseitig, unabhängig vom Alter. Wir hatten bereits als Trainer und Spieler ein gutes Verhältnis, das hat sich bis heute nicht geändert. Wir bevorzugen beide die gleiche Fußball-Philosophie, stehen für die etwas feinere „fußballerische Klinge“.

Wie sieht es bei der Zusammenarbeit im Hinblick auf Transfers aus? Wollitz: Selbstverständlich diskutieren wir über Zugänge. Ich frage aber auch ganz gerne einen unserer Spieler, mit dem der mögliche Kandidat bereits in der Vergangenheit zusammengespielt hatte. Wer nicht fragt, kann keine Antworten bekommen. Solche persönlichen Kontakte sind sehr wichtig. Ein Beispiel: Erik Engelhardt stellte sich an einem Freitag zu einem Gespräch bei uns vor und hatte sich bis Montag Bedenkzeit erbeten. Nach dem Treffen erkundigte er sich bei unseren Spielern Jonas Hofmann und Jonas Hildebrandt, mit denen er schon früher zusammengespielt hatte. Noch am Nachmittag sagte er dann bei uns zu. Wir wollen die Spieler so begleiten, dass sie uns auch möglichst behilflich sind und verbreiten, dass man in Cottbus gut arbeiten kann. Unterstützung und Zusammenhalt ist uns wichtig. Unsere Spieler müssen Werbeträger für den Verein sein. Das hat im Fall von Erik Engelhardt perfekt funktioniert.

In der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Spielzeit landete der FC Energie Cottbus auf Rang neun. Welche Ziele verfolgen Sie für die bevorstehende Spielzeit? Wollitz: Auf jeden Fall besser abzuschneiden als mit Rang neun. Nach aktuellem Kaderstand streben wir einen Platz unter den ersten sechs Mannschaften an.

Was ist nötig, um Energie Cottbus zurück in den Profifußball zu führen? Wollitz: Zusammenhalt, Kontinuität und gegenseitiges Vertrauen, auch wenn es sportlich mal nicht so gut läuft, sind dafür wichtig. Wenn das alles passt, werden wir wiederkommen.

Sie gelten in der öffentlichen Wahrnehmung, als eine „Type“. Sehen Sie Ihre Spezies im Fußballgeschäft vom Aussterben bedroht? Wollitz: Ich würde mir schon wünschen, dass einiges mutiger angesprochen wird und nicht alle irgendwo immer das Gleiche von sich geben. Irgendwie wirkt das oft vorgegeben. Ich möchte authentisch bleiben, gebe mich so, wie ich bin. Oft wird man in Deutschland dafür schief angesehen, wenn man die Wahrheit sagt. Das wundert mich schon ein wenig. Ich pflege gegenüber den Spielern einen offenen und ehrlichen Umgang. Das Gleiche erwarte ich dann auch von meinem jeweiligen Gegenüber.

Zum Abschluss: Wie ist eigentlich Ihr Spitzname „Pele“ entstanden? Wollitz: Ich konnte schon als Kind ganz gut mit dem Ball umgehen. Als Deutschland 1974 Weltmeister wurde, war ich gerade neun Jahre alt. Ich habe das Fußballspielen auf der Straße gelernt, habe sogar mit Cola-Dosen gespielt. Weil ich gut kicken konnte, habe mich die Leute „Pele“ genannt. Ich bin schon ein wenig stolz, dass sich mein Spitzname über so einen langen Zeitraum bis heute gehalten hat. Jetzt werden wieder sogenannte Straßenfußballer händeringend gesucht.

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