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Traben Berlin-Mariendorf: Usain Lobell hat Derbysieg im Visier

Dreijähriger Hengst auf den Spuren seiner Mutter Lobell Countess.
Es ist soweit: Am Sonntag (insgesamt 13 Rennen, erster Start um 13.30 Uhr) wird auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf das inklusive der Züchterprämie mit mehr als 235.000 Euro Preisgeld dotierte Finale zum 126. Deutschen Traber-Derby ausgetragen! Wird sich der große Favorit Usain Lobell durchsetzen und Robin Bakker einen erneuten Sieg bescheren – oder endet der Klassiker mit einer riesigen Überraschung? Am späten Nachmittag werden es alle Rennsportfans wissen.

Eine derartige Dominanz hat es in der Historie von Deutschlands wertvollstem und national bedeutendstem Rennen selbst in den Hoch-Zeiten von Robert Großmann, Charlie Mills, Johannes Frömming oder Heinz Wewering nicht gegeben. Gewinnt das niederländische „Dream-Team“ aus dem kleinen Ort Oldetrijne am Sonntag um 17.45 Uhr (9. Rennen) erneut das „Blaue Band“, dann wäre es für Trainer Paul Hagoort bereits der achte Triumphzug seit 2009 und für seinen erfolgreichen Fahrer Robin Bakker, der 2013 erstmalig zuschlug, auch schon der siebte Volltreffer.

Kaum jemand zweifelt daran, dass ihr Usain Lobell, der als „Vornamen“ nicht umsonst jenen des jamaikanischen Super-Sprinters Usain Bolt trägt, das Zeug dazu hat, als Sieger des letztmalig von dreijährigen Pferden bestrittenen Klassikers von der Bahn zu traben. Zu souverän ist der Sohn der Lobell Countess – jener Stute, die 2011 die Hengste und Wallache im Derby das Fürchten gelehrt hatte – durch sämtliche Vorprüfungen – und eben nicht nur den Vorlauf vor 14 Tagen – gebraust.

Auch wenn erst Prämien in Höhe von 40.644 Euro auf Usain Lobells diesjährigem Saldo stehen, waren die Erfolge doch von erster Güte: Nach zwei grandiosen Auftritten im dänischen Skive und in Kopenhagen, wo er einen Seriensieger aus dem renommierten Haus des Alessandro Gocciadoro entzauberte, gereichte ihm in Vincennes sogar eine Disqualifikation zur Ehre: Mit dem sicheren Ehrenplatz und 17.500 Euro vor Augen versuchte er dort einem weiteren Unbezwungenen die weiße Weste auszuziehen und kam aus dem Tritt. Das schadete zwar der Bilanz, nicht aber der Moral, wie er im Buddenbrock-Rennen und im Derby-Vorlauf bewies. An jenem 22. August schleppte er „Flüsterfavorit“ Rob The Bank durch die Todesspur und schüttelte ihn wie eine lästige Fliege ab – eine überaus harsche Ansage an alle Konkurrenten.

Natürlich soll das Fell erst verteilt werden, wenn der Bär erlegt ist, und der tiefe Sturz des nicht minder uneingeschränkten Vorjahresfavoriten Keytothehill mag als Menetekel gelten. Doch es fällt schwer, sich einen anderen als den eher unscheinbaren Braunen auf der Ehrenrunde vorzustellen, der dank des Vorlauf-Erfolgs mit der „3“ erstmals in Mariendorf von einer guten Rampe losflitzen darf.

Natürlich sind sein Runner-up Rob The Bank sowie die weiteren Vorlaufsieger Lorens Flevo, Global Ufo und Days of Thunder (Foto), der im schnellsten Vorlauf die einzige Stute Riet Hazelaar hauchdünn abfing, erste Wahl für mögliche Sieg-Alternativen oder die Dreierwette, in der garantiert mindestens 25.000 Euro ausgeschüttet werden. Für diese Wettart kommt auch Jimmy Ferro BR, der in seinem Vorlauf ein bisschen spät auf Hochtouren gekommene Zweite, in Frage. Ein vor Wochen als stärkste bayerische Waffe gehandelter Teatox gehört nur dann dazu, wenn er seinen krankheitsbedingten Konditionsrückstand aufgeholt hat. Vor 14 Tagen war das nicht der Fall. Sein Trainer Rudolf Haller (Vaterstetten) hat sich gegen ihn und für Timothy B entschieden – ein sehr deutlicher Hinweis. Was kann „Altmeister“ Heinz Wewering (Berlin) ausrichten? Mit dem Berliner Don Trixton dürfte er im Elitefeld nur krasser Außenseiter sein. Doch dass Alter vor Derby-Siegen nicht schützt, hat erst vor einer Woche der ebenfalls 71-jährige Steen Juul in Dänemarks wichtigstem Rennen bewiesen. Acht „blaue Bänder“ hat Deutschlands ewiger „Goldhelm“ schon in der guten Stube hängen.

B-Finale: Trostpflaster für Rainmaker?

All jene Dreijährigen, die den Sprung in den Endlauf nicht geschafft haben, versuchen ihre Wunden in dem mit 20.000 Euro versüßten B-Finale zum Derby (11. Rennen) zu kühlen. Natürlich darf man auch hier den mit Robin Bakker antretenden Hagoort-Schützling Roberts Son BB nicht vergessen, der im wohl ausgeglichensten Vorlauf ziemlich deutlich abgehängt als Vierter angeschlagen und mit der „2“ eine verheißungsvolle Nummer gelost hat.

Losglück war dagegen Rainmaker („10“) ganz und gar nicht vergönnt, der wie Lucky Steel („9“) und Oblivion („11“) aus Startreihe zwei losfahren muss. Das kann, muss aber kein vorentscheidendes Handicap sein. Gut aufgestellt und mit neun bzw. elf Auftritten sehr erfahren sind Ole Bo („3“) und Un Mec Pasloo („4“), der im schwersten Vorlauf (mit Usain Lobell) als Vierter die Erwartungen voll erfüllte.

Derby-Revanche: Wiedersehen mit Keytothehill

Zurück an die Stätte seiner bedeutendsten Triumphe im Adbell-Toddington- und im Buddenbrock-Rennen, aber auch seiner schwärzesten Stunde kehrt Keytothehill in der Revanche für das Derby 2020 (4. Rennen). In jenem „Blauen Band“ patzte der haushohe 13:10-Favorit völlig überraschend am Start, so dass es sogar dem Rennkommentator für Sekunden die Sprache verschlug. Nach vier weiteren Disqualifaktionen fand der Schützling von Arnold Mollema am 21. Juli in Gelsenkirchen überlegen auf die Erfolgsspur zurück – aber ob das reicht?

Einen kometengleichen Aufstieg hat in diesem Jahr Venture Capital hingelegt, der bei acht Starts in Folge unbezwingbar war. Den einzigen „schmutzigen Fleck“ auf seiner Weste gab es als 10:10-Favorit am 11. Juli, als er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war und lediglich als Dritter durchs Ziel sprang. Mit dabei ist aber auch Derby-Sieger Wild West Diamant, der aufgrund seiner Gewinnsumme von fast 190.000 Euro überwiegend im Ausland tätig ist, wo das Gewinnen deutlich schwerer fällt als in der Heimat. Er dürfte mit Venture Capital die 11.000 Euro für Platz eins ausfechten.

Foto-Quelle: Marius Schwarz/Trabrennverein Berlin-Mariendorf

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