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RWE-Zugang Thomas Eisfeld: „Alle ziehen an einem Strang“

29-jähriger Mittelfeldspieler will mit Rot-Weiss Essen aufsteigen.
Beim FC Arsenal kickte Thomas Eisfeld (29) zusammen mit seinem Vorbild Tomas Rosicky, aber auch Per Mertesacker und Serge Gnabry. Mit dem VfL Bochum stieg der Mittelfeldspieler in die Bundesliga auf. Jetzt soll es mit Regionalliga-Spitzenreiter Rot-Weiss Essen „nur“ der Sprung in die 3. Liga sein. Am Sonntag, 14 Uhr, kommt Preußen Münster.

In der letzten Saison waren Sie noch mit 22 Einsätzen am Aufstieg des VfL Bochum in die Bundesliga beteiligt. Warum spielen Sie jetzt für Rot-Weiss Essen in der 4. Liga, Herr Eisfeld?

Ganz ehrlich: Im Sommer hätte ich noch nicht gedacht, dass ich in der Regionalliga West auflaufen würde. In den Gesprächen mit dem Vorstandsvorsitzenden Marcus Uhlig, Sportdirektor Jörn Nowak und Trainer Christian Neidhart habe ich dann aber gemerkt, dass die Verantwortlichen an der Hafenstraße einen klaren Plan verfolgen. Um die Ziele zu erreichen, ziehen alle gemeinsam an einem Strang. Das hat mich unabhängig von der Spielklasse überzeugt.

Hinter Ihnen liegen sechs Monate ohne Verein. Bei wieviel Prozent sehen Sie sich schon?

Das ist auch nach meinen ersten beiden Einsätzen noch schwierig zu beziffern. Nach meinem Vertragsende beim VfL Bochum war ich wegen einer Knieverletzung zunächst bis Anfang August in der Reha. Ich habe danach für einige Tage ein Probetraining beim belgischen Erstligisten VV St. Truiden unter Trainer Bernd Hollerbach absolviert. Nachdem aber dann keine Bewegung in einen möglichen Transfer hineinkam, hatte ich mich dazu entschieden, mich mit einem Individualtrainer fit zu halten. Die Grundlagenausdauer ist da, die Spritzigkeit fehlt in manchen Aktion noch. Ich merke jedoch, wie es immer besser wird.

RWE strebt mit Macht den Aufstieg in die 3. Liga an. Sie gelten als neuer Hoffnungsträger. Wie gehen Sie mit den Erwartungen um?

Druck gehört im Fußball überall dazu. Da ich schon einige Jahre meiner Jugend im Ruhrgebiet bei Borussia Dortmund verbracht und etwas mehr als sechs Jahre lang für den VfL Bochum gespielt habe, weiß ich, wie emotional die Leute hier den Fußball verfolgen. Auch in Bochum hat sich die Stimmungslage schnell verändert. Das Beste, was man machen kann: Versuchen, den Druck auszublenden und sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

Nach der Zeit beim BVB wagten Sie als A-Jugendlicher den Schritt zum FC Arsenal. Wie kam es dazu?

Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass es mein Traum war, irgendwann einmal für den FC Arsenal zu spielen. Der Verein hatte mit Spielern wie Thierry Henry eine große Strahlkraft auf mich. Ende Januar 2012 kam dann mein Berater auf mich zu und meinte, dass der FC Arsenal tatsächlich an mir Interesse zeigt. Ich war erst einmal davon ausgegangen, dass es um einen Wechsel im Sommer geht. Nachdem der Klub aber signalisiert hatte, dass sie mich auch schon früher verpflichten wollen, bin ich relativ kurzfristig gewechselt. Das kam quasi wie aus dem Nichts.

In London haben Sie mit Trainer-Ikone Arséne Wenger zusammengearbeitet. Was haben Sie dort für Ihren weiteren Weg mitgenommen?

Mich hat es sehr beeindruckt, wie Arséne Wenger mit der Mannschaft umgegangen ist. Bei ihm hat es keine Rolle gespielt, ob man ein etablierter Spieler oder ein junges Talent ist: Er hat alle mit demselben Respekt behandelt und war menschlich phänomenal. Über seine fachliche Expertise muss man ohnehin nicht viele Worte verlieren. Fast 22 Jahre bei einem solchen Spitzenverein sprechen für sich. Meine Spielweise hat sich durch die Zeit bei Arsenal verändert. In England ist der Fußball schneller. Ich musste lernen, mit weniger Ballberührungen auszukommen. Idealerweise weiß man schon vor dem Kontakt, wo man den Ball hinspielen wird. Technisch sauberer Fußball hatte so eine noch größere Bedeutung.

Zu Ihren Mitspielern gehörten Lukas Podolski, Mesut Özil, Per Mertesacker und Tomas Rosicky. Wie war es, mit solchen Stars auf dem Platz zu stehen?

Tomas Rosicky war durch meine Zeit beim BVB sogar mein Vorbild. Dann gemeinsam mit ihm zu trainieren, war eine super Sache. Wie auch Per Mertesacker hat er mir sofort Unterstützung angeboten, wenn ich bei irgendetwas Hilfe benötige. Sie haben mir den Einstieg in London erleichtert, so dass ich als junger Spieler schnell das Gefühl hatte, ein Bestandteil der Mannschaft zu sein. Ich hatte riesigen Respekt vor den bekannten Namen. Rückblickend war es sogar fast ein wenig zu viel. Mit dem aktuellen Nationalstürmer Serge Gnabry habe ich viel in der zweiten Mannschaft zusammengespielt. Der Kontakt ist bis heute geblieben. Wir verstehen uns weiterhin sehr gut.

Welcher Moment ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Da ist zum einen mein Profidebüt für Arsenal. Ich wurde im League Cup beim Stand von 1:4 in der Partie beim FC Reading in der 62. Minute für Serge Gnabry eingewechselt. Durch ein Tor in der Nachspielzeit von Theo Walcott zum 4:4 haben wir noch die Verlängerung erzwungen. Und dort haben wir am Ende sogar noch 7:5 gewonnen. Zu unseren Torschützen gehörte beispielsweise auch der französische Nationalspieler Olivier Giroud, der jetzt für den AC Mailand spielt. An mein erstes Tor werde ich mich ebenfalls immer gerne erinnern. Das war ebenfalls im League Cup. Bei West Bromwich Albion ist mir vor unserer Fankurve der Führungstreffer gelungen. Am Ende konnten wir die Partie 5:4 nach Elfmeterschießen für uns entscheiden.

Jetzt sind Sie erstmals in der Regionalliga West am Ball. Wie ist Ihr Eindruck von der Spielklasse?

Was ich bisher gesehen habe: Die Jungs können alle kicken. Das physische Niveau ist hoch. Der größte Unterschied zur 2. Bundesliga ist, dass dort Fehler noch häufiger bestraft werden. Klar ist: Auch in der Regionalliga macht Fußball Spaß und ist anspruchsvoll.

Gegen den SC Preußen Münster steigt am Sonntag an der Hafenstraße ein Spitzenspiel. Wie schätzen Sie die Aufgabe ein?

Meine Mitspieler haben mir schon vom Hinspiel erzählt, bei dem wir nach einem 0:2-Rückstand noch 3:2 gewinnen konnten. Wie wir als Mannschaft mit Rückschlägen umgehen und immer wieder zurückkommen, gehört zu unseren Stärken. Wir treffen gegen Münster auf einen guten Gegner, der sich noch Hoffnungen auf den Aufstieg macht. Wir haben nach dem bisherigen Saisonverlauf jeden Grund, an einen Sieg zu glauben. So selbstbewusst sollten wir auch sein. Was dann auf dem Platz passiert, wird man sehen.

Foto-Quelle: Marcel Rotzoll

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