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Semir Telalovic: In 18 Monaten aus der 6. Liga in die Bundesliga?

22-jähriger Angreifer bei Borussia Mönchengladbach auf der Überholspur.
Fußball ist ein sehr schnelllebiges Geschäft. Das zeigt sich beispielhaft auch am Werdegang von Semir Telalovic (auf dem Foto rechts). Der mit zehn Treffern erfolgreichste Torschütze der U 23 von Borussia Mönchengladbach in der Regionalliga West war bis vor eineinhalb Jahren noch in der sechsklassigen Verbandsliga für den SSV Ehingen-Süd in seiner Heimatstadt am Ball. Über die erfolgreiche Zwischenstation beim Bayern-Regionalligisten FV Illertissen ging es in diesem Januar zum Nachwuchs der „Fohlen“, bei dem sich Telalovic jetzt für den Profikader empfehlen möchte.

„Das Umfeld ist der größte Unterschied“, sagt der 22-Jährige im kicker-Gespräch über die Umgewöhnung. „Die Bedingungen bei Borussia sind ganz andere als bei meinen vorherigen Stationen, das merkt man beispielsweise schon am Kraftraum. Außerdem trainieren wir auch bei der U 23 teilweise zweimal am Tag. Da ich mich schon beim FV Illertissen schnell und gut eingewöhnen konnte, bin ich auch die Aufgabe bei Borussia mit Selbstvertrauen angegangen.“

In die Notizbücher des bayerischen Viertligisten hatte sich Telalovic in der Saison 2020/2021 gespielt. Mit neun Treffern in den 16 Pflichtspielen bis zum corona-bedingten Saisonabbruch überzeugte er die Verantwortlichen. Auch zwei Spielklassen höher stellte der Deutsch-Bosnier mit 14 Treffern in 23 Regionalliga-Spielen seinen Torriecher unter Beweis.

Bis dahin war der 1,87 Meter große Angreifer noch keinem Profiverein aufgefallen, ein Nachwuchsleistungszentrum durchlief er nie. „Ich bin vielleicht eine Art Spätentwickler“, sagt Telalovic über sich selbst. „In der Jugend habe ich noch auf dem Flügel gespielt. Dann bin ich aber in relativ kurzer Zeit viel gewachsen.“ So führte sein Weg ins Sturmzentrum, wo er auch sein weiterhin vorhandenes Tempo gut ausspielen kann. „Ich bin trotz meiner Körpergröße kein Stürmer, der nur im Strafraum lauert. Ich bin gerne am Spiel beteiligt, lasse mich teilweise auf die Zehner-Position fallen und agiere manchmal auch als falsche Neun. Mit meiner Geschwindigkeit kann ich dann gut in die Räume vorstoßen.“

Der Durchbruch in der 4. Liga sorgte schnell für Interesse bei anderen Klubs. Vor fast einem Jahr fiel für Semir Telalovic nach seiner abgeschlossenen Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik dann die Entscheidung für die U 23 von Borussia Mönchengladbach, weil er mit dem damaligen NLZ-Leiter und jetzigen Sportdirektor Roland Virkus (links) „die besten Gespräche“ hatte. „Borussia war auch der erste Verein, der Kontakt zu mir aufgenommen hat“, verrät er.

Auch bei seinem aktuellen Klub läuft es für „Senkrechtstarter“ Telalovic, der Weltstar Karim Benzema von Real Madrid zu seinen Vorbildern zählt, schnell rund. In der zweiten Halbserie der zurückliegenden Saison steuerte er sechs Treffer und zwei Vorlagen in 18 Partien (1.536 Spielminuten) für die U 23 bei. Mit aktuell zehn Toren und sechs Assists hat er seine Scorerwerte in dieser Saison bei derzeit noch etwas weniger Spielzeit (1.515) bereits verdoppelt.

„Vor der Saison hätte ich die Bilanz sofort unterschrieben. So wie wir fußballerisch auftreten, wären aber noch mehr Torbeteiligungen möglich gewesen“, gibt sich Telalovic ehrgeizig. Bei nur zwei Treffern Rückstand auf Sven Kreyer von Rot-Weiß Oberhausen hat er auch „ein Auge auf die Torjägerkanone“ geworfen.

Mit seinen Mannschaftskollegen belegt der Stürmer zur Winterpause mit acht Punkten Rückstand auf Tabellenführer SC Preußen Münster überraschend den zweiten Tabellenplatz. „Wir denken offensiv und treten mutig auf. Dabei vernachlässigen wir aber nicht unsere Restverteidigung“, beschreibt er die Stärken des Teams. „Wir haben gerne die Kontrolle und lassen den Ball laufen. Das hat uns Trainer Eugen Polanski vom ersten Training an mitgegeben.“ Als Beispiel für den Willen und die Gier der U 23 führt er das zurückliegende 5:0 zum Jahresabschluss gegen den 1. FC Düren an. „Auch nach dem dritten und vierten Tor wollten wir noch mehr.“

Schon bald könnte es für Semir Telalovic noch höher hinaus gehen. Nachdem er vor einigen Wochen bereits seine erste Einheit bei den Profis absolviert hat, darf er sich zunächst einmal bis zum Jahreswechsel erneut im Training des Bundesligakaders unter Chefcoach Daniel Farke zeigen. „Ich war beim ersten Training schon ein wenig nervös, der Schritt zu den Profis ist schließlich sehr groß“, sagt er. „Auf dem Platz hat sich das aber relativ schnell gelegt. Die Trainingseinheiten sind sehr lehrreich. Man bekommt vor Augen geführt, dass es immer Luft nach oben und Steigerungsmöglichkeiten gibt.“

Jungprofis wie Conor Noß, mit dem er auch bei der U 23 regelmäßig auf dem Platz steht, oder Rocco Reitz „haben mir geholfen, schnell zurechtzukommen“. Privat ist der U 23-Angreifer auch am Niederrhein angekommen. Nach drei Monaten in einem Appartement im BORUSSIA-PARK hat er mittlerweile eine Wohnung gefunden – nur unweit vom Stadion entfernt. Kommen bald sogar auch Einsätze in der Spielstätte der Profis dazu? „Das erhofft man sich natürlich schon ein wenig“, so Telalovic. „Dafür will ich im Training und bei der U 23 meine Leistung bringen. Alles Weitere wird man dann sehen.“

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