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1. FC Kaan-Marienborn: Siegener Fußball-Märchen geht zu Ende

Abschied aus der Regionalliga West mit Sieg und Tabellenplatz fünf.
Der abschließende 4:2-Erfolg gegen den ehemaligen Bundesligisten Alemannia Aachen wird in den Geschichtsbüchern des 1. FC Kaan-Marienborn, der sich freiwillig aus der Regionalliga West zurückziehen und nach aktuellem Stand einen Neuanfang in den Niederungen des Amateurfußballs in der Kreisliga C angehen wird, immer einen besonderen Platz einnehmen. Mehr als 1.000 Zuschauer wollten im Siegener Leimbachstadion, der Spielstätte des Nachbarn Sportfreunde Siegen, dabei sein, als für den kleinen Verein aus Kaan-Marienborn, einem Stadtteil im Osten der Stadt Siegen, ein „Fußball-Märchen“ zu Ende ging und der letzte Vorhang in der vierthöchsten Spielklasse fiel.

Wann hat es das schon mal gegeben, dass ein Aufsteiger die Saison auf dem fünften Tabellenplatz abschließt und anschließend in der Versenkung verschwindet? Nicht nur deshalb war der Sieg gegen den einstigen Europokal-Teilnehmer Alemannia für Fußball-Romantiker – und Historiker gleichermaßen – ein besonderer Moment.

Entsprechend zwiegespalten war die Stimmung bei der Abschlussparty, die unter dem Motto „Helfer-Fest“ im Vereinsheim organisiert wurde. „Wir haben alle ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen eingeladen, um uns für ihr Engagement in den letzten zwei Jahren mit einem kleinen Grillfest zu bedanken“, sagt Trainer und Ex-Profi Thorsten Nehrbauer (Foto) im Gespräch mit dem kicker. Dass Wurst und Bier für die meisten Helfer nicht so gut schmecken wollten wie gewohnt, liegt dabei auf der Hand. Zu groß war immer noch die Trauer, die Wut, die Wehmut, aber auch der Stolz auf das Erreichte, was den Gefühls-Cocktail an diesem Abend ausmachte.

Obwohl der 1. FC Kaan-Marienborn bereits seit Wochen als Absteiger feststand, blieb das Team in den letzten fünf Begegnungen der Saison und der Regionalliga-Historie unbesiegt, was eindeutig für den Charakter der Spieler spricht. „Als wir vom Rückzug erfuhren, waren wir geschockt, hatten auch sportlich zunächst eine Flaute“, so Nehrbauer. „Nach dieser Hiobsbotschaft dann aber so wieder aufzustehen, nötigt mir höchsten Respekt ab.“

Während bei anderen Vereinen zum Saisonabschluss verdiente Spieler mit einem großen Blumenstrauß und meistens mit eingerahmter Fotomontage feierlich verabschiedet werden, bleibt bei den „Känern“ überhaupt kein Stein auf dem anderen. Der gesamte Kader wird den Neuanfang nicht mittragen und auseinanderfallen. Bis auf Markus Pazurek (SSVg Velbert 02) und Torhüter Niklas Knopf (TSV Weißtal) sowie Arthur Tomas, Daniel Waldrich und Julian Bibleka, die alle zu den Sportfreunden Siegen wechseln werden, suchen alle noch nach neuen Herausforderungen. Auch für Trainer Nehrbauer, der eigentlich noch einen gültigen Vertrag bis 2024 besitzt, war es das letzte Spiel. „Ich arbeite mit dem Verein an einer ordentlichen Lösung, will mittelfristig die Ausbildung für die UEFA-Pro-Lizenz in Angriff nehmen“, sagt der 45-Jährige, der seit 15 Jahren mit seiner Frau eine Autohof-Tankstelle betreibt. Klar ist: Für die Spieler, vor allem aber auch für den Trainer war die herausragende Saison die beste Eigenwerbung.

Foto-Quelle: Bonner SC

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