Erstmals seit 2011 haben Hengste im „Blauen Band“ das Nachsehen.
Was für ein Triumph für Michel Rothengatter! Einen Tag nach dem Triumph mit der 22:10-Favoritin Speedrise Lady S im Stuten-Derby auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf gewann der niederländische Traber-Trainer aus Callantsoog an der Nordseeküste am Sonntag an gleicher Stelle auch das mit 236.951 Euro dotierte 129. Deutsche Traber-Derby und feierte mit dem Sieg im „Blauen Band“ den größten Erfolg seiner Karriere.
Das Besondere an seinem Coup: Rothengatter siegte auch im wichtigsten Rennen des Jahres im deutschen Trabrennsport mit einer Stute. Die Vorlaufsiegerin und 46:10-Chance Nortolanda setzte sich gegen sämtliche Hengste und Wallache durch und kam am Ende sogar zu einem überlegenen Sieg mit drei Längen Vorsprung vor den beiden Außenseitern Photobox (103:10), gesteuert von Robbin Bot (Willich), und Remember me (108:10) mit dem Schweden Joakim Lövgren im Sulky.
Der 14:10-Favorit Brothers in Arms musste sich mit dem vierten Platz begnügen. Sein Fahrer und 13-maliger deutscher Profi-Champion Michael Nimczyk (Willich) wartet damit weiter auf den ersten Derby-Sieg seiner Laufbahn.
Die letzte Stute, die das „große“ Derby gewinnen konnte, war 2011 Lobell Countess. Sie wurde von Peter Strooper, dem Ausbilder von Michel Rothengatter, vorbereitet und gefahren. Den Triumph seines Schülers konnte Strooper nicht mehr erleben. Der dreimalige Derby-Siegfahrer war im Februar 2022 im Alter von nur 55 Jahren verstorben.
„Ich wollte unbedingt die Spitze, um nicht irgendwo im Mittel- oder Hintertreffen zu weit vom vorderen Schuss zu sein“, sagte Rothengatter. „Als Dreijährige hat Nortolanda schon gezeigt, wie rasant sie starten kann.“ Ob er ein mulmiges Gefühl gehabt habe, als er so weit vorm Ziel in die Außenspur gewechselt sei? „Ich wusste, wie gut meine Stute ist. Und eines hab ich gelernt: Wenn Du gewinnen willst, musst Du Mut haben. Du darfst nicht auf Glück bauen, sondern nur kein Pech haben. Im Schlussbogen war ich ‚volle Hände‘ bereits sehr, sehr sicher, dass wir das Ding nach Hause schaukeln würden.“
Wie selten es geworden ist, dass seit Einführung des Stuten-Derbys eine „Lady“ die Herren abgehängt hat, zeigt ein Rückblick auf das letzte halbe Jahrhundert: 1976 Floral Scot, 1978 Ada letztmals über die traditionelle Derby-Distanz von 3.200 Metern, Onore, die 1979 im erstmals auf der Mittelstrecke entschiedenen Blauen Band triumphierte, Sunset Lane 1994 und eben Lobell Countess waren die Vorgängerinnen Nortolandas, die nach sieben Siegen aus zwölf Versuchen mit 177.635 Euro weitermachen wird.
Ein zarter Mariendorf-Touch ziert das siegreiche Team: Hinter einem erfolgreichen Mann steht häufig eine starke Frau – in diesem Fall Rothengatters Lebensgefährtin Viktoria Peitz, die Tochter des vor acht Jahren verstorbenen Mariendorfer Trainers Peter Scheack.
Foto-Quelle: Marius Schwarz/Trabrennverein Berlin-Mariendorf