Nach holprigem Saisonstart befindet sich Toku-Team im Aufwind.
Die Stimmung hat sich gedreht beim SV Rödinghausen. War vor etwas mehr als drei Wochen nach der überraschenden Heimniederlage gegen Aufsteiger KFC Uerdingen 05 (1:2) – bei vier Punkten aus vier Begegnungen – im Umfeld schon von einem „Fehlstart“ die Rede, richten die Ostwestfalen den Blick inzwischen wieder nach oben. War beim Last-Minute-Sieg gegen Vizemeister 1. FC Bocholt (2:0) mit zwei späten Treffern durch die Einwechselspieler Ansgar Kuhlmann (19) und Simon Engelmann (35) noch ein wenig Spielglück dabei, machte das Team von Trainer Farat Toku (44/Foto) beim jüngsten 4:0 in Düren, dem ersten Auswärtserfolg in der laufenden Spielzeit, schon vor der Pause alles klar. Dadurch gelang bereits wieder der Anschluss an die Spitzengruppe.
Besonders auffällig: Hatte der SVR bis dahin in jedem Punktspiel zwei Gegentreffer kassiert, stand jetzt zweimal in Folge die Null. „Wir sind defensiv deutlich stabiler, lassen kaum Möglichkeiten des Gegners zu“, lobt denn auch Geschäftsführer und Sportdirektor Alexander Müller (38) im kicker– und MSPW-Gespräch die Hintermannschaft um den neuen Spielführer Julian Wolff (32), der die Nachfolge von Langzeit-Kapitän und Rekordspieler Daniel Flottmann (40/jetzt Co-Trainer bei der U 19 des SV Werder Bremen) angetreten hat.
Ein großes Plus ist trotz des langfristigen Ausfalls von Mittelfeldspieler Kevin Hoffmeier (25/Knie-Operation) auch die stark besetzte Bank: In Düren saßen dort beispielsweise neben Regionalliga-Rekordtorschütze Engelmann auch der drittliga-erfahrene Innenverteidiger Maximilian Hippe (26), der routinierte Mittelfeldspieler Dino Bajric (29), der nach längerer Verletzungspause ins Team zurückgekehrte Angreifer Ayodele Adetula (26) und Außenverteidiger Jonathan Riemer (23), der in der Vorsaison noch klarer Stammspieler war.
Als weitere Alternative kam kurz vor Ablauf der Transferperiode noch Stürmer Michael Seaton (28) vom Nordost-Regionalligisten Rot-Weiß Erfurt hinzu. Der frühere Nationalspieler von Jamaika war nach zahlreichen Profistationen in den USA und in Israel auch schon in der 3. Liga in Deutschland aktiv. Im Verfolgerduell gegen die zweitplatzierte U 21 des 1. FC Köln könnte Seaton erstmals zum Kader gehören. „Wir sind jetzt sehr gut aufgestellt und zuversichtlich, dass wir weiter oben mitspielen können“, meint Alexander Müller.
Ein wichtiges Saisonziel für die Ostwestfalen ist außerdem die Qualifikation für den DFB-Pokal, in dem der SVR zuletzt in der Spielzeit 2022/2023 am Ball war und den Bundesligisten TSG Hoffenheim in der ersten Runde in die Verlängerung zwang (0:2). Dabei hat das Toku-Team sogar zwei Chancen, den Sprung in den großen Lostopf zu schaffen. Im Westfalenpokal steht Rödinghausen bereits im Achtelfinale, wird dort – voraussichtlich im Oktober – beim Landesligisten SC Herford antreten. In der Runde der letzten acht Klubs könnte dann mit dem Drittligisten SC Verl der erste höherklassige Konkurrent warten.
Noch deutlich besser stehen die Chancen über die Liga. Schon seit einigen Jahren erhalten abwechselnd der beste westfälische Regionalligist und der Meister der Oberliga Westfalen den zweiten DFB-Pokal-Startplatz, der dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) als einem der drei größten deutschen Landesverbände zusteht. Nachdem sich in der Vorsaison der Oberliga-Meister Sportfreunde Lotte das Pokalticket sicherte, ist jetzt wieder der erfolgreichste Viertligist aus Westfalen am Zug.
Das wären nach aktuellem Stand erneut die Sportfreunde Lotte, die nach ihrer jüngsten Niederlage im Nachholspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen (1:4) aber nur noch drei Punkte vor dem SVR rangieren. Da zweite Mannschaften von Profiklubs (in diesem Fall die Nachwuchsteams des FC Schalke 04 und des SC Paderborn 07) im DFB-Pokal nicht startberechtigt sind, hält sich die weitere Konkurrenz in Grenzen. Schließlich belegen der FC Gütersloh, der SC Wiedenbrück und Liganeuling Türkspor Dortmund die letzten drei Tabellenplätze. „Nach sechs Spieltagen ist es noch zu früh, irgendwelche Schlüsse zu ziehen“, betont Alexander Müller. „Aber selbstverständlich ist es unser klares Ziel, in der nächsten Saison im DFB-Pokal dabei zu sein – unabhängig davon, auf welchem Weg wir uns qualifizieren.“
Foto-Quelle: SV Rödinghausen