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NRW-Fußballverbände: Spielzeit 2020/2021 ist sofort beendet

Saison wird nicht gewertet – Keine Meister, keine Auf- und Absteiger.
Die drei westdeutschen Fußballverbände Mittelrhein (FVM), Niederrhein (FVN) und Westfalen (FLVW) beenden die Meisterschaftswettbewerbe der Spielzeit 2020/2021 ohne Wertung und ohne, dass weitere Spiele durchgeführt werden, da aufgrund der Coronavirus-Pandemie lediglich weniger als 50 Prozent der Spiele in allen Gruppen durchgeführt werden können. Es gibt keine Meister sowie keine Auf- und Absteiger. Diesen Beschluss gemäß einer Sonderregelung der Spielordnung (§ 41 Absatz 2b) des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) trafen für den Fußballverband Niederrhein der FVN-Beirat sowie der Verbandsjugendausschuss jeweils einstimmig.

Die Entscheidung gilt für sämtliche vom FVN organisierten Meisterschaftswettbewerbe der Spielzeit 2020/2021 auf Verbands- und Kreisebene der Herren (Kreisliga bis Oberliga), Frauen (Kreisliga bis Niederrheinliga), Junioren und Juniorinnen (Kreisklasse bis Niederrheinliga) sowie für den Ü-Spielbetrieb und den Futsal-Ligaspielbetrieb.

Peter Frymuth, Präsident des Fußballverbandes Niederrhein, sagt: „Die Beendigung einer Saison ohne Wertung ist eine Situation, die wir uns alle nicht vorstellen konnten. Aber die Entwicklung der Pandemie hat uns deutlich gemacht, dass es wohl keine andere Möglichkeit geben würde. In einem intensiven Dialog mit den Vereinen wurde die Situation transparent besprochen. Dabei war deutlich zu spüren, dass auch die Vereine eine Fortsetzung der Saison nicht für realistisch und vor allem sinnvoll halten. Der Wunsch nach Planungssicherheit stand im Vordergrund. Für das Vereinsleben und insbesondere für die Kinder und Jugendlichen wäre es wichtig, dass in den Verordnungen die Möglichkeiten für den Trainingsbetrieb bestehen bleiben. Mein besonderer Dank geht an die Vereine und die spielleitenden Stellen in unserem Verband, die gemeinsam an den Grundlagen für die Entscheidung gearbeitet haben und versuchen, die anhaltend schwierige Situation zu meistern.“

In der zum 19. April 2021 in Kraft tretenden Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen ist bis zum 26. April 2021 Kontaktsport im Amateursportbereich untersagt. Selbst wenn durch die daran anschließende Corona-Schutzverordnung und die Anpassung des Infektionsschutzgesetzes der Kontaktsport auch im Amateursportbereich ab diesem Zeitpunkt wieder vollumfänglich möglich wäre, könnte unter Einberechnung einer Vorbereitungszeit von vier Wochen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs frühestens am 24. Mai 2021 erfolgen. Die vier Wochen sind nach Einschätzung von Sportwissenschaftlern vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs mindestens notwendig – möglichst in Mannschaftsstärke und mit Kontaktübungen – um eine Gesundheitsgefährdung der Spieler zu vermeiden. In den mit den Vereinen in allen Spielklassenebenen geführten Videokonferenzen ist auch seitens der Vereine betont worden, dass eine Vorbereitungszeit von mindestens vier Wochen vor einer etwaigen Fortsetzung des Spielbetriebs als unabdingbar angesehen wird, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass seit dem 1. November 2020 kein Trainingsbetrieb mehr stattgefunden hat.

Aufgrund der derzeit ständig steigenden lnzidenzwerte ist aber davon auszugehen, dass die Corona-Schutzverordnung auch über den 26. April 2021 hinaus verlängert wird. Deshalb würde sich auch der früheste Termin der Wiederaufnahme des Spielbetriebes weiter nach hinten verschieben. Gemäß der WDFV-Spielordnung endet das Spieljahr am 30. Juni eines Jahres.

Noch keine Entscheidung wurde für die Pokalwettbewerbe der Herren und Frauen auf Verbandsebene getroffen. Der Verbandsfußballausschuss wird dazu in den kommenden Tagen noch einmal das Gespräch mit allen noch im Wettbewerb verbliebenen Vereinen suchen. Ziel ist es, jeweils einen Teilnehmer für die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal der Herren und Frauen 2021/2022 zu melden. „Bis Ende April wollen wir eine Regelung treffen, wie wir mit unseren Pokalwettbewerben umgehen“, erklärt Wolfgang Jades, Vorsitzender des FVN-Verbandsfußballausschusses. „Auch hier werden wir noch einmal mit den betreffenden Vereinen das Gespräch aufnehmen.“ Mit Blick auf die kommende Spielzeit 2021/2022 sagt Wolfgang Jades: „Aufgrund der Corona-Problematik ist derzeit schwer abzusehen, wann ein Start der nächsten Saison erfolgen kann.“

Gleiches gilt auch für den Jugendfußball im FVN: „Besonders für die Kinder und Jugendlichen ist die Beendigung der aktuellen Saison sehr traurig“, sagt Michael Kurtz, der Vorsitzende des Verbandsjugendausschusses. „Zwar gab es in den letzten Wochen einige leichte Lockerungen für den Sport, insbesondere für Jugendliche bis 14 Jahre. Ich würde mir aber sehr wünschen, dass möglichst bald alle Kinder und Jugendliche wieder in vollem Umfang trainieren können und ihrem Hobby mit Spaß und Begeisterung nachgehen können.“

FLVW-Vize Schnieders: „Zeitpunkt für Schlussstrich gekommen“

In Westfalen trafen das FLVW-Präsidium und die spielleitenden Stellen des Verbands-Fußball-Ausschusses (VFA) und des Verbands-Jugend-Ausschusses (VJA) die notwendige Entscheidung. Die Vorsitzenden der 29 FLVW-Kreise bekräftigten im Rahmen der turnusgemäßen Ständigen Konferenz ebenfalls, sich dem Vorgehen des Verbandes anschließen zu wollen und entsprechende formale Schritte einzuleiten. Die Vorsitzenden der Kreis-Jugend-Ausschüsse (KJA) stimmten dem gemeinsamen Vorgehen in einer kurzfristig einberufenen virtuellen Konferenz des Jugendbeirats zu.

Da die für eine sportliche Wertung erforderliche Anzahl an Spielen nicht mehr erreicht werden kann, wird die Spielzeit annulliert. Das heißt, es gibt weder Meister noch Auf- und Absteiger. Gemäß der vor der Saison geänderten Spielordnung bzw. Jugendspielordnung des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) hätten mindestens 50 Prozent der Spiele einer Staffel ausgetragen werden müssen, um eine Wertung des Wettbewerbs zu erreichen.

„Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir einen Schlussstrich ziehen müssen“, erklärt der für den Amateurfußball verantwortliche FLVW-Vizepräsident Manfred Schnieders, der zusammen mit dem VFA die Staffeln der überkreislichen Spielklassen (Bezirksliga bis Oberliga Westfalen) einzeln ausgewertet hatte. „Angesichts der bundesweiten Notbremsen-Regelung sowie weiter stark steigenden Infektions- und Inzidenzzahlen ist ein realistischer Zeitpunkt für die flächendeckende Wiederaufnahme des Spielbetriebes nicht absehbar. Nach einer Einzelbetrachtung der jeweiligen Staffeln ist es unter Berücksichtigung einer angemessenen Vorbereitungszeit auch rechnerisch nicht mehr möglich, die für eine Wertung erforderliche Anzahl an Partien zu erreichen.“

Auch im Jugendfußball ist eine Saisonfortführung nach einer intensiven Einzelbetrachtung der Staffeln und unter Einbeziehung der pandemischen Lage nach Ansicht des Verbands-Jugend-Ausschusses (VJA) ausgeschlossen. „Wir hoffen zunächst auf einen einheitlichen Rahmen, der unseren Kindern und Jugendlichen zu Bewegung an der frischen Luft verhilft und einen geordneten Trainingsbetrieb ermöglicht“, legen Holger Bellinghoff (FLVW-Vizepräsident Jugend) und der VJA den Fokus auf die Gesundheit der jüngsten Mitglieder.

Präsident Gundolf Walaschewski sagt: „Uns und vor allem den Vereinen – das haben zahlreiche Gespräche und Nachrichten gezeigt – ist das vielzitierte Ende mit Schrecken weitaus lieber, als sich Woche für Woche vertrösten zu lassen und an den letzten Strohhalm einer Saisonfortführung zu klammern. Mir tut es vor allem für diejenigen Mannschaften leid, die gut in die Saison gestartet sind und womöglich auf einen Aufstieg gehofft hatten.“

FVM-Präsident Bernd Neuendorf: „Keine andere Wahl“

Auch am Mittelrhein gab es eine einstimmige Entscheidung durch den FVM-Beirat und den FVM-Jugendbeirat. Die Entscheidung umfasst alle Ligen der Herren, Frauen und Jugend von der Mittelrheinliga bis in die Kreisligen inklusive der Futsal-Mittelrheinliga.

„Für unsere Vereine und alle Spielerinnen und Spieler in unserem Verbandsgebiet ist es extrem bitter, dass zum zweiten Mal in Folge eine Saison abgebrochen werden muss“, erklärt FVM-Präsident Bernd Neuendorf. „Letztlich hatte der FVM angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens aber keine andere Wahl. Wir wollten unbedingt zu einer sportlichen Wertung der Saison kommen. Das ist unsere Aufgabe als Fußball-Verband. Die Pandemie hat uns aber alle ausgebremst.“

Zur Beendigung ohne Wertung sagt Markus Müller, Vorsitzender des Verbandsspielausschusses: „Die Entscheidung zur Annullierung der Saison ist zweifellos ein massiver Eingriff in den Spielbetrieb. Wir haben die Entscheidung deshalb auf allen Ebenen sorgfältig vorbereitet und breit abgestimmt. Ich danke auch allen Vereinen, die sich unter anderem in Schaltkonferenzen in diesen Prozess eingebracht haben. Die spielleitenden Stellen werden sich ab sofort damit beschäftigen, wie es mit der nächsten Saison weitergeht.“

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