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Ex-Profi Samed Yesil über Erdbeben: „Mir kommen die Tränen“

Früherer Junioren-Nationalspieler kickt jetzt für Oberligist Ratingen 04/19.
Er spielte für Bayer 04 Leverkusen in der Bundesliga, für Panionios Athen für der Qualifikation für die Europa League und für den FC Liverpool sogar an der Anfield Road. Die Rede ist vom früheren Junioren-Nationalspieler Samed Yesil (auf dem Foto links), der jetzt für Ratingen 04/19 in der 5. Liga kickt. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 28 Jahre alte Familienvater Yesil auch über das Erdbeben in der Türkei und in Syrien.

FUSSBALL.DE: Als Sie vor zwei Jahren für den VfB Homberg in der Regionalliga West am Ball waren, hatten Sie den Traum von der Rückkehr in den Profifußball noch nicht aufgebeben. Jetzt kicken Sie in der Oberliga. Haben sich die Prioritäten inzwischen verschoben, Herr Yesil?

Samed Yesil: In der Winterpause hatte ich Angebote aus der zweiten türkischen Liga vorliegen, habe aber abgesagt, weil meine Frau Gonca schwanger ist und wir in wenigen Monaten unser zweites Kind bekommen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, in Deutschland zu bleiben. Den Traum von der Fortsetzung meiner Profikarriere habe ich aber noch nicht abgehakt.

Mit Ratingen 04/19 mischen Sie aktuell in der Spitzengruppe der Oberliga Niederrhein mit. Welche Ziele haben Sie sich mit dem Verein gesteckt?

Yesil: Wir wollen aufsteigen und besitzen auch das Potenzial, um unsere Ziele zu erreichen. Ich denke, dass wir Spitzenreiter SSVg Velbert zumindest noch gefährlich werden können. Darüber hinaus stehen wir im Halbfinale des Niederrheinpokals. Eine Teilnahme am DFB-Pokal wäre für Ratingen 04/19 eine ganz große Sache.

Von den Prämien in der Oberliga können Sie Ihre kleine Familie vermutlich nicht ernähren. Wie sieht Ihr Leben neben dem Fußball aus?

Yesil: Ich habe mein Geld damals gut angelegt, kann von meinen Ersparnissen ganz gut leben. Ich kann mir in Zukunft einen Beruf in der Immobilienbranche durchaus vorstellen. Aber aktuell setzte ich noch voll auf die Karte Fußball, will in den Profibereich zurück.

Apropos Familie: Die Türkei und Syrien haben nach einem verheerenden Erdbeben schon mehr als 20.000 Todesopfer zu beklagen. Waren Familienangehörige von Ihnen in der Türkei davon auch betroffen?

Yesil: Meine Familienangehörige leben zum Glück in anderen Gebieten der Türkei. Ich habe aber noch viele Freunde, die in der ersten türkischen Liga spielen. Mit Innenverteidiger Burak Öksüz habe ich beispielsweise bei Ankara Demirspor zusammengespielt. Er lag mit seiner Mutter mehrere Stunden unter den Trümmern, konnte zum Glück gerettet werden.

Sie haben Ihr Engagement in der Türkei angesprochen, spielten dort in der 3. Liga. Wie sehr berührt Sie das Schicksal der Menschen und wie empfinden Sie die Welle der Hilfsbereitschaft, auch aus Deutschland?

Yesil: Das Erdbeben beschäftigt mich und meine Familie sehr. Nach dem Training setze ich mich vor dem Fernseher und verfolge bis in die Nacht die Nachrichten. Vor dem Fernseher kommen mir die Tränen. Ich fühle mich schlecht, wenn ich zu Hause die Heizung aufdrehe und mich ins Bett lege. Viele Menschen in der Türkei oder Syrien kämpfen ohne ein Heim, ohne Klamotten und bei eisiger Kälte um ihr Leben. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist unbeschreiblich. Mein Cousin Mehmet ist auch in die Türkei geflogen, um dort zu helfen.

Mit wieviel Demut blicken Sie auf die verpassten Chancen während Ihrer Fußballerkarriere zurück, wenn Sie die Nachrichten aus dem Erdbebengebiet hören?

Yesil: Wenn man das Schicksal der Menschen am Fernseher verfolgt, dann erscheint der Fußball ganz klein und spielt plötzlich nur noch eine Nebenrolle.

Foto-Quelle: Ratingen 04/19

Das komplette Interview lesen Sie auf FUSSBALL.DE.

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