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Trainer-Urgestein Dirk Tönnies: Der „Otto Rehhagel“ vom Schetters Busch

48-Jähriger ist seit 14 Jahren und vier Monaten für Spvg Schonnebeck tätig.
Im November 2008 wurde Barack Obama zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Lewis Hamilton holte als damals jüngster Formel 1-Fahrer seinen ersten (von inzwischen sieben) WM-Titeln. Und Dirk Tönnies, damals 34 Jahre jung, startete bei der Spvg Schonnebeck im Essener Nordosten seine Trainerkarriere.

Inzwischen steht der jüngere Bruder des früheren Bundesliga-Stürmers Michael Tönnies seit nicht weniger als 14 Jahren und vier Monaten ununterbrochen bei den „Schwalben“ an der Seitenlinie. Damit hat der 48-Jährige, der ein Familienunternehmen mit fast 200 Mitarbeitern leitet, sogar Trainer-Ikone Otto Rehhagel überholt, der nach 14 Jahren und drei Monaten sowie 655 Spielen für den SV Werder Bremen im Sommer 1995 zum deutschen Rekordmeister FC Bayern München gewechselt war. Tönnies hat seinen Vertrag in Schonnebeck gerade erst um eine weitere Saison (bis zum 30. Juni 2024) verlängert.

Obwohl die gebürtigen Essener Rehhagel (84) und Tönnies beide ihren Lebensmittelpunkt in der Ruhrgebietsmetropole haben, sind sich die Trainer-Urgesteine persönlich noch nie begegnet. „Vor ungefähr 20 Jahren hatte ich mit meiner Gebäudereinigungs-Firma in einer Wohnung von Otto Rehhagel gearbeitet“ erinnert sich Dirk Tönnies. „Dort bekam ich es aber ausschließlich mit seiner Ehefrau Beate zu tun.“

„Wandervogel“ als Spieler – Vereinstreu als Trainer

Dirk Tönnies hat den Aufstieg der Spvg Schonnebeck erst als Spieler und später als Trainer maßgeblich mitgestaltet. 2005 wechselte er nach Stationen bei Hamborn 07, beim Wuppertaler SV, 1. FC Bocholt, bei der SSVg Velbert und beim ETB Schwarz-Weiß Essen an den Schetters Busch. Die erste Mannschaft war damals noch in der Kreisliga A am Ball. Als Spieler stieg Tönnies mit Schonnebeck in vier Jahren dreimal auf, bis in die damalige Niederrheinliga.

„Läuferisch war ich nicht gut genug, sonst wäre ich Profi geworden“, blickt Tönnies zurück. Als U 19-Spieler von Rot-Weiss Essen wurde er bereits zu Lehrgängen der Junioren-Nationalmannschaft eingeladen. „Ich hatte Angebote von Fortuna Düsseldorf, der SG Wattenscheid 09 und des KFC Uerdingen 05 vorliegen, unterschrieb beim FC Schalke 04 meinen ersten Profivertrag.“ Der Wechsel in den Seniorenbereich verlief bei der Schalker U 23, die von Vereins-Ikone Klaus Fischer trainiert wurde und in der damals noch drittklassigen Oberliga Westfalen spielte, jedoch nicht wie gewünscht. „Schalke wollte mit mir verlängern, aber ich hatte mich anders entschieden, was rückblickend vielleicht der größte Fehler meiner Karriere war“, sagt Tönnies, der sich als Spieler selbst als „Wandervogel“ bezeichnet.

Seinen sportlichen Höhepunkt als Spieler der Spvg Schonnebeck gab es in der Saison 2006/2007. Mit einem 2:0-Erfolg gegen den SV Wermelskirchen schafften die „Schwalben“, damals noch trainiert von Ex-Profi Harald „Harry“ Kügler, vor mehr als 1.000 Zuschauern auf Asche den Aufstieg von der Landes- in die Niederrheinliga. Mit 34 Jahren beendete Tönnies am 16. November 2008 mit einer 1:6-Niederlage beim SV Straelen seine Spielerkarriere, gab bereits zwei Wochen später mit einem 1:0-Erfolg gegen Ratingen 04/19 sein Trainerdebüt. „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich fast 15 Jahre später immer noch Trainer in Schonnebeck bin, hätte ich das nicht geglaubt“, so der zweifache Familienvater, der nur 500 Meter von der Platzanlage entfernt wohnt.

Den Abstieg in die Landesliga konnte Dirk Tönnies in seiner Debütsaison nicht mehr verhindern. Sechs Jahre dauerte es, bis mit dem Aufstieg 2014/2015 der Sprung in die (inzwischen fünftklassige) Oberliga Niederrhein gelang. „Mittlerweile haben uns in dieser Liga etabliert“, sagt Tönnies voller Stolz. Oft mischte sein Team sogar ganz oben mit

Bruder und MSV-Ikone Michael als großes Vorbild

Der fußballerische Weg von Dirk Tönnies wurde nicht zuletzt durch seinen 15 Jahre älteren Bruder Michael vorgezeichnet. Der Ex-Profi, der im Januar 2017 nach langer Krankheit im Alter von nur 57 Jahren an einer Lungenembolie starb, genießt beim MSV Duisburg Legendenstatus. Gegen den Karlsruher SC (6:2) gelangen dem ehemaligen Torjäger der „Zebras“ gleich fünf Treffer in einem Spiel. Gegen Ex-Nationaltorhüter Oliver Kahn erzielte der „Tornado“ in fünf Minuten den damals schnellsten Hattrick der Bundesligageschichte. Der Rekord wurde erst 24 Jahre später von Bayern Münchens Torjäger Robert Lewandowski geknackt, der für seinen Hattrick gegen VfL Wolfsburg (5:1) nur drei Minuten und 22 Sekunden und fünf seine fünf Treffer insgesamt acht Minuten und 59 Sekunden benötigte.

„Michael war mein absolutes Vorbild“, sagt Dirk Tönnies, der die Karriere seines Bruders hautnah miterleben durfte. „Er hat mich als damals 16-Jährigen mit ins Stadion genommen und dafür gesorgt, dass ich beim MSV sogar auf der Trainerbank sitzen und in die Trainerkabine zu Willibert Kremer gehen durfte. „Das ist aus heutiger Sicht undenkbar. Diese Zeit werde ich niemals vergessen und hat mich sicherlich auch ein wenig beeinflusst.“

Sohn Conor spielt mit U 19 um Bundesliga-Aufstieg

Beim Blick nach vorne spielt nicht nur das Schonnebecker Oberliga-Team, sondern auch die A-Jugend, die Dirk Tönnies „nebenbei“ auch noch trainiert, eine große Rolle. Dort geht nämlich sein Sohn Conor auf Torejagd (zwölf Treffer). Der 17-Jährige wird seit der F-Jugend von seinem Vater trainiert und hat in dieser Saison mit dem Team sogar die Chance, den erstmaligen Aufstieg von der Niederrheinliga in die A-Junioren-Bundesliga zu schaffen. Die „Jung-Schwalben“ liegen nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Wuppertaler SV. „Mit dem Aufstieg würden wir Historisches erreichen und persönlich würde ein Traum in Erfüllung gehen“, sagt Dirk Tönnies. Da Rot-Weiss Essens U 19 gerade abgestiegen ist, wäre Schonnebeck in diesem Bereich sogar die neue Nummer eins in der Stadt

Conor Tönnies, der noch ein Jahr für die A-Junioren spielen darf, gilt als vielversprechendes Talent, wird auch schon von einigen größeren Klubs beobachtet und umworben. Bereits als U 17-Spieler trainierte der Angreifer regelmäßig mit der ersten Mannschaft, soll demnächst über erste Einsätze in der Oberliga an höhere Aufgaben herangeführt werden. Solange er für die Spvg Schonnebeck kickt, wird er sich auch nicht an einen neuen Trainer gewöhnen müssen.

Foto-Quelle: Spvg Schonnebeck

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