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Wattenscheid 09: Digitalisierung und höhere Ziele

Regionalligist vereinbart strategische und technologische Partnerschaft.
Der Traditionsklub und West-Regionalligist SG Wattenscheid 09 will seine Digitalisierung vorantreiben. Dafür schließt der Verein eine enge strategische und technologische Partnerschaft mit dem erst im Juli 2017 gegründeten Hamburger Startup-Unternehmern „HA²LO“. Darüber informierte der Verein am Montagabend seine Mitglieder im Rahmen einer Informationsveranstaltung sowie am Dienstag die Medien. „HA²LO“ will sich – wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, mit einer Kapitalbeteiligung (zwei Millionen Euro für 25,1 Prozent an einer bereits gegründeten GmbH, die aus dem Gesamtverein ausgegliedert werden soll, sowie eine Million Euro pro Saison über drei Jahre) im Verein engagieren.

Außerdem will das Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit weiteren Partnern die Digitalisierung des Klubs begleiten, unter anderem mit einer Datenbank für die Analyse von Spielerdaten und dem Scouting junger Talente im neuen „Campus 09“. Für eine engere Beziehung zu den Mitgliedern und Fans werden Anwendungen mit mobilen Angeboten im und außerhalb des Lohrheidestadions entwickelt. Ebenfalls geplant ist die Gründung der „eSports 09 GmbH“ für die Förderung des sportlichen Wettkampfs mit Computerspielen.

Im Vordergrund des Technologieeinsatzes stehe die „intelligente Nutzung von Daten“:

1. Daten tragen dazu bei, Spieler nach ihren tatsächlichen Leistungsfähigkeiten und Fitnesswerten zu bewerten, was dazu führen wird, dass Teams primär nach objektiven und weniger nach subjektiven Kriterien aufgestellt werden.

2. Daten sind der Schlüssel, um vielversprechende Talente frühzeitig zu entdecken und zu fördern.

3. Daten helfen, dass Fans und Verein noch näher zusammenrücken, weil sie sich besser verstehen.

SGW-Boss: Can: „Mittelfristig zurück in den Profifußball“

„Mit unserem Partner HA²LO gehen wir im deutschen Fußball einen einzigartigen Weg“, sagt Oguzhan Can (links), Vorsitzender des Aufsichtsrats der SG Wattenscheid 09. „Wir wollen Wattenscheid wieder zum Anlaufpunkt junger Talente wie Leroy Sané machen und damit an die Tradition großer Spieler wie Hannes Bongartz oder der Altintop-Brüdern anknüpfen. Dabei hilft uns moderne Technologie, die Verein und Mannschaft die Möglichkeit bietet, nachhaltig an der Spitze mitzuspielen und mittelfristig zurück in den Profifußball zu kommen.“ Gemeint ist zunächst der Aufstieg in die 3. Liga.

„Wir denken digital und wollen eine technologische Plattform aufbauen. Die Digitalisierung wird den Sport grundlegend verändern, nicht aber das Spiel selbst“, sagt Peter Jaeger (rechts), Gründer und CEO von „HA²LO“. „Die digitale Transformation verlangt auch nach einem Umdenken in der Sportindustrie. Nur wer sich von der Gegenwart löst und sich neuen Technologien öffnet, kann zum digitalen ‚Spielmacher‘ werden und die Weichen für sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg stellen. Ich freue mich sehr, dass wir über die Entwicklung und Implementierung neuester Sporttechnologie zusammen mit der SG 09 Wattenscheid e.V. den digital innovativsten Verein in Europa aufbauen werden. Damit wird der Club nicht nur zum digitalen Vorbild für den Profi- und Amateurfußball in Deutschland, sondern auch für den gesamten Breitensport.“

Bessere Trainingssteuerung durch Technologie

So sollen etwa modernste Tracking- und Analysemethoden von Spielern das Trainerteam im Spiel und Training unterstützen sowie beim Scouting und bei der Leistungsüberprüfung eingesetzt werden. „HA²LO“ macht diese hoch entwickelte Technologie für Vereine zugänglich und wird die erste vereinsunabhängige Datenbanklösung anbieten.

Ziel der Analysen ist ein angepasster Mix aus Mannschafts- und Individualtraining für höhere Effizienz im Trainingsbetrieb. Hierzu gehören auch intelligente und sinnvoll geplante Regenerationsphasen und -zeiten insbesondere in Kombination mit abgestimmten Teameinheiten zur Erarbeitung und Verbesserung von Automatismen im Spiel.

Dabei arbeitet „Ha²lo“ mit anderen Startups und etablierten Unternehmen zusammen. „Digitalisierung ist genauso ein Mannschaftssport wie der Fußball“, sagt Peter Jaeger. „Wir binden die unterschiedlichen Partner und Teams in unsere Entwicklungen ein und erleichtern so die Adaption dieser Lösungen. Außerdem achten wir darauf, dass unsere Entwicklungen offen für alle und niedrigschwellig einsetzbar sind, nicht nur für Profivereine, die sich das leisten können, sondern besonders für die vielen Amateurvereine, die am Ende ebenso von unseren Analyse-Tools profitieren.“

Wattenscheider Fans sollen von Technik profitieren

Von der neuen Technik sollen auch die SGW-Fans profitieren. Mit einer Smartphone-App, die ab der Rückserie ihren Betrieb aufnehmen soll, können die Anänger künftig direkt Tickets kaufen, während der Spiele Essen und Trinken am Platz bestellen oder untereinander sowie mit ihrem Verein und den Spielern in Kontakt treten.

Bei der Mitgliederversammlung gab es – wie der stellvertretende SGW-Aufsichtsratsvorsitzende Christof Wieschemann (Mitte) betonte – hauptsächlich positive Reaktionen auf das geplante Engagement. „Ich bin selbst bekennender Fußball-Romatiker, aber offen für die neue Technologie“, so der Bochumer Rechtsanwalt. „Die unterschiedlichen Begrifflichkeiten müssen wir für den Fan greifbar machen, wollen dadurch keine Distanz zwischen Mannschaft und Fans aufkommen lassen. Wir wollen uns vielmehr gegenüber unseren Mitkonkurrenten einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, müssen dafür am Markt klüger auftreten.“

E-Sports-Einstieg, Jugendförderung und Finanzierung

Mit dem Einstieg in den Bereich E-Sports folgen die Wattenscheider außerdem einem Trend. Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind in Deutschland bereits als E-Sportler aktiv. Die weltweit verfügbaren Übertragungen von E-Sports-Veranstaltungen über das Internet sind längst große Medienereignisse mit vielen Millionen Zuschauern und hohen Preisgeldern für die Gewinner. Gespielt werden dort zunächst Spiele wie FIFA, Dota, League of Legends (LoL) und CounterStrike (CS).

Mit dem „Campus 09“ will „HA²LO“ in Zusammenarbeit mit der SG Wattenscheid 09, der Stadt Bochum sowie lokalen Partnern einen Zukunftsraum mit den Schwerpunkten Fußball, E-Sport, Innovation und Digitalisierung realisieren. Der „Campus 09“ soll ein modernes Ökosystem werden – mit Lounges, Konferenzbereichen, Büro- und Innovationsräumen, um Fußball-, E-Sports- und Tech-Talente sowie Jungunternehmer zusammenzuführen und neue, innovative Produkte rund um den Sport zu entwickeln. Zur Realisierung dieses Ökosystems stehen zunächst das gesamte Areal im Umfeld des Lohrheidestadions sowie das Trainingsgelände zur Verfügung. „Mit dem Campus 09 schaffen wir einen Ort des kreativen Austausches, der junge Talente mit erfahrenen Experten zusammenbringt und ihnen Zugang zum Sport aber vor allem auch zur Technik der Zukunft bietet“, kommentiert Peter Jaeger.

Auch bei der Finanzierung des Engagements sollen neue Wege beschritten werden. Mit einem so genannten „ICO“, einer Crowd-Finanzierung auf der Basis von Kryptowährungen, wird „HA²LO“ von Ende Juli 2018 an in Deutschland und Europa, vor allem aber im asiatischen und amerikanischen Markt über die eigens dafür geschaffene Kryptowährung „HA²-Token“ Anteile ausgeben. So sollen mindestens 25 Millionen Euro eingespielt werden. „Über die neue Kryptowährung haben Investoren die Möglichkeit, in die Technologien und Visionen von HA²LO und damit in die digitale Zukunft des Sports zu investieren“, kommentiert Peter Jaeger. „Den Erlös werden wir in die Entwicklung unserer Produkte investieren.“

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