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S04-Nachwuchsdirektor Mathias Schober nimmt Stellung

45-jähriger Ex-Torhüter äußert sich zur U 23-Diskussion.
Der langjährige Bundesligatorhüter Mathias Schober (45/Foto) leitet beim Fußball-Zweitligisten FC Schalke 04 als Direktor Nachwuchs und Entwicklung die „Knappenschmiede“ und ist auch für die U 23 in der Regionalliga West verantwortlich. Im kicker– und MSPW-Interview bezieht Schober Stellung zur Diskussion um die U 23-Teams.

Was sind die wichtigsten Gründe dafür, dass der FC Schalke 04 im Gegensatz zu einigen anderen Profiklubs an seinem U 23-Team festhält, Herr Schober?
Die U 23 ist wie alle anderen Teams der Knappenschmiede eine Ausbildungsmannschaft. Spieler, die aus der U 19 kommen und nicht direkt den Sprung ins Profigeschäft schaffen, haben in der U 23 weitere Jahre, um sich zu entwickeln. Jeder Spieler ist anders. Sie sind alle verschieden und haben unterschiedliche Persönlichkeiten und Voraussetzungen. Manche benötigen eben etwas mehr Zeit als andere. Diese Zeit können wir ihnen in der U 23 geben. Erst kürzlich haben Florian Flick und Blendi Idrizi den Sprung aus der zweiten Mannschaft in den Lizenzspielerkader geschafft. Aus dem aktuellen Lizenzspielerkader zählen noch Nassim Boujellab, Timo Becker und Matthew Hoppe dazu. Die Spieler belegen, dass der Weg nicht zwingend direkt über die U 19 laufen muss. Eine zweite Mannschaft ist aber nicht nur für die jungen Talente wichtig, sondern kann auch für gestandene Profis von Bedeutung werden. Hat sich beispielweise ein Lizenzspieler verletzt, kann er nach seiner Genesung erstmals Spielpraxis in der Regionalliga sammeln und so wieder in den Rhythmus finden. Die Intensität in der Regionalliga ist hoch, Lizenzspieler können dort gute Schritte nach der Reha machen. Jungprofis, die wenig Spielzeit bekommen, können ebenfalls bei der U 23 Wettkampfpraxis sammeln, um sich persönlich weiterzuentwickeln. In all den Jahren haben wir von diesen Vorteilen profitiert.

Wohl selten zuvor haben innerhalb kurzer Zeit so viele Spieler den Sprung aus der U 23 in den Profikader geschafft. Worauf führen Sie das zurück?
Die besondere Situation aufgrund der Corona-Pandemie und mehrerer Verletzungen im Profikader haben dazu geführt, dass vor allem zum Ende der Saison einige U 23-Spieler die Chance bekommen haben, sich oben zu zeigen. In der U 23 wird gute Arbeit geleistet. Die Jungs haben bewiesen, dass das Niveau sehr ordentlich ist, und sind mit ihren Leistungen positiv aufgefallen.

Zwischenzeitlich war die U 23 in die Oberliga Westfalen abgerutscht. Warum ist die Regionalliga West die „richtige“ Spielklasse für die Entwicklung der Talente?
Das Niveau in der Regionalliga ist passend. Unsere jungen Talente können einerseits gegen andere U 23-Teams antreten, aber auch gegen professionelle Traditionsvereine wie Aachen, RWE, RWO und viele andere. Unter normalen Bedingungen hätten unsere Jungs in großen Stadien vor großen Kulissen spielen dürfen. Auch das nimmt Einfluss auf ihre Entwicklung und bereitet sie gut auf das Profigeschäft vor.

Rot-Weiß Oberhausens Vorsitzender Hajo Sommers hat im „kicker“ gefordert, die U 23-Teams sollten in einer eigenen Liga spielen. Haben Sie Verständnis für einen solchen Vorstoß?
Ich kann nur für Schalke 04 sprechen. Unserer Meinung nach ergibt es auf jeden Fall Sinn, mit der U 23 in der Regionalliga anzutreten. Vor allem aus den zuvor genannten Gründen, die sich positiv auf die Entwicklung junger Spieler auswirken. Es ist durchaus sinnvoll, dass sich die U-Mannschaften auch mal mit älteren, gestandenen und erfahrenen Mannschaften sowie Spielern messen. In der Jugend treten die Mannschaften bis zur U 19 im Ligabetrieb gegen gleichaltrige Gegner an. Die U2 3 ist die erste Station, in der sich die Talente nicht „nur“ mit anderen Zweitvertretungen der Bundesligaklubs messen, sondern auch mit Teams anderer Altersstrukturen. Das ist aus meiner Sicht nicht nur für uns als Nachwuchsleistungszentrum wichtig, auch für die gesamte Nachwuchsförderung in Deutschland. Wir müssen jungen Spielern eine optimale Plattform bieten, die nächsten Schritte gehen zu können und, um sie ausreichend auf das Profigeschäft vorzubereiten.

Nicht zuletzt nach den Aufstiegen der U 23-Mannschaften von Borussia Dortmund und des SC Freiburg in die 3. Liga war auch von „Wettbewerbsvorteilen“ der U 23-Teams die Rede. Gibt es diese Vorteile?
Auch hier kann ich wieder nur für unseren Verein sprechen. Es geht uns absolut um die Weiterentwicklung unserer Spieler. Uns sind die einzelnen Spieler wichtiger als der Mannschaftserfolg, was aber dennoch damit einhergeht, dass wir eine ordentliche Rolle in der Liga spielen wollen. Unser Fokus ist daher insgesamt ein anderer. Vorteile kann es dann geben, wenn die U 23-Mannschaften der Bundesligavereine andere Bestrebungen und Ausrichtungen verfolgen.

Der Verband hat auf die Diskussionen insofern reagiert, dass alle Vereine künftig 20 statt 18 Spieler in ihr Aufgebot berufen dürfen. Darunter müssen aber weiterhin „nur“ vier U 23-Spieler sein. Was halten Sie davon?
Wenn es den Vereinen dabei hilft, in Zukunft besser planen zu können, dann ist es auf jeden Fall sinnvoll. Unsere U 23 ist von dieser Regelung allerdings nicht betroffen. Von daher sollten das besser andere Vereinsvertreter bewerten.

Welche sportlichen Ziele verfolgt der FC Schalke 04 mit seiner U 23?
Wie schon gesagt: Die Weiterentwicklung steht für uns im Vordergrund. Gleichzeitig wollen wir aber ähnlich wie in der vergangenen Spielzeit wieder eine ordentliche Rolle in der Regionalliga spielen.

Foto-Quelle: FC Schalke 04

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