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Marcus Uhlig im Interview: „RWE wächst in allen Bereichen“

Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen nimmt ausführlich Stellung.
Seit dem 1. März 2018 führt Marcus Uhlig (51/Foto) als Vorstandsvorsitzender den Traditionsverein Rot-Weiss Essen. Nach dem erstmaligen Aufstieg in die eingleisige 3. Liga ist RWE dort nach 17 Spieltagen auf dem besten Weg, sich zu etablieren. Im kicker-Interview nimmt Uhlig Stellung.

Wie sehr können Sie nach dem bisherigen Saisonverlauf in der 3. Liga die WM-Pause genießen, Herr Uhlig?
Wenn die Fußballer pausieren, fängt für die Verantwortlichen im Hintergrund die Arbeit oft erst richtig an. Das ist bei uns nicht anders. Wir befinden uns schon mitten in den Planungen für das Jahr 2023. Allerdings kann ich sagen, dass sich für uns ein außerordentlich erfolgreiches Jahr – mit dem ersehnten Aufstieg, aber auch mit dem positiven Verlauf der Hinserie – dem Ende zuneigt. Das kann man sicherlich ein wenig genießen.

Wäre es Ihnen – auch vor dem Hintergrund der jüngsten Erfolgsserie – lieber gewesen, den Spielbetrieb auch während des Turniers in Katar fortzusetzen?
Persönlich hätte ich nichts dagegen gehabt. Man könnte ja schon mal die Frage stellen, ob sich eine 3. Liga unbedingt an FIFA-Abstellungsperioden orientieren muss. Auf der anderen Seite kommt die Pause ja nicht überraschend, sondern war schon lange bekannt. Und wir können nach diesem intensiven Jahr jetzt die Akkus auftanken.

Wie schauen Sie grundsätzlich auf diese WM?
Wie falsch die Idee war, dieses Turnier nach Katar zu vergeben, bekommen wir leider aktuell täglich durch immer wieder neue Absurditäten deutlich vor Augen geführt. Seit meiner Kindheit war jede WM für mich etwas ganz Besonderes. Diesmal wird es – wie für viele andere Fußballfans auch – allenfalls eine Randerscheinung bleiben.

Trotz eines Fehlstarts überwintert Rot-Weiss Essen mit immerhin sechs Punkten Vorsprung vor den Abstiegsplätzen. Sind Sie zufrieden mit dem Abschneiden?
Mit der Ausbeute, vor allem aber mit der Entwicklung des Teams bin ich zufrieden, auch wenn sicherlich drei oder vier Punkte mehr drin waren. Wir haben jedoch gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind, und waren zuletzt auch sehr konstant. Das ist eine gute Basis.

Waren die Last-Minute-Transfers – speziell von Felix Götze, Clemens Fandrich und Andreas Wiegel – verantwortlich für die sportliche Wende?
Ich denke, wir haben eine Reihe richtiger Entscheidungen getroffen. Nach dem missglückten Start haben wir in der Analyse nicht nur das Personal, sondern beispielsweise auch die grundsätzliche Herangehensweise und die Taktik hinterfragt und entsprechend angepasst. Wir sind immer ruhig und sachlich geblieben, haben die richtigen Schlüsse gezogen.

Hatten die Verantwortlichen zuvor zu sehr auf die Aufstiegsmannschaft vertraut und deren Qualität vielleicht ein wenig überschätzt?
Grundsätzlich hatte es jeder Spieler des Aufstiegsteams verdient, auch Teil des Kaders in der 3. Liga zu werden und dort den nächsten Schritt zu machen. Das ist nicht allen gelungen. Darauf mussten wir entsprechend reagieren.

Hat sich die sportliche Zielsetzung im Laufe der Saison verändert?
Nein, warum? Wir sind gekommen, um zu bleiben, und wollen uns im ersten Schritt in der Liga etablieren. Daran hat sich nichts geändert. Bisher sind wir auf einem guten Weg.

Welche Impulse hat der neue Cheftrainer Christoph Dabrowski gebracht?
Die Trainerfindung war ein sehr ausführlicher Prozess. Uns war wichtig, dass der neue Trainer eine klare Idee verfolgt, dass er zum Verein und auch zu den weiteren handelnden Personen passt. Das ist bei Christoph Dabrowski definitiv der Fall. Mir imponieren vor allem sein Fleiß, sein Elan und seine Hingabe. Gemeinsam haben wir die schwierige Startphase durchgestanden und gut gemeistert.

15 Jahre lang mussten der Verein und seine treuen Fans auf Profifußball warten. Jetzt gehört RWE in der 3. Liga auf Anhieb zu den Zuschauermagneten – im eigenen Stadion, aber auch auswärts. Wurden damit Ihre Erwartungen noch übertroffen?
Auf jeden Fall. Wir hatten einen Zuschauerschnitt von 13.000 plus x erwartet. Zuletzt war unser Heimbereich mit rund 16.500 Plätzen oft annähernd ausverkauft. Auswärts stehen wir sogar auf Platz eins. Das macht uns schon stolz.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Fortschritte neben dem Platz?
Mit dem Um- und Ausbau des Trainingsgeländes ist uns ein sehr wichtiger Schritt im Bereich der Infrastruktur gelungen. Die Geschäftsstelle ist mit dem Umzug größer geworden, auch beim NLZ rollen gerade die Bagger an. RWE wächst aktuell in allen Bereichen.

Wo muss sich Rot-Weiss Essen noch weiter verbessern?
Sportlich gibt es immer Luft nach oben, da ist man nie fertig. Auch abseits des Platzes wollen wir uns noch besser aufstellen. Für beide Bereiche erarbeiten wir gerade eine Zukunftsstrategie.

Welche finanziellen Nachteile hatte oder hat RWE durch den Insolvenzantrag in der Unternehmensgruppe des Trikotsponsors?
Wir sind in einem intensiven Austausch mit Harfid und ich bin guter Hoffnung, dass sich der Schaden in Grenzen halten wird. Spätestens Anfang des Jahres werden wir Klarheit haben, wie es weitergeht.

Vor gut einem Jahr erwarb der Verein die Namensrechte an seiner Spielstätte, die seitdem wieder „Stadion an der Hafenstraße“ heißt. Hat sich das Risiko gelohnt?
Das würde ich schon sagen. Wir haben viele kleine, aber auch einige große Paten gefunden, schreiben mit dem Projekt schon jetzt schwarze Zahlen. Es ist also nicht nur für das Image, sondern auch wirtschaftlich bereits ein Erfolg.

Was wünschen Sie sich für das nächste Jahr?
Sportlich wünsche ich mir eine möglichst konstante Rückserie, die eine gute Grundlage dafür schafft, um uns in der nächsten Saison weiterzuentwickeln. Sollte es dazu auch noch gelingen, gemeinsam mit der Politik und der Verwaltung der Stadt Essen die Weichen für einen Stadionausbau zu stellen, dann sehe ich RWE auf einem sehr guten Weg.

Interview: Ralf Debat/MSPW

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