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Peter Frymuth: „In der 3. Liga wird viel richtig gemacht – aber nicht alles“

DFB-Vizepräsident bezieht zur aktuellen Entwicklung in der 3. Liga Stellung.


Überraschende Ergebnisse, hohes sportliches Niveau, volle Stadien, begeisterte Fans – die 3. Liga hat einen beeindruckenden Saisonstart hingelegt. Nach vier Spieltagen liegt der Schnitt bei 9200 Besuchern pro Partie und damit so hoch wie noch nie. Die Rekordmarke der Saison 2015/2016, an deren Ende es 7071 Zuschauer pro Spiel waren, ist fest im Visier.

Zufriedenheit ja, Selbstzufriedenheit nein. Peter Frymuth (Foto) aus Düsseldorf, zuständiger DFB-Vizepräsident Spielbetrieb und Fußballentwicklung nimmt die aktuelle Entwicklung erfreut zur Kenntnis, verweist im DFB.de-Interview aber auch auf die Hausaufgaben und Herausforderungen, die für eine stabile und positive Zukunft der 3. Liga zu bewältigen sind. Außerdem nimmt Frymuth Stellung zu den Montagspielen.

DFB.de: Herr Frymuth, wie beurteilen Sie den Start in die elfte Saison der 3. Liga?
Peter Frymuth:
Mir geht es wie vielen: Die 3. Liga macht aktuell riesigen Spaß. Dass die Liga spannend und unberechenbar ist, wissen wir seit Jahren. Ich habe aber den Eindruck, dass die sportliche Qualität noch einmal gestiegen ist. Die Absteiger aus der 2. Bundesliga und vor allem die starken Aufsteiger aus der Regionalliga haben daran nicht unerheblichen Anteil. Die Liga ist so attraktiv wie nie besetzt, gerade die Traditionsklubs wie der 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig und TSV 1860 München haben viel Schwung gebracht und ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Das hilft, die 3. Liga auch abseits des Rasens weiter voranzubringen.

DFB.de: Die Zuschauerquote nach vier Spieltagen liegt bei 9200 Besuchern pro Spiel. Vorher stand der Bestwert zu diesem Zeitpunkt der Saison bei knapp 7500. Überrascht Sie der große Zuspruch?
Frymuth:
Ja und nein. Wir wussten natürlich, dass das Zuschauerpotenzial durch die neue Zusammensetzung der Liga zunimmt. Andererseits darf man nicht vergessen, dass mit dem 1. FC Magdeburg der größte Zuschauermagnet der vergangenen beiden Spielzeiten nach dem Aufstieg nicht mehr dabei ist. Dass das Interesse in diesem Maße steigt, war zu erhoffen, aber nicht zu erwarten. Mehr als 41.000 Zuschauer am ersten Spieltag in Kaiserslautern – damit kann man nicht rechnen, das ist unglaublich. Auch an etablierten Drittliga-Standorten wie Osnabrück, Rostock, Jena oder Münster spürt man Euphorie. Die 3. Liga und ihre Klubs schreiben positive Schlagzeilen, das tut allen nach manchem Rückschlag in den zurückliegenden Monaten gut. Auch unsere TV-Partner sind sehr zufrieden mit den ersten vier Spieltagen, die Quoten erfüllen die Erwartungen.

DFB.de: Also alles rosarot in der 3. Liga?
Frymuth:
Nein. Diesen Fehler in der Betrachtungsweise dürfen wir keinesfalls machen. Die Herausforderungen, die sich stellen, sind unverändert und klar identifiziert. Die vorrangigsten Ziele sind, die 3. Liga weiterzuentwickeln, finanziell zu stabilisieren, die wirtschaftliche Lücke zur 2. Bundesliga nicht größer werden zu lassen und die Klubs auf dem Weg zu unterstützen, ein stabileres Fundament aufzubauen. Der neue Medienrechte-Vertrag, der mit Saisonbeginn in Kraft getreten ist, die Gewinnung von bwin als Liga-Hauptpartner im vergangenen Jahr und die Partnerschaft mit adidas als Hersteller des offiziellen Spielballs waren Schritte in die richtige Richtung. Daran wollen wir gemeinsam mit den Vereinen anknüpfen. Die nächsten Maßnahmen sind die Einführung des Financial Fairplay und des Nachwuchsfördertopfes. Sehr wichtig ist auch ein gesundes Kostenbewusstsein der Klubs. Ohne das Prinzip der wirtschaftlichen Vernunft wird es kaum möglich sein, sich nachhaltig zu verbessern und Rückschläge, die im Sport immer möglich sind, zu verkraften. Sehr positive Beispiele, wie man mit Augenmaß wirtschaftet und gleichzeitig sportlichen Erfolg hat, waren zuletzt der 1. FC Magdeburg und Holstein Kiel.

DFB.de: Das klingt als würden Sie der aktuellen Euphorie nicht recht trauen.
Frymuth:
Wir müssen immer differenzieren. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass die 3. Liga und ihre Vereine vieles richtig gemacht haben, aber es gilt, diesen Weg konsequent weiter zu gehen. Auch in der Vorsaison war vieles richtig – trotz der Insolvenzfälle in Chemnitz und Erfurt. Man darf nicht nur in Schwarz und Weiß denken, dazu sind die Themenstellungen zu komplex. Festzuhalten ist: Die Liga hat sich seit ihrer Gründung enorm entwickelt – sportlich, in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in der Vermarktung. Die 3. Liga hat nachgewiesen, wie sinnvoll ihre Einführung vor zehn Jahren war. Oder möchte jemand ernsthaft behaupten, ein direkter Übergang von der Regionalliga zur 2. Bundesliga und umgekehrt wäre heute noch denkbar und die bessere Alternative? Auf der anderen Seite ist es dringend notwendig, die Voraussetzungen in der 3. Liga weiter zu verbessern. Die Liga stellt eine ständige Herausforderung dar, für die Klubs wie auch den DFB als Liga-Träger. Deshalb wäre es fatal zu glauben, dass es automatisch immer positiv weitergeht.

DFB.de: Worin sehen Sie das Alleinstellungsmerkmal der 3. Liga?
Frymuth:
Die 3. Liga ist Profifußball, aber kein Hochglanz, eine Liga zum Anfassen. Hier ist nicht alles perfekt, es werden die Ärmel hochgekrempelt, es wird angepackt. Und die 3. Liga ist sportlich unberechenbar. Das ist für die Klubs oft anstrengend, weil jeder gerne etwas Planungssicherheit hat, doch im Grunde ist diese ständige Spannung das, was Fußball ausmacht und was Fans lieben, nach dem sich der ein oder andere mit Blick auf die Champions League oder die Spitze der Bundesliga vielleicht sogar sehnt.

Das ganze Interview lesen Sie auf DFB.de.

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