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Andreas Möller feiert runden Geburtstag

Ex-Spieler von Borussia Dortmund und Schalke 04 wird 50.Arzt wollte er werden, doch das ging mit der Mittleren Reife nicht. Bürokaufmann hat er gelernt, seinen Meister aber machte er auf dem Rasen, er wurde ein Fußballer von internationalem Format. Heute feiert der 85-malige deutsche Nationalspieler Andreas Möller seinen 50. Geburtstag und hat im Rückblick wenig Grund, seine Berufswahl zu bereuen.

Mitte der neunziger Jahre betonte sein Dortmunder Trainer Ottmar Hitzfeld: „Mit Möller gewinnt man alles!“ Im Mai 1997, nach dem Gewinn der Champions League des BVB gegen Juventus Turin (3:1) wollte da keiner mehr widersprechen. Nach jener Partie, in der Möller „den wichtigsten Pass meines Lebens“ spielte – auf Joker Lars Ricken vor dessen Lupfer zum 3:1 – war die Titelsammlung Möllers quasi schon komplett: Weltmeister 1990 in Italien (zwei Einsätze), Europameister 1996 in England, Champions League-Sieger 1997 mit dem BVB, Uefa-Cup-Sieger 1993 mit Juventus Turin, Deutscher Meister 1995 und 1996 mit Dortmund, Pokalsieger 1989 bei seinem ersten Dortmund-Engagement. Hinzu Supercupsieger und Hallenmasters-Gewinner mit Dortmund – und deutscher A-Jugendmeister mit Eintracht Frankfurt 1985, bei der er 1981 mit 13 anfing. Der Karrieredurchbruch ereignete sich im November 1984, als Berti Vogts, damals DFB-Nachwuchstrainer, sich ein Spiel der Eintracht-A-Jugend in Wiesbaden-Sonnenberg. Da ging für Möller die Sonne auf, denn Vogts kehrte begeistert zurück: „Viele Wege macht man umsonst, dieser aber hat sich gelohnt.“ Es entstand eine enge Bindung zwischen den beiden. Vogts holte den schnellen und wendigen Mittelfeldspieler mit platziertem Schuss in die U 18-Auswahl, insgesamt bestritt er im Juniorenbereich 24 Länderspiele (zehn Tore). Unter Franz Beckenbauer war Möller im September 1988 Nationalspieler geworden – beim 1:0 gegen Russland in Düsseldorf – doch den Durchbruch schaffte er erst unter Vogts.

Beim BVB machte er von 1988 bis 1990 75 Bundesligaspiele (24 Tore) – und den ersten großen Fehler seines Lebens. Im September 1989 versprach er im Westfalenstadion per Megaphon den Fans, zu bleiben und keinesfalls innerhalb der Bundesliga zu wechseln. Und doch kehrte er 1990 nach Frankfurt zurück, für damals immense 4,5 Millionen DM. Bei der Eintracht unterschrieb er eine Vertragsklausel, dass er bei vorzeitigem Abschied fünf Millionen DM Entschädigung zahlen müsse. Er schied vorzeitig, nach monatelangem Hickhack ging er nach der für ihn enttäuschenden EM 1992, als er nach der Vorrunde seinen Platz verlor, zu Juventus Turin, das eine Option auf ihn erworben hatte und zunächst plante, ihn nach Bergamo zu verleihen. Wogegen sich Möller sträubte. Er saß zwischen allen Stühlen und wollte bei der Eintracht bleiben, schließlich hatte die eine Spitzenmannschaft und wäre 1992 fast Meister geworden. Doch die Fifa verordnete, dass er nach Turin musste, das ihn dann wenigstens behielt. Nun bat ihn die Eintracht zur Kasse, doch zahlen wollte er nicht. Man traf sich vor Gericht wieder, das erst ein Urteil fällte, als Möller schon gar nicht mehr in Italien spielte: im Dezember 1994 musste er der Eintracht 3,2 Millionen DM zahlen. Auf dem Platz unterlief ihm im April 1995 gegen Karlsruhe die legendäre „Schutzschwalbe“ (Zitat Möller) vor dem heranrauschenden Dirk Schuster.

Triumph von Wembley: Möllers bestes Turnier

Die EM 1996 in England war fraglos Möllers bestes Turnier. Zum Auftakt gegen die Tschechen traf er erstmals bei einer Endrunde, machte alle Spiele außer dem Finale – in das er die DFB-Elf gegen England aber noch selbst schoss. Als der letzte Elfmeter nach dem 120-Minuten-Krimi (1:1) geschossen werden sollte, so erinnert sich Thomas Helmer noch heute, drängelte sich Möller geradezu vor: „Und jetzt ich!“ Er gab später zu: „Ich wollte das Ding klar machen, unbedingt.“ Zumal er an jenem Tag Kapitän war, auf die Innenseite der Binde schrieb er „Sieg“. Also erfüllte er die Prophezeiung selbst und drosch den Ball hoch unter die Latte, danach entstand das vielleicht berühmteste Foto seiner Karriere in Jubelpose. Er imitierte keck den Engländer Paul Gascoigne, der es ihm nicht mal übel nahm: „Schon okay, wir haben es selbst vergeigt!“

Für Möller war die EM vorbei, er war gesperrt (zwei Verwarnungen), Europameister darf er sich trotzdem nennen. Die zweite Dortmunder Zeit (1994 – 2000) war fraglos die beste Phase seiner Karriere. Nach einem Spiel gegen den VfL Bochum 1997 stöhnte Gegenspieler Karsten Hutwelker: „Das war vom anderen Stern, was der Möller heute gemacht hat. Wenn der Platz hat, kannst Du gar nichts gegen den machen. Der hat gespielt, als hätte er einen Magneten im Schuh.“ Möller mit knapp 30 also auf dem Gipfel – auch wenn es in Dortmund zuweilen Reibereien mit Hitzfeld, dem er zu hartes Training vorwarf, und Kapitän Matthias Sammer gab, der ihn schon mal auf dem Platz zusammenstauchte. Häufigster Kritikpunkt war Möllers defensive Arbeit, er selbst sah es ein: „Nach der WM in den USA kam ich zu der Erkenntnis: du musst dein Spiel entscheidend ändern. Heute packe ich auch hinten mit an. Das ändert aber nichts an meiner Auffassung, dass Tore die Philosophie des Fußballs sind.“ Gesagt im Dezember 1995.

29 Tore schoss er für Deutschland, am 9. Februar 1999 spielte er in Kolumbien letztmals mit dem Adler auf der Brust. Vogts, der nach der für alle enttäuschenden WM in Frankreich, bei der Möller erneut seinen Platz nach der Vorrunde verlor, war nicht mehr da und Möller, nun 31, fiel dem Umbruch unter Erich Ribbeck zum Opfer. 110 Tore hat er in der Bundesliga geschossen, in 429 Spielen. Dreimal schoss er das Tor des Monats. Die letzten Möller-Tore fielen für Schalke 04.

Möller: „Ich bin einfach keine Reizfigur mehr“

Die Skeptiker brachte der Überläufer schon bald auf seine Seite, mit einem starken Möller gewann Schalke 2001 den Pokal – und das Derby in Dortmund 4:0 (so hoch wie nie). Den Pokalsieg wiederholte Schalke 2002, weshalb Möller diese Trophäe dreimal gewann. Damals eine Rarität, ehe die Bayern der Generation Lahm/ Schweinsteiger fast regelmäßig das Double gewannen. Am Ende seiner Karriere überwogen die sportlichen Schlagzeilen und die waren positiv. „Ich bin einfach keine Reizfigur mehr“, sagte er dem Spiegel im Herbst 2000 und irgendwie stimmte es auch.

Als er 2003 zum Abschluss ein drittes Mal zu Eintracht Frankfurt kam, trugen sie ihn am Main auf Händen. Den hohen Erwartungen konnte er aber nicht gerecht werden, Möller kam nur noch auf elf torlose Einsätze und trat am 2. März 2004 zurück. Mit 36.

Dem Fußball blieb er verbunden bis heute, machte den Trainerschein. Es reichte nur zu einem Engagement bei Viktoria Aschaffenburg, dann reizte ihn das Management (bei Kickers Offenbach). Seit 2015 ist Möller Assistenztrainer seines alten Dortmunder Mitspielers Bernd Storck, der Ungarn überraschend zur EM 2016 führte. Möller: „Es gab gelegentlich Anfragen von Zweit- oder Drittligisten, aber es hat nie so richtig gepasst. Also habe ich gewartet, hatte Geduld. Fußball ist auch viel Glück.“

Der Vertrag endet 2018. Der Lebensmittelpunkt des Jubilars, der in zweiter Ehe lebt und insgesamt fünf Kinder hat, ist und bleibt Hessen. In Bad Homburg bei Frankfurt hat sich der heimatverbundene Mann niedergelassen. Aber nicht zur Ruhe gesetzt, das verhindert schon der Fußball.

Text-Quelle: dfb.de

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