Drittligist steht für umweltbewusstes Verhalten und nachhaltige Strukturen.
Drittligist SC Verl ist wieder „zu Hause“. Nachdem die Ostwestfalen nach dem Aufstieg in die 3. Liga im Sommer 2020 zwischenzeitlich in die Spielstätten des SC Paderborn 07 und der Sportfreunde Lotte ausgewichen waren, tragen die Verler seit Saisonbeginn ihre Heimspiele wieder in der eigenen Sportclub Arena aus.
Die Verantwortlichen des Sportclubs haben aber nicht einfach nur dafür gesorgt, dass die notwendigen Umbauten für die Anforderungen der 3. Liga vollzogen wurden. Der Verein um Präsident Raimund Bertels hat dabei auch das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Blick. Das Ziel: Der SC Verl will Vorbild sein, wenn es um umweltbewusstes Verhalten und nachhaltige Strukturen im Vereinsleben geht.
So arbeitet zum Beispiel die neu installierte Rasenheizung unterhalb der Sportclub Arena nachhaltig, weil sie direkt an die Fernwärme angeschlossen ist. Durch diese Verbindung und den Einsatz eines Glasbauschotters würde der Energieverbrauch bei der Rasenheizung um zwanzig Prozent gesenkt werden. In Planung befindet sich außerdem, im Laufe der Saison eine Photovoltaikanlage auf der Westtribüne zu installieren. Dann könnten der SC Verl durch Solarenergie selber Strom erzeugen und nutzen ohne auf externe Ressourcen Zugriff zu haben.
Kapitän Corboz: „Zu viel über Verbote gesprochen“
„Unser Stadionbeauftragter Michael Beckhoff hat da noch einige weitere Ideen im Kopf“, sagt Verls Kapitän Mael Corboz (Foto) im Gespräch mit DFB.de. Der 29-Jährige berät außerhalb des Platzes mit seinem Start-Up „elevengreen“ Vereine im Bereich Nachhaltigkeit und will dem Thema gemeinsam mit dem SC Verl eine noch größere Bedeutung geben. „Der Fußball nimmt eine große gesellschaftliche Rolle ein und bietet damit die Chance, viele Menschen zu erreichen“, so der US-Amerikaner, der vor seiner Profi-Laufbahn Maschinenbau studiert hatte, weil er im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiten wollte.
„In Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird zu viel über Verbote gesprochen“, findet Corboz. „Es sollte mehr darum gehen, Optionen anzubieten und so Leute zu erreichen, die offen für Veränderungen sind.“ Mit seinem Start-Up führt der Mittelfeldspieler bei den interessierten Vereinen zunächst eine IST-Analyse durch, bei der ein besonderes Augenmerk auf den Verbräuchen liegt – etwa beim Wasser oder beim Abfall. Gemeinsam wird dann festgelegt, welche Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit sich kurz- oder mittelfristig umsetzen lassen. „Das sind oft sogar Dinge, die die Vereine nicht mehr kosten und finanziell sinnvoll sind.“
Spieler befüllen Trinkflaschen selbst
Beim SC Verl befinden sich seit dieser Saison unter anderem Mehrwegflaschen eines Partners im Training und bei den Heimspielen der Profimannschaft in Verwendung. Statt Behältern aus Plastik kommen jetzt titanbeschichtete Flaschen zum Einsatz, die die Spieler selbstständig vor ihren Einheiten befüllen. Allein somit spart der Sportclub nach eigenen Angaben knapp 200 Kilogramm Plastikmüll pro Saison ein. Außerdem bietet der Sportclub seinen Zuschauern seit dieser Saison jedes Getränk in einem Mehrwegbecher an und reduziert so den Plastikmüll bei Heimspielen. Die Becher werden nach dem Gebrauch gespült und können wiederverwendet werden.
Der Umbau der Sportclub Arena war für Corboz „ein guter Ansatzpunkt, um die Nachhaltigkeit und den Umweltschutz voranzutreiben“, aber schon zuvor war der SC Verl in diesem Gebiet fleißig. So nahmen die Verler im August 2022 am Aktionsspieltag Klimaschutz teil. Dabei wurden nicht nur neben der üblichen Stadionwurst alternativ auch vegane Bratwurst und Burger an den Verkaufsständen angeboten oder für jedes geschossene Tor 100 Euro an die gemeinnützige Organisation „Sports for future“ gespendet. Über eine App konnten die Fans „vier, fünf Fragen zu ihrer Anreise ins Stadion nach Paderborn beantworten und dann den entsprechenden CO2-Ausstoß berechnet bekommen. „Das war eine gute Gelegenheit, um den Leuten diesen Wert greifbar zu machen.“
Weiterer Aktionsspieltag in Planung
Unabhängig von der DFB-Aktion steckt der SC Verl mit anderen Vereinen in den Planungen für einen weiteren Aktionsspieltag. „In der Rückrunde wird es voraussichtlich so weit sein“, so Corboz. „In dem wir das selbstständig organisieren, erhoffen wir uns einen nachhaltigen Effekt.“
Mael Corboz selbst hat außerdem unmittelbar vor Saisonstart die Kampagne „Goals for Tomorrow“ ins Leben gerufen. Dabei geben Spieler ein persönliches Versprechen ab, für jedes geschossene Tor des eigenen Teams am Ende der Saison einen von ihm bestimmten Betrag zu spenden. Das Geld geht dabei an die deutsche Spenden-Organisation „ForTomorrow“, die der Wirtschaft CO2-Emissionsrechte abkauft und diese still legt. Alternativ werden von der Organisation Bäume gepflanzt.
Bei der Kampagne können nicht nur Profifußballer, sondern auch Fans, Betreuer oder andere Personen, die sich für die Natur und die Umwelt einsetzen möchten, mitmachen. „Der Fußball hat für viele Menschen – vor allem Kinder – Vorbildcharakter. Wir freuen uns über jeden, der durch solche Aktionen zum Nachdenken angeregt wird und sich ermutigt fühlt, sich ebenfalls für die Umwelt einzusetzen. Jeder kann seinen Teil beitragen.“
Foto-Quelle: SC Verl