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RWE und ETB: Kooperation nimmt Formen an

Nachwuchsabteilungen beider Klubs seit Wochen in intensiven Gesprächen.


Gemeinsam statt gegeneinander, Kooperation statt Konkurrenz: Das haben sich zwei Essener Traditionsvereine auf die Fahnen geschrieben. West-Regionalligist Rot-Weiss und Niederrhein-Oberligist ETB Schwarz-Weiß bündeln ab sofort ihre Kräfte und wollen unter anderem auch dafür sorgen, Essener Talente so lange wie möglich in ihrer Heimatstadt zu halten. Was einst schon in den 1970er-Jahren – noch zu deutlich besseren Zeiten beider Klubs – in der Ruhrgebietsmetropole diskutiert, dann aber schnell wieder verworfen wurde, soll nun mit Leben gefüllt werden: Rot-Weiss, der Arbeiterverein aus dem Norden, und die Schwarz-Weißen, der bürgerliche „Lackschuhklub“ aus dem Süden, arbeiten zusammen.

So ist unter anderem geplant, dass U 19-Spieler der Rot-Weissen, die nicht sofort den Sprung in den Regionalliga-Kader schaffen, an den Nachbarn vom Uhlenkrug ausgeliehen werden, damit sie sich in der Oberliga weiterentwickeln. Bis zu drei Spieler sollen pro Saison zum ETB wechseln, das Gehalt wird weiter von den Rot-Weissen finanziert, die ihre frühere eigene Oberligamannschaft (U 23) schon 2014 vom Spielbetrieb abgemeldet hatten.

Zwar werden beide Vereine weiterhin eigenständig ihren Spielbetrieb aufrechterhalten und streben individuelle Ziele an, intensivieren jedoch den Austausch – vor allem im Nachwuchsbereich – auch in Form von gemeinsamen Scoutingaktivitäten, Maßnahmen zur Trainerausbildung, gemeinsamen Förderspielen oder regelmäßigen Planungsgesprächen.

Die Liste der Spieler, die einst schon im Nachwuchsbereich für Essener Vereine am Ball waren, ist lang und liest sich fast wie das „Who is Who“ des deutschen Fußballs. Weltmeister wie Helmut „Boss“ Rahn, Frank Mill oder Mesut Özil (Arsenal London), Legenden wie Otto Rehhagel, Oliver Bierhoff, Franz „Penny“ Islacker, Jens Lehmann oder Jürgen „Kobra“ Wegmann hinterließen allesamt in der Ruhrgebiets-Metropole ihre Fußabdrücke. Durch die Zusammenarbeit wollen Rot-Weiss und Schwarz-Weiß an alte Zeiten anknüpfen -und im Idealfall mit „Essener Jungs“ Siege feiern.

An die größten Erfolge beider Vereine können sich freilich nur noch die älteren Essener erinnern. RWE gewann 1953 den DFB-Pokal (2:1 gegen Alemannia Aachen) und zwei Jahre später die Deutsche Meisterschaft (4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern mit Fritz Walter). Der ETB holte 1959 ebenfalls den „Pott“ nach Essen (5:2 gegen Borussia Neunkirchen). Die Gegenwart heißt freilich 4. und 5. Liga. Nach Wunsch lief es auf beiden Seiten nicht. RWE ist zwar Tabellenfünfter, hat aber bei 13 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter FC Viktoria Köln mit dem Meisterschaftsrennen nichts mehr zu tun. Für die Schwarz-Weißen, die bereits seit 1978 ununterbrochen in der (damals noch dritt-, inzwischen aber nur noch fünftklassigen) Oberliga spielen, ist die Lage sogar prekär. Der ETB belegt einen Abstiegsrang, ist vier Zähler vom „rettenden Ufer“ entfernt.

Die Kooperationsziele sehen freilich vor, dass sich RWE und der ETB auf Sicht in der Spitzengruppe etablieren und in die jeweils nächsthöhere Liga aufsteigen. Auch die Jugendmannschaften sollen in der höchstmögliche Klasse an den Start gehen.

Doch auch beim Nachwuchs läuft es nicht optimal, besonders nicht bei den Rot-Weissen. Die U 19 rangiert in der Staffel West der A-Junioren-Bundesliga nach einer Negativserie nur wegen der besseren Tordifferenz über dem Strich, die U 17 ist auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. Besser sieht es für die A-Junioren des ETB aus, die in der Leistungsklasse Kreis Essen Platz eins belegen (damit aber noch nicht automatisch aufsteigen). Die U 17 steht in der B-Junioren-Niederrheinliga auf einem Mittelfeldplatz.

Im besten Fall bleibt die erste Mannschaft des ETB in der Oberliga und die rot-weissen Bundesligateams in der für sie höchstmöglichen Klasse. Wird der „Worst Case“ Wirklichkeit, steigen alle drei ab. „Dann bricht die Kooperation aber nicht wie ein Kartenhaus zusammen“, betont Andreas Winkler (Foto), bei RWE „Direktor Sport Entwicklung“ und Nachwuchsleiter, im Gespräch mit dem kicker. „Wir sind eine Partnerschaft mit einem Vertrag für die nächsten fünf Jahre eingegangen. Und Partner stehen in guten und schlechten Zeiten zusammen, sind in der Lage, gemeinsam wieder aufzustehen.“

Die Nachwuchsverantwortlichen beider Vereine befinden sich bereits seit einigen Wochen in intensiven Gesprächen. Dabei geht es nicht zuletzt um die Kaderplanung. Im Seniorenbereich geht es – auch wegen der unsicheren ETB-Lage in der Oberliga – nicht ganz so zügig voran.

Voraussichtlich im April werden die Gespräche intensiviert. Andreas Winkler: „Ganz klar: Wir alle wünschen uns, dass der ETB den Verbleib in der Oberliga schafft. Für die Landesliga, da muss man ehrlich sein, wären die besten Talente beider Vereine sicher nicht so schnell zu begeistern.“

Foto oben: (von links) Erkan Ari (ETB), Kasim Rabihic und Benjamin Baier (beide RWE)

 

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