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Oberliga Westfalen: SC Wiedenbrück will nicht aufsteigen

Spitzenreiter verzichtet auf Zulassungsantrag zur Regionalliga West.
Der SC Wiedenbrück, trotz der jüngsten 0:1-Heimniederlage gegen den direkten Konkurrenten Rot Weiss Ahlen noch Spitzenreiter in der Oberliga Westfalen, wird beim Westdeutschen Fußballverband (WDFV) keinen Zulassungsantrag für die Regionalliga West stellen und damit auf einen möglichen direkten Wiederaufstieg in die vierthöchste deutsche Spielklasse verzichten. Das teilten die Ostwestfalen am Montagabend mit und führten als Gründe unter anderem die deutlich höheren Kosten in der Regionalliga und das mangelhafte Zuschauerinteresse in Wiedenbrück an.

Wir veröffentlichen die Stellungnahme des Vereins im Wortlaut:

„Nach reiflicher Überlegung hat der Vorstand des SC Wiedenbrück entschieden, beim Westdeutschen Fußballverband keinen Antrag auf Zulassung zur Regionalliga ftir die Saison 202012021 zu stellen. Dem Vorstand ist bewusst, dass diese Entscheidung angesichts der aktuellen Tabellenführung unserer Mannschaft in der Oberliga Westfalen erklärungsbedürftig ist.

Burckhard Kramer, der dem Vorstand des SC Wiedenbrück seit 13 Jahren angehört und den Etat der ersten Mannschaft seit 16 Jahren maßgeblich mitträgt, hat den persönlichen Anspruch, alle seine Angelegenheiten über den Tag hinaus geregelt zu wissen – so auch das Engagement beim SC Wiedenbrück. Dies entspricht seinem Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Verein sowie seiner Fürsorgepflicht gegenüber Vorstandskollegen und Mitarbeitern.

Ohne dass es dafür einen besonderen Anlass gäbe, hält er es mit 76 Jahren für angemessen, sich über die Ausrichtung des Vereins und die zukünftige Gestaltung von leistungsorientiertem Fußball in Wiedenbrück Gedanken zu machen. Für die einen erheblichen finanziellen Aufwand erfordernde Regionalliga ist eine mittelfristige Garantie für ihn und für die Mitstreiter im Sponsorenkreis nicht darstellbar. Warnende Beispiele aus der Regionalliga zeigen, wohin es führen kann, wenn man trotz fehlender Absicherung das Wagnis eingeht. Das ist nicht die Art von solidem und seriösem Wirtschaften, wie es der Verein SC Wiedenbrück und die ihn tragenden Personen über Jahre hinweg im Sport und im Geschäftsleben nachhaltig praktiziert haben.

Trotz zahlreicher Anstrengungen hat die intensive Suche nach wirtschaftlichen Unterstützern sowie potenziellen Nachfolgern für die Besetzung von Vorstandsposten nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Angesichts der ehrenamtlichen Strukturen stellt für Letzteres das Eintreten in private Haftung vor allem in Verbindung mit dem ‚Millionenbetrieb Regionalliga‘ ein nicht unerhebliches Risiko dar.

Zum anderen stellt sich für den Vorstand des SC Wiedenbrück im Zusammenhang mit dem Regionalliga-Antrag die Sinnfrage. Nachlassende Zuschauerzahlen, die bescheidene Stimmung im Stadion sowie die ausbleibende Unterstützung aus Bürgerschaft und Wirtschaft in unserer Stadt lassen uns nach neunjähriger Zugehöigkeit zur vierthöchsten Spielklasse im deutschen Fußball zu einem ernüchternden Resümee kommen: Das Angebot des Vereins, Regionalligafußball in Wiedenbrück anzubieten, wurde nicht angenommen. Jedenfalls nicht in einem Ausmaß, das den hohen persönlichen, ehrenamtlichen und finanziellen Einsatz weiterhin rechtfertigt.

Der Verlauf der bisherigen Oberligasaison hat uns leider in der Einschätzung bestätigt, dass erfolgreicher Fußball in Stadt und Umland nicht auf eine entsprechende Resonanz stößt. Nur 500 Zuschauer beim Spitzenspiel Erster gegen Zweiter, nur 850 Zuschauer beim Derby gegen den FC Gütersloh und zuletzt nur 515 Zuschauer beim Nachbarschaftsduell mit dem Tabellendritten: Das sind keine Argumente, erneut in eine noch kostenintensivere Spielklasse zu investieren und sich für die Regionalligant bewerben.

Mannschaft und Trainerstab sind über die Entscheidung des Vorstands persönlich von Burckhard Kramer informiert worden. Das Ergebnis des Heimspiels am Freitagabend gegen Rot Weiss Ahlen hatte keinen Einfluss auf den schon vorher einhellig gefassten Beschluss. Wir sind überzeugt und erwarten, dass die Mannschaft bis zum Saisonende mit unverändertem Ehrgeiz und Charakter um die bestmögliche Platzierung in der Oberliga kämpft. Das verlangt zum einen die sportliche Fairness gegenüber den Mitbewerbem. Zum anderen bleibt die Verteidigung der Tabellenführung ein lohnendes Ziel, um als Meister die letzte Chance zu erhalten, um sich für die DFB-Pokal-Hauptrunde zu qualifizieren.

Wir setzen dafür auf den maximalen Einsatz unserer Spieler, weil auch wir als Verein unsere vertraglichen Verpflichtungen – wie üblich – bis zum Saisonende vollumfünglich erfüllen werden. Der SC Wiedenbrück hat dafiir Sorge getragen, dass für die nächste Saison ein angemessener Etat fiir die Oberliga zur Verfügung steht. Der Vorstand ist optimistisch, dass auch für die folgenden Spielzeiten die wirtschaftliche Basis gelegt wird, in der Oberliga konkurrenzfahigzu sein.“

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