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Traben Berlin-Mariendorf: Kehrt Gio Cash auf Siegkurs zurück?

In drei Derby-Vorläufen werden Sonntag zwölf Final-Tickets vergeben.


Einen Tag nach den vierjährigen „Ladys“ gehen an diesem Sonntag (6. August) auch die „Herren“ der Generation 2019 auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf ins Vorexamen, das da lautet, unter die jeweils besten vier Pferde der drei Derby-Vorläufe zu kommen. Das Ziel ist klar: Alle wollen am 20. August am Start sein, wenn es zum 128. Mal heißen wird: Start frei zum Deutschen Traber-Derby, das mit einer Dotation von 250.000 Euro lockt. Gegen das aus 27 Köpfen bestehende starke Geschlecht wagt sich diesmal keine Stute.

Wer die 1:11,2-Gala von Gio Cash (Foto) im Adbell-Toddington-Rennen live erlebt hat, hegte keine Zweifel, in dem vom Berliner Pierre Sagitz gezüchteten Hengst den haushohen Derby-Favoriten ausgemacht zu haben. Der Rappe, der seit zwei Jahren seine extrem dick belegten Brötchen in Frankreich, Schweden, Italien und den Niederlanden verdient hat (zu seinen „Big Points“ zählen Siege im Breeders-Course-Finale der Zwei- wie Dreijährigen sowie ein zweiter Platz im renommierten „Gran Premio Orsi Mangelli“ 2022 in Turin), ging mit Gewinnen von mehr als 300.000 Euro als glasklarer 11:10-Favorit in die letzte bedeutende Derby-Vorprüfung – und wurde in jenem Buddenbrock-Rennen verblüffend leicht von Y Not Diamant gestoppt.

Das tat dem Standing des vom Niederländer Dion Tesselaar vorbereiteten Hengstes in den Augen der Setzkommission keinen Abbruch: Er dürfte im 3. Vorlauf (11. Rennen) kaum mehr als zum Geldwechsel-Kurs antreten. Startnummer „3“ ist für die bombensichere Startrakete die ideale Abflugrampe. Da sollten ihm auch der mit beeindruckenden Formen aus Italien kommende Fiorano, der heuer sechs seiner sieben Versuche jenseits der Alpen als Sieger beendet hat, Django Hill, der als Zweiter des Adbell-Toddington-Rennens scharf geschossen hat, Sir Express und Sir Robert nicht in die Siegsuppe spucken. Die Berliner Fans werden Lokalmatador Black Mountain die Daumen drücken.

Noch heller strahlt die 2. Vorlauf-Ampel (7. Rennen) in Grün für Y Not Diamant – genau jenen Wallach, der Gio Cash im Buddenbrock-Rennen so eiskalt die Leviten gelesen hat. Vier Längen vor Gio Cash schlug der Schwarzbraune der Ställe Express und M.S. Diamanten an und mischte die Karten für das „Blaue Band“ komplett neu. Startplatz „7“ sollte dem von Paul Hagoort vorbereiteten und von dessen kongenialem Vollstrecker Robin Bakker gesteuerten Wallach keine Steine in den Sieg-Weg legen. Für Prämienjäger, die für eine gewonnene Zehn-Euro-Siegwette an der großen Prämienmauslosung teilnehmen, an deren Ende am 20. August ein nagelneues Automobil der Marke Mitsubishi Space Star 1.2 Select im Wert von 15.500 Euro ausgespielt wird, dürfte Y Not Diamant gemeinsam mit Gio Cash der sicherste Weg zu einem Los sein.

Wer begleitet ihn ins Finale? Erster Anwärter dürfte Uccellone als Sieger des „Großen Preises von Bayern“ sein. Rudi Haller weiß, wie man Derby-Pferde formt. Die „8“ dürfte dem Wieserhofer jedoch einiges Kopfzerbrechen bereiten, der im Buddenbrock-Rennen Vierter hinter den drei Gesetzten war. Nach alter Klasse wäre auch Smart Hill As eine Option, der an Berlin allerbeste Erinnerungen hat: 2021 begann er seine Karriere auf der Derby-Bahn mit einem fulminanten Doppelschlag im Gerhard-Krüger-Memorial und im Jugend-Preis und besuchte auch ein Jahr später im Auktionsrennen den Winner Circle. Danach war reichlich Sand im Getriebe, doch gilt auch für ihn die alte Turfweisheit: „Vergiss nie die beste Form eines Pferdes.“

Lange galt Schampus als der große Gegenspieler Gio Cashs, wenn es um die Prognose nach dem Derby-Sieger ging. Fünf Siege aus ebenso vielen Versuchen waren ein mächtiges Pfund, das auch nicht kleiner wurde, als er in Kopenhagens Vierjährigen-Elite erstmals von einem zur erweiterten europäischen Spitze zählenden B A Superhero bezwungen wurde. Das Kräftemessen mit Gio Cash im Adbell-Toddington-Rennen sowie mit Gio Cash und Y Not Diamant im Buddenbrock-Vergleich ging klar zu seinen Ungunsten aus. Den Rest hielt der Schützling des Lasbeker Gestütstrainers Josef Franzl jedoch derart gut in Schach, dass an seinem Platz auf der Setzliste keine Zweifel aufkamen. Für die Plätze hinter ihm kommen in Vorlauf 1 (3. Rennen) vor allem die beiden „Diamanten“ Yahoo und Yucatan sowie See the Moon in Frage.

Weitere Höhepunkte des um 12 Uhr beginnenden 14-Gänge-Menüs: Mit 50.000 Euro die meiste Kohle wartet auf die neun männlichen Finalisten der Dreijährigen-Serie (5. Rennen), die seit Mai durch München, Hamburg, Gelsenkirchen und Berlin getourt ist und als kleiner Ausgleich für das im Vorjahr von drei- zu vierjährigen Trabern umgeschriebene Derby daherkommt. „Yin Yang vor Daniel Hazelaar und Zoom Diamant“ lautete das Ergebnis des letzten Laufs in Berlin, und einiges spricht dafür, dass es ähnlich kommt. In die Phalanx der Niederländer könnte wohl am ehesten Nelson Newport einbrechen, der mit Rudolf Haller die Münchner Aufgabe als Bester gelöst hat.

In Gedenken an Charlie Mills: Spitzenklasse am Ablauf

Seit 1972, dem Todesjahr Charlie Mills‘, gedenkt Mariendorf eines der bedeutendsten Männer in Trabrennsport und -zucht weltweit. Dem Mann mit der Zigarre, einem Meister des Trainierens, der sich dreimal in der Siegerliste des Prix d’Amérique verewigt hat, ist ein Memorial (10. Rennen) gewidmet, das für Prämien von 20.000 Euro alle Wünsche erfüllt. Der schwedische Europabummler Prosperous ist nach einem halben Jahr Pause wieder prächtig in Schwung gekommen. Der von Henk Grift trainierte Rappe steht als Fan des Rechtskurses nach vier Besuchen in Mariendorf noch mit weißer Weste da.

Soll sich diese Serie fortsetzen, muss er in erster Linie den von Jaap van Rijn gesteuerten Keytothehill, Berlins eisenharten Major Ass, den oft in Frankreich sein Heil suchenden Jason Dragon sowie BILD-Pokal-Sieger Bayard aus dem Weg räumen. An guten Tagen und ebensolchen Rennverläufen kann City Guide allen einen Strich durch die Sieg-Rechnung machen. Ein hartes Amt demzufolge für Everest Védaquais sowie die beiden sturmerprobten Stuten Kiss Me Bo und Isla, eine der fünf Prämien zu ergattern.

Purple Rain – der Hit für Finale der Silber-Serie?

Ebenso viel steht für die zwölf Finalisten der klassemäßig eine Etage tiefer angesiedelten Silber-Serie (12. Rennen) auf dem Spiel. Rudi Hallers Wahl fiel auf die mit der „6“ loslegende Blind Date, die, „wenn sie nicht so speziell wäre, vermutlich schon 100.000 Euro gewonnen hätte.“ Bislang hat die Sechsjährige bei unter anderem 15 Volltreffern 35.202 Euro Gage eingetrabt und 2023 bei fünf Engagements noch keinen Bezwinger gefunden.

Kein Wunder, dass sich ihr Ausbilder für sie und gegen Idefix (4) entschieden hat, der sogar 19-mal die Linie als Erster passiert hat. Ihn wird mit Christoph Schwarz einer der begehrtesten Catchdriver des südlichen deutschsprachigen Raums ins Gebet nehmen. Nicht zu verachten sind desgleichen die Formenspiegel von Waldgeist (5), Scala (2) und Orkan Bo (3). Die größten Brocken müssen mit der zweiten Reihe hinterm Startauto vorliebnehmen. Zeit wird’s für Chimichurri, seinen furiosen Mariendorfer 1:10,5-Rekordlauf in allen Facetten zu bestätigen, was von der „11“ für den Frontrenner nicht einfach wird. Unabhängiger vom Verlauf scheint Purple Rain (12), der mit einer ähnlich Kopfschmerzen verursachenden Startnummer jüngst den Super-Trot-Cup-Vorlauf trotz langer Wege an der frischen Luft auf verblüffende Weise an sich gerissen hat. Ob solch eine Show auch gegen eine gut aufgelegte Blind Date gelingt?

Foto-Quelle: Lingk/Trabrennverein Berlin-Mariendorf

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