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Traben Berlin: „Goldhelm“ Nimczyk siegt mit 370:10-Außenseiterin

In vier Vorläufen zum Stuten-Derby glänzt auch Top-Favoritin Look of Love.


Sehr aufmerksam „gelesen“ hatten offenbar nur zwei der 2019 geborenen Traber-Stuten, was die Setzkommission für die vier Vorläufe zum Stuten-Derby auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf von ihnen erwartet hatte: Nur Look of Love, die ihren Status als haushohe Favoritin aufs „Blaue Band“ der Stuten kräftig untermauerte, und Bella Bavaria kamen als souveräne Siegerinnen weiter. Eine rundum enttäuschende Jacky Hazelaar fiel völlig durchs Sieb, und Sinfonie schaffte die Quali-Pflicht vor der Endlauf-Kür nur mit äußerstem Knautschen. Das Finale wird am Samstag, 19. August, in der Hauptstadt entschieden.

Zweite im Stutenlauf des Adbell-Toddington-, Dritte in jenem des Buddenbrock-Rennens – ohne ihre Bezwingerinnen regelte in Vorlauf 1 die gesetzte Bella Bavaria ihren überhaupt erst zweiten Sieg einfach, kurz und schmerzlos. Nach 700 Metern wurde der Niederländer Robin Bakker mit der 12:10-Favoritin von der am rasantesten beginnenden Yoko Ono Diamant auf die Kommandobrücke gebeten, und der Rest war Formsache für die von Paul Hagoort für ein bayerisches Besitzerkonsortium vorbereitete Gustav-Diamant-Tochter. „Miss Zuverlässig“ legte im Schlussbogen eine gehörige Schippe drauf und stellte den Rest, von dem sich Yoko Ono Diamant und ELUISE am besten hielten und ebenfalls im Finale dabei sein werden, vier Längen voraus vor vollendete Tatsachen: Auf 1:13,6 Minuten für den durchschnittlichen Kilometer legte sie die erste Messlatte.

Für einen Paukenschlag sorgte in Elimination 2 der deutsche Berufsfahrer-Champion Michael Nimczyk (Foto) aus Willich, der mit Sevilla As eigentlich keine Chance hatte – diese aber entschlossen nutzte. Von der „1“ behauptete er mit der Father-Patrick-Tochter im breiten Führungskampf die Spitze, ließ für die Schlussrunde Mose Eagle vorbei und drehte den Spieß im Einlauf mit viel Eifer um. „Es passte alles wie aufgemalt – meine Taktik ist voll aufgegangen“, strahlte Deutschlands Dauer-Goldhelm nach dem 370:10-Coup, der ohne Zeitmessung zustande kam. Völlig konträr war die Stimmungslage bei Josef Franzl (Arget-Sauerlach), dessen gesetzte Sinfonie, mit der „8“ gestraft, im Hintertreffen keine echte Szene hatte, sich mit Ach und Weh an Nice to see you vorbei würgte und wenigstens das Minimal-Ziel schaffte.

Ziemlich Kopf stand der Toto nach Vorlauf 3: Die hoch angesungene Pearl Kayz ließ alle Chancen bei einer Startgaloppade, die gesetzte Jacky Hazelaar ging in der Todesspur auf „Tauchstation“, und Bayerns zweite Hoffnung Nightstar Hill zog die dritte Schlussbogenspur gründlich den Zahn. Nicht zu viel versprochen hatte Jochen Holzschuh (Dülmen), mit der bei ihren drei Deutschland-Starts noch nie bezwungenen IT Security sofort aufs Ganze zu gehen. Bis auf eine Kurzrochade mit Mirone TS war die Dunkelbraune durchweg für die bei letztlich 1:14,7 eher dezente Schlagzahl zuständig und ließ lediglich zum Schluss die Zügel etwas schleifen, so dass My Girl noch gefährlich nahe kam. Glücksmarie Mirone TS erhielt die dritte Endlaufkarte, weil Pan Am Wood, sie zwar überholt, dabei aber das abgegrenzte Geläuf verlassen hatte.

Nicht das kleinste Fitzelchen zu deuteln gab’s im 4. Vorlauf am Sieg von Look of Love, die fürwahr eine Stute zum Verlieben ist. Edel-Amateur Piet van Pollaert, der demnächst Belgien bei der EM der Amateure vertreten wird, ließ die vom Franzosen Jean-Pierre Dubois gezüchtete Schwester der hierzulande bestens bekannten Light the Fire, Laurel Park und Lady Grace mit angezogener Bremse beginnen. Das Kommando blieb Marvellous Steel vorbehalten, die nach 400 Metern die zum Geldwechsel-Kurs von 10:10 notierte Look of Love vorbeiließ. Fortan lief die in Berlin auch beim dritten Auftritt unbezwingbare Braune ihn ihrer eigenen Liga und setzte sich in der schnellsten Vorlauf-Zeit von 1:13,5 auf fünf Längen ab. Zur Freude der Berliner präsentierte sich Samba Pa Ti weiter im Aufwind und holte trotz des schwersten Verlaufs als äußere Anführerin den Ehrenplatz vor Marvellous Steel, für die der Pfosten genau richtig stand. Ein paar Meter weiter wäre Rushida vorbei gespurtet.

„Bissiger“ Viper im Finale zur Newcomer-Serie

Das Totorätsel im 20.000-Euro-Finale der seit März in Mariendorf ausgetragenen Newcomer-Serie – nur drei der neun Teilnehmer notierten im dreistelligen Bereich – löste Viper in begeisterndem Stil. Wie der Blitz rauschte der fünfjährige Wallach nach vorn, „stand immer am Gebiss“, wie Christoph Schwarz (Neufahrn), der Mann der Stunde südlich des Mains, im Nachgang erklärte, wurde nie angegriffen und legte auf der Zielgeraden trotz des unterwegs hohen Tempos noch einen Gang zu. Unterm Strich stand neun Längen voraus der neunte Sieg des Atlas-de-Joudes-Sohnes weit vor der Linie fest. Wie er auf dem Gestüt Lauvenburg der Familie Gentz zur Welt gekommen ist Bela Bartok, der aus der Deckung vom Rest am meisten Pep hatte und klar vor dem die Außenspur beackernden Readly Passion den Ehrenplatz einheimste.

Rothengatter-Einlauf bei den jungen Ladys

„Oranje gegen den Stall Nimczyk“ lautete das Motto über dem finanziell wertvollsten Gang des Nachmittags, dem Finale der neugeschaffenen Dreijährigen-Serie für die Stuten um 50.000 Euro. Es wurde zum „Schmäckerchen“ für den Stall von Michel Rothengatter. Der Trainer selbst polte die Bird-Parker-Tochter Nortolanda aus Zucht und Besitz der Gerrits Recycling Group und der Schavemaker BV auf totale Offensive, scheute die Todesspur nicht, knackte Tempomacherin New Born Steel an der vorletzten Ecke und rannte ihrem Schatten Last Chance, die als 16:10-Gemeinte nicht den Hauch einer Chance hatte, spielerisch davon.

„Noch größer war meine Freude, als ich bei der Zieldurchfahrt weit außen unsere Trainingsgefährtin Speedrise Lady S ganz sicher zum Ehrenplatz spurten sah“, gestand der einstige Lehrling des unvergessenen Peter Strooper. Mit dem dritten Sieg aus fünf Versuchen schoss das Konto der Braunen auf 40.750 Euro.

Als General mit eiserner Faust präsentierte sich in der Monté-Meile um 10.000 Euro der alte Haudegen General Lee, mit dem die aus dem Vollblutsport kommende Luca van Toor das langsame Mitteldrittel zum krachenden Überfall nutzte. Wie ein Pfeil schoss der zehnjährige Wallach, ein echter Freund von Rechtskursen, an Great Gatsby As und Tempomacher Joe Cocker vorbei und hielt den einmal erreichten Vorteil bis zur Linie bombensicher fest.

Nach insgesamt 14 Rennen flossen in Berlin-Mariendorf 342.130 Euro durch die Totokassen, davon allerdings 216.208 Euro von außerhalb der Bahn.

Foto-Quelle: Marius Schwarz/Trabrennverein Berlin-Mariendorf

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