Startseite / Pferderennsport / Traben / Traben Berlin: Micha Brouwer siegt mit Mose Eagle im Stuten-Derby

Traben Berlin: Micha Brouwer siegt mit Mose Eagle im Stuten-Derby

Zweite „Farbe“ des niederländischen Trainers Paul Hagoort kommt zum Zug.
„Der Adler ist gelandet!“ hieß es auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf um kurz nach 19 Uhr. Die Rede ist nicht von jener hochbeinigen Kapsel, aus der am 20. Juli 1969 zwei Männer kletterten und als erste Menschen über den Mond spazierten. Mit rund 30 Minuten Verspätung galt dies der 69:10-Chance Mose Eagle (Foto), die als zweite „Farbe“ des Quartiers des niederländischen Erfolgstrainers Paul Hagoort in der 35. Auflage des in Erinnerung an Marion Jauß gelaufenen Stuten-Derbys den Fehler der favorisierten Trainingsgefährtin Bella Bavaria (23:10) ausbügelte und nach einem perfekten Run aus dem zweiten Paar außen kurz und knackig die 51.773 Euro wertvolle Punktlandung in den Winner Circle vollbrachte.

Damit nutzte der junge Micha Brouwer wie schon 2021 mit Lorens Flevo den Ausfall des „Stablemate“ – damals war’s Usain Lobell – und schrieb sich nach dem „großen“ Blauen Band auch in jenes der Ladys ein, das bekanntlich seit dem Vorjahr an Vierjährige vergeben wird. Mose Eagle, die den gewinnreichsten Traber der Welt Bold Eagle zum Vater hat, trat damit in die Fußstapfen ihrer Mutter Freya Kievitshof, die sich unter anderem 2007 im Derby mit dem starken Geschlecht gemessen und einen exquisiten dritten Platz belegt hatte.

Dass ihr viertes Fohlen Mose Eagle sich mal fürs Team Hagoort ins Derby-Geschirr legen würde, war vor ein paar Wochen gar nicht abzusehen. „Sie war Hugo Langewegs Pferd fürs Stuten-Derby, doch dann zeichnete sich ab, dass er zur Derby-Zeit noch nicht wieder selbst würde fahren können, und so hat sein langjähriger Besitzer die Reißleine gezogen und sie uns überstellt. Natürlich haben wir sie nicht neu erfunden – das ist in der Kürze der Zeit gar nicht möglich. Hugo hat die sehr solide Basis geschaffen, sie kam in Topform zu uns, ich hab nur ein paar Kleinigkeiten geändert, von denen ich hoffte, sie würden Mose weiterbringen. Der Vorlauf, in dem sie Zweite hinter Sevilla As wurde, war ja tatsächlich ihr erster Auftritt für uns“, reichte Hagoort, für den dies nach Avalon Mists 2018 „erst“ der zweite Eintrag ins Goldene Buch des Stuten-Derbys war, die Glückwünsche an seinen Landsmann und Kollegen weiter.

Für Micha Brouwer erfüllte sich ein weiterer Traum auf eher unverhoffte Weise: „Ich wusste natürlich aus dem Training, dass sie nicht viel schlechter ist als Bella Bavaria. Nicht immer gehen die Taktik-Pläne auf, aber diesmal klappte es vorzüglich. Bella sollte versuchen, in Front zu kommen, und ich mir ein Plätzchen im Vordertreffen sichern.“ Zwar fand Marvellous Steel viel explosiver auf die Beine als das Hagoort-Duo, doch schon im ersten Bogen durfte Bella Bavaria die Tesselaar-Stute ablösen. Als sich auf der Tribünengeraden Sinfonie mit Samba Pa Ti im Schlepptau allmählich in zweiter Spur in vordere Gefilde tastete, wechselten erst Sevilla As, dann Mose Eagle und schließlich IT Security nach außen. Brouwer hatte damit die perfekte Ausgangslage.

Mitte der Schlusskurve manschte sich Bella Bavaria in Galopp und steckte IT Security die Nase in Front. Wenig später war der Zeitpunkt für Brouwers Fahrt ins Glück gekommen. Kraftvoll spritzte Mose Eagle, die im Vorjahr als Breeders-Crown-Zweite zu Look of Love schon eine sehr kräftige Duftmarke gesetzt hatte, zum sechsten Sieg der Karriere und ersten fürs Hagoort-Team davon. Prächtig schlugen sich auch die Lasbeker Stute Sinfonie (30:10) und die Berlinerin Samba Pa Ti (79:10) als Zweite und Dritte, die einfach zu weit hinten gelegen hatten, um die „Adlerin“ ernsthaft zum Kampf stellen zu können. Sevilla As und IT Security, die in Deutschland erstmals nicht als Siegerin vom Platz ging, waren die Nächsten.

Mönchengladbacher Tom Karten Derby-Meister der Amateure

Eine taktisch überragende Vorstellung lieferte Stefan Hiendlmeier mit seiner Miss Red Lady im ersten Vorlauf zur Derby-Meisterschaft der Amateure ab. Eine Runde lang ließ er sich von Kamalia Joe durch die Außenspur geleiten, ergriff dann erstmals zart die Initiative, preschte im Nu an die Flanke des sofort ins Kommando gedüsten Kronos Centaur, trug sie durch den letzten Bogen („Da hat sie mir nicht so gut gefallen.“), legte zu Beginn der Zielgeraden den nächsten Gang ein – und schon war die vierjährige Fuchsstute überlegene Ware. Knapp hielt Kronos Centaur Platz zwei gegen die geschonte Nacea.

Besser als Kronos Centaur hielt in Vorlauf zwei Dan CG den Run von der Spitze durch. Von Lokalmatadorin Emma Stolle im Sauseschritt nach vorn gescheucht, legte der unterwegs nie ernsthaft angegriffene Wallach locker zu, als es darauf ankam. Stefan Hiendlmeier brachte mit Eaton auch seinen zweiten Schützling ins Finale, der durch die Todesspur die innen blendend untergekommene Donato Princess in Schach hielt. Glück und ein paar Zentimeter entschieden für die außen eingesetzte Sangria Pellini und den innen kaum Freiraum findenden Titelverteidiger Pandroklus Eck und gegen Keep Flying, was die Finalfahrkarten vier und fünf betraf.

Im Finale gingen sämtliche fünf Prämien an jenes Quintett, das über die erstmals zu meisternde 2.500-Meter-Strecke 20 Meter mehr arbeiten musste. Das gelang dem sich immer mehr in den Vordergrund schiebenden Tom Karten aus Mönchengladbach-Wickrath am besten, der der für einen guten Zweck laufenden Sangria Pellini ein perfekt verdecktes Rennen servierte. Der Schwedin, die letztmals am 7. Dezember unter Order gewesen war, machten weder die lange Pause noch der Doppelstart das Geringste aus. Von Dan CG auf den finalen 700 Metern in dritter Spur vorangezogen, war die Schwarzbraune turmhoch überlegene Ware und kanzelte die Rivalen, von denen sich der diesmal Yanick Mollema anvertraute Eaton knapp vor Pandroklus Eck und Dan CG am besten hielt, um acht Längen ab. „Das ist der schönste meiner Siege. Das Größte, was ein Amateur hierzulande gewinnen kann“, schwärmte Tom Karten.

Deutlich übertroffen wurde das vorjährige Umsatzergebnis, das von 27.728 gewaltig auf 34.553 Euro pro Rennen kletterte. Das lag auch an der mit einem Doppel-Jackpot gespickten V5-Wette, in der 60.518 Euro gedreht wurden. Der Gesamtumsatz lag nach insgesamt 14 Rennen bei 483.746 Euro. Davon wurden 247.498 Euro aufßerhalb der Rennbahn gewettet.

Foto-Quelle: Marius Schwarz/Trabrennverein Berlin-Mariendorf

Das könnte Sie interessieren:

Traben Mönchengladbach: Michael Nimczyk voller Vorfreude

Vier Rennen am Donnerstag werden live nach Frankreich übertragen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert