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Rot-Weiss Essen fehlen elf Minuten zur Pokal-Sensation

Bei 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach trifft Baier zur 1:0-Führung.
Raus mit Applaus! West-Regionalligist Rot-Weiss Essen schrammte in der ersten Runde des DFB-Pokals beim 1:2 (1:0) gegen den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach knapp an einer Sensation vorbei. Bis elf Minuten vor dem Abpfiff führte der DFB-Pokalsieger von 1955 nach einem Treffer seines Kapitäns Benjamin Baier (29.) gegen den haushohen Favoriten 1:0.

Dann aber sorgten der Gladbacher „Joker“ Jonas Hofmann (79.) und der brasilianische Angreifer Raffael (83.) innerhalb von nur vier Minuten für die Wende und bewahrten das Team von Borussia-Trainer Dieter Hecking vor einer drohenden Blamage.

RWE-Trainer Sven Demandt: „Stolz überwiegt“

„Wir haben alles gesehen, was ein Pokalspiel ausmacht“, analysierte Hecking: „Wir waren gut im Spiel, sind dann durch eine Unachtsamkeit in Rückstand geraten. Wir sind danach aber ruhig geblieben und wollten das Tempo hochhalten. Trotz des knappen Ergebnisses bin ich sehr zufrieden mit meiner Mannschaft.“

Sein Kapitän Lars Stindl sah es genauso: „Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben aber unsere Chancen liegen lassen. Vom Rückstand haben wir uns nicht beeinflussen lassen, sondern weitergemacht. Wir hätten die Tore auch früher erzielen können.“

RWE-Trainer Sven Demandt, früher selbst sieben Jahre als U 19- und U 23-Trainer in Mönchengladbach tätig, betonte: „Wir wollten mutig sein, viel laufen und diszipliniert verteidigen. Hinten raus wurde der Druck sehr groß. Wir sind jetzt enttäuscht. Es überwiegt aber der Stolz auf die gezeigte Leistung.“

Gäste aus Gladbach starten dominant

Gegenüber der 1:3-Heimniederlage in der Liga gegen den Wuppertaler SV zeigten sich die auf zwei Positionen veränderten Rot-Weissen (Hervenogi Unzola und Timo Brauer ersetzten Robin Urban und Tolga Cokkosan) von Beginn an deutlich verbessert, auch wenn die spielerische Überlegenheit der Borussia nicht zur übersehen war.

Unter anderem mit zwei Weltmeistern (Christoph Kramer und Matthias Ginter) sowie Nationalstürmer und Kapitän Lars Stindl in der Anfangsformation starteten die Gäste aus Mönchengladbach vor 18.500 Zuschauern im ausverkauften Stadion Essen an der Hafenstraße sehr dominant, ließen die Gastgeber in der Anfangsphase kaum einmal an den Ball kommen. Wirklich gefährlich wurde die Borussia allerdings zunächst nur selten. So hatten die Rot-Weissen Glück, als ein Duell zwischen Linksverteidiger Hervenogi Unzola und Gladbachs Schweizer Nico Elvedi im Strafraum nicht mit einem Strafstoß geahndet wurde.

Baier-Kopfball überrascht Borussia-Abwehr

Die kämpferisch starken Essener nutzten fast ihre erste hochkarätige Tormöglichkeit gleich zur sehenswerten Führung. Nach einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte schaltete RWE blitzschnell um, griff über den rechten Flügel an. Eine mustergültige Flanke von Rechtsverteidiger Dennis Malura wuchtete Benjamin Baier per Kopf zum nicht einmal unverdienten 1:0 (29.) in die Maschen. Die Gladbacher Hintermannschaft ließ sich durch den heranstürmenden Baier komplett überraschen. Ibrahima Traoré, der mit einem Ballverlust schon den Konter eingeleitet hatte, verlor schließlich auch den entscheidenden Zweikampf vor dem eigenen Tor.

Der Favorit vom Niederrhein wirkte durch den Rückstand allerdings keineswegs verunsichert, sondern versuchte, gleich wieder das Heft in die Hand zu nehmen. Thorgan Hazard verfehlte mit einem Freistoß das Essener Gehäuse nur knapp, ein Kopfball von Matthias Ginter fand ebenfalls nicht sein Ziel.

Gebürtiger Gladbacher Heller im Blickpunkt

Zu Beginn der zweiten Halbzeit erhöhten die Gäste noch den Druck, so dass der glänzend aufgelegte RWE-Schlussmann Robin Heller, selbst gebürtiger Mönchengladbacher, immer mehr in den Blickpunkt rückte. Gute Chancen von Oscar Wendt, Ibrahima Traoré und Lars Stindl blieben jedoch zunächst ungenutzt.

Spätestens als RWE-Kapitän Baier einen Schuss von Christoph Kramer mit einer beherzten Grätsche von der Linie kratzte (71.), schnupperten die von ihren Fans frenetisch angefeuerten Essener an der Sensation, zumal Kai Pröger nach einem Konter sogar das 2:0 auf dem Fuß hatte. Er scheiterte jedoch mit einem Flachschuss am Schweizer Nationaltorhüter Yann Sommer im Gladbacher Gehäuse.

Trainer Hecking beweist glückliches Händchen

In der Schlussphase bewies dann Gladbachs Trainer Hecking ein glückliches Händchen. Nach einem geschickten Zuspiel von Stindl traf der erst kurz zuvor eingewechselte Jonas Hofmann (79.) zum Ausgleich. Im ersten Versuch schoss der ehemalige Dortmunder noch RWE-Torhüter Heller an, verwertete jedoch den Abpraller zum 1:1.

Der Bundesligist setzte nach dem Tor sofort nach, drängte auf den Siegtreffer – und wurde schnell belohnt. Traoré narrte RWE-Innenverteidiger Philipp Zeiger auf der rechten Seite, flankte butterweich in den Strafraum. Am zweiten Pfosten legte Hazard den Ball nach innen, so dass Raffael (83.) die Kugel aus kurzer Entfernung nur noch über die Linie drücken musste. Damit war für RWE der Traum vom Einzug in die zweite Pokalrunde wie eine Seifenblase zerplatzt.

„Fußball ist nun mal ein Ergebnissport. Ich hätte lieber schlecht gespielt und wäre eine Runde weitergekommen“, meinte Essens Mittelfeldspieler Timo Brauer. Sein Teamkollege Marcel Platzek betonte: „Vom Lob können wir uns nichts kaufen. Wir müssen jetzt in der Liga genauso auftreten.“

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