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Traben Berlin-Mariendorf: Gesetzte Favoriten dominieren Derby-Vorläufe

Willicher Robbin Bot und Michael Nimczyk im Rahmenprogramm erfolgreich.


Besser als tags zuvor die favorisierten „Ladys“ versahen die drei für die Derby-Vorläufe auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf gesetzten Hengste ihren Dienst: Schampus, Y Not Diamant und Gio Cash waren bei Quoten von 14:10, 10:10 und 11:10 jeweils mit dem Richterspruch „überlegen“ souveräne Ware.

Es ist also alles angerichtet für den großen Showdown in zwei Wochen (Sonntag, 20. August), der da in der 128. Auflage des „Blauen Bandes“, das seit 2022 für vierjährige Traber vergeben wird, lautet: Wer ist der beste Vierjährige im ganzen Land? Gab es pro Vorlauf 20.000 Euro zu verdienen, so werden die drei „Musketiere“ samt ihren neun „Knappen“ am 20. August um 250.000 Euro in das 1.200-Meter-Oval steigen nach dem Motto: Jeder für sich und gegen alle.

Keine „Opposition“ gegen erfolgreiche Favoriten

Nach den glatten Niederlagen gegen Gio Cash und Y Not Diamant offenbar mit Wut im Bauch war Schampus in Vorlauf 1 unterwegs und machte in beeindruckender Manier Tabula Rasa mit der überforderten Konkurrenz. Einzig am Start gab es eine kleine Schrecksekunde, als der Propulsion-Sohn kurz ins Schwimmen geriet. Josef Franzl (Arget-Sauerlach) fing ihn jedoch gekonnt ab. Fortan gab’s kein Halten mehr zum sechsten Erfolg aus lediglich neun Starts. Am Ende konnte Lasbeks Gestütstrainer bequem Bekannte grüßen, so weit voraus war sein Hengst. Seinen Windschatten nutzte See the Moon zum Ehrenplatz vor Yahoo Diamant und Panta Rhei, womit mit Stefan Hiendlmeier auch ein Amateur im Finale präsent sein wird. 1:12,2 Minuten für den durchschnittlichen Kilometer bei immer stärker einsetzendem Regen war Schampus‘ nachdrückliche Ansage in Richtung der beiden anderen Gesetzten.

Auch Y Not Diamant erledigte die Pflicht vor der Kür in Qualifier 2 kurz und schmerzlos. Im Bewusstsein der Stärke des Odessa-Santana-Sohnes ließ es Robin Bakker von der „7“ eher gemächlich angehen und bekam vor Augen geführt, wie leicht man auf dem durch den Dauerregen immer schlüpfriger werdenden Parkett ausrutschen kann: In kurzer Folge verabschiedeten sich Velten von Steven, Smart Hill As und Mac Idzarda im Galopp aus dem Derby. Als die Bahn frei war, gab Bakker Gas. Josef Franzl legte ihm mit Simba keine Steine in den Weg – schon war nach 450 Metern die Frage nach dem Sieger geklärt, der sich eine Runde später in 1:12,9 Minuten mühelos auf zwei Längen absetzte, seinen zahlreichen Anhängern jedoch neben Losen für die große Prämienausspielung bei 10:10 nur die „Geld-zurück-Garantie“ bescherte. Mit ihm dürfen Uccellone, der von diesem knapp abgefangene Simba sowie der Berliner Honey Bear in 14 Tagen noch mal ran.

Es gab nach der krachenden Niederlage im Buddenbrock-Rennen nicht wenige, die Gio Cash den Status der Nummer eins im Jahrgang abgesprochen haben. Im vermeintlich anspruchsvollsten 3. Vorlauf hieb die 11:10-Chance knallhart mit der Faust auf den Tisch und ließ mit einem überlegenen Sturmlauf vorneweg keinen Zweifel, dass der Sieg im „Blauen Band“ nur über die Berliner Pflanze geht. Dion Tesselaar machte kurzen Prozess, übernahm früh die Führung und setzte sich mit dem Rappen im Einlauf in 1:12,6 Minuten auf fünf Längen ab. Ernüchternd, wie krass der in Italien von Holger Ehlert vorbereitete und in Gio Cashs Fahrwasser ideal untergekommene Fiorano im Einlauf das Handtuch warf und als Fünfter das Finale krachend verfehlte. Umso bemerkenswerter der Auftritt Perfectos, der tapfer wie ein Löwe durch die Todesspur marschierte und seinen ständigen Schatten Django Hill sicher in Schach hielt. Mit Sir Express brachte Wolfgang Nimczyk auch seinen zweiten Starter in den Endlauf.

Charlie-Mills-Memorial: Bayard unverwüstlich

Anders als es von den Experten prognostiziert war, verlief das an den vor 51 Jahren verstorbenen Charlie Mills erinnernde Memorial, das sich ganz im Sinne des Mannes mit der unvermeidlichen Zigarre an die beste Klasse richtete. Wie im Derby 2020 rutschte Keytothehill am Start aus, so dass Bayard (Foto) ohne Problem in Front flitzen und dort, weil niemand ernsthaft angriff, alles nach eigenem Gusto regeln konnte. Rasant ging es noch einmal auf den letzten 800 Metern zu, als Robbin Bot (Willich) mit seinem Herzenspferd das Tempo derart hochschraubte, dass ihn auch der eisenharte Major Ass nicht zu packen bekam.

Immerhin blieb dem Berliner Major Rang zwei vor Isla, die aus zweiter Startreihe im Fahrwasser Bayards bestens untergekommen und die eigentliche Überraschung des Rennens war. Dem anfangs gestrauchelten, aber nicht gefallenen Favoriten Keytothehill blieb wenigstens Platz vier.

Überhaupt nicht beeindrucken ließen sich die acht dreijährigen Hengste und Wallache im mit 50.000 Euro wertvollsten Match des verregneten Nachmittags vom immer matschiger werdenden Geläuf. Das Finale der Dreijährigen-Serie wurde wie erwartet eine Beute des Quartiers von Paul Hagoort im niederländischen Oldetrijne, doch war es nicht die vermeintliche Nummer eins Yin Yang, der den fetten Rahm abschöpfte. Resolut fuhr Micha Brouwer mit der „zweiten Farbe“ Zoom Diamant nach vorn, was für den Maharajah-Sohn der Besitzergemeinschaft MS Diamanten/Johann Holzapfel Erben die ganze Miete war. Zwei Längen voraus kassierte der Wallach 25.000 Euro, und auch das „Waschgeld“ für Comand and Conquer S, den Michael Nimczyk um einen Hauch eher an der Linie hatte als Bakker Yin Yang, konnte sich mit 12.500 Euro sehen lassen.

Jacques Villeneuve siegt „barfuß“ im Regen

Eigentlich sprach im Finale der sich seit März durch den Berliner Traber-Kalender ziehenden „Silber-Serie“ um 20.000 Euro nichts für Jaques Villeneuve, der mit mittelprächtigen Formen und Startplatz „8“ gegen echte Siegertypen trotz Michael Nimczyk (Willich) am Lenkrad für 17-fache Sieg-Odds zu haben war. Aber dann sprangen Blind Date, Idefix und Kirby Starlake in der Startphase, und „ich setzte auf volle Offensive, weil er harte Rennen von der Spitze mag. Ich hoffte, Josef Franzl würde seine vierjährige Scala nicht Kopf stellen und mich vorbeilassen“, rekapitulierte der deutsche Goldhelm, der damit seinen Vorjahressieg mit dem inzwischen nach Schweden abgewanderten Lindstedt Boko wiederholte, und hatte richtig gepokert.

Einmal vorn, ließ sich der ohne Eisen antretende Hengst keinen Augenblick von der Siegerstraße schubsen und legte für den zwölften Sieg eine dicke Kohle drauf. Kosmos Renka erkämpfte den Ehrenplatz vor Waldgeist, Orkan Bo und Scala, die allesamt nicht viel trennte.

Der Wettumsatz nach insgesamt 14 Rennen lag bei 356.282 Euro, Davon wurden 228.387 Euro außerhalb der Rennbahn gewettet.

Die nächste Mariendorfer Veranstaltung – der dritte Tag des Derby- Meetings – findet am Freitag, 18. August, statt. Beginn ist um 17 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt stehen dann die fünf Finalläufe der Berufsfahrer-Weltmeisterschaft, das Bruno-Cassirer-Rennen und der Derby-Marathon. Am Samstag, 19. August, wird dann der Endlauf um das Stuten-Derby in der Hauptstadt entschieden, einen Tag später das „große“ Derby.

Foto-Quelle: Marius Schwarz/Trabrennverein Berlin-Mariendorf

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