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Ngankam: Neuanfang für Querkopf in Essen

RWE-Neuzugang will sich an der Hafenstraße durchsetzen.

Roussel Ngankam (Foto) hat seinen eigenen Kopf, lässt sich nur selten etwas von anderen diktieren. Das ist auch der Grund, warum er seine Fußballschuhe nun für Rot-Weiss Essen schnürt. Im März hatte der pfeilschnelle Offensivspieler seinen Vertrag beim Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach noch bis zum Sommer 2018 verlängert, nun ist er seit wenigen Wochen mittendrin im Geschehen an der Hafenstraße.

Für Essens Trainer Sven Demandt galt bis zur Partie gegen Borussia Dortmund II: Ließ er seinen Angreifer mindestens eine Halbzeit lang stürmen, siegte RWE. So geschehen im Niederrheinpokal gegen den Kreisligisten DJK Twisteden (5:0) und in den Ligapartien bei Rot Weiss Ahlen (3:0) und gegen den SC Verl (2:0). Reichte es nur zur Kurzarbeit, verlor Essen die Spiele. In der Partie gegen den BVB (1:1) wurde Ngankam wenige Minuten vor dem Spielende eingewechselt, fand aber bei einer Großchance in Dortmunds Schlussmann Hendrik Bonmann seinen Meister. Spürt Ngankam die Unterstützung seines Trainers, fühlt er sich wohl und zeigt das auch auf dem Platz. Deshalb auch die „Flucht“ aus Großaspach.

„Der Trainerwechsel bei der SGS war der Knackpunkt. Ich hatte das Vertrauen von meinem Trainer Rüdiger Rehm, deshalb habe ich auch den Vertrag verlängert. Dann aber wechselt Rehm nach Bielefeld und sein Nachfolger Oliver Zapel setzte auf andere Spieler. Aus diesem Grund habe ich mich riesig über das Angebot von Rot-Weiss Essen gefreut“, so Ngankam im kicker-Gespräch, der auf den Spitznamen „Rous“ (sprich: Rus) hört.

Frühe Trennung von den Eltern

Veränderungen gehören zum Leben von Roussel Ngankam. Ein besonders einschneidendes Erlebnis ereilte ihn bereits im Alter von drei Jahren. Der heute 22-Jährige musste sich von seinen Eltern trennen, die zum Studieren von Kamerun nach Deutschland gezogen waren. Roussel wuchs bei seiner Oma in der Heimat auf. „Trotz der Trennung von meinen Eltern war meine Kindheit in Kamerun eine schöne Zeit. Meine Oma war wie eine Mutter für mich, ich habe heute noch eine ganz enge Bindung zu ihr. Jeden Tag habe ich nach der Schule alles stehen und liegen lassen, habe draußen mit meinen Freunden Fußball gespielt“, erzählt Ngankam, der seine Großmutter jedes Jahr besucht.

Fußball als Integrationshilfe

Die ersten Monate im neuen Land waren für Roussel Ngankam keine einfache Zeit. Geholfen hat ihm der Fußball. Sein Vater hatte ihn direkt bei Hertha BSC angemeldet. Deshalb hatten die ersten deutschen Wörter und Sätze von Ngankam auch alle einen Bezug zum Fußball. „‚Hintermann‘, ‚Flach spielen – Hoch gewinnen‘ und ‚Die Mannschaft kommt zuerst‘“, sprudelt es aus Ngankam heraus. In den insgesamt sieben Jahren in Nachwuchsmannschaften des Bundesligisten aus der Hauptstadt sind Freundschaften entstanden, die bis heute halten. „Mit John Anthony Brooks, der immer noch bei Hertha BSC spielt, oder Jerome Kiesewetter, der mittlerweile bei Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga am Ball ist, schreibe ich heute noch regelmäßig.

Prägendes Treffen mit Matthias Sammer

Eine prägende Begegnung hatte Ngankam, der zwischen 2008 und 2012 in insgesamt 13 Partien für deutsche Junioren-Nationalmannschaften auflief, mit Matthias Sammer. Er traf auf den langjährigen Profi von Borussia Dortmund, ehemaligen deutschen Nationalspieler und Sportvorstand des FC Bayern München im Einsatz für ein DFB-Auswahlteam. Sammer war zu dieser Zeit DFB-Sportdirektor.

„Matthias Sammer hat uns jungen Spielern deutlich gemacht, welche Ehre es ist, mit dem Adler auf der Brust aufzulaufen. Außerdem hat er sich Zeit für jeden Einzelnen genommen. Bei mir hat er die Schnelligkeit gelobt. Er gab mir auch Tipps. Sammer sagte mir, dass ich Situationen schneller erkennen muss. Das Aufeinandertreffen mit einer solchen Ikone des Fußballs hat mir sehr imponiert. Das werde ich nie vergessen“, schwärmt Ngankam.

In Rumänien vom Heimweh gepackt

Ein weiteres Beispiel für seinen eigenen Kopf war der Wechsel von Ngankam, der sowohl auf den offensiven Außenpositionen als im Sturmzentrum spielen kann, im Jahr 2014 zum rumänischen Erstligisten FC Botosani. „Ich bin gegen den Willen meiner Familie nach Rumänien gegangen. Ich war zuvor für die zweite Mannschaft des 1. FC Nürnberg am Ball, hatte aber mit einer Knöchelverletzung zu kämpfen. Beim FC Botosani konnte ich neu starten, mich neu beweisen. Sportlich lief es auch gut, ich war Stammspieler. Doch mich packte das Heimweh, ich wollte zurück nach Deutschland“, berichtet Ngankam.

„Bücherwurm“ Ngankam bewundert „Ibrakadabra“

So landete Ngankam über die Zwischenstation im beschaulichen Großaspach Ende August in der Ruhrmetropole Essen, wo er aktuell noch im Hotel wohnt und nach einer Wohnung Ausschau hält. Etwas anders ist auch sein Hobby. Der flinke Angreifer nimmt in der Freizeit gerne ein Buch zur Hand. Sein letztes Werk war die Autobiografie des ebenfalls äußerst freigeistigen Zlatan Ibrahimovic. „Ich bewundere ihn, er hat einen außergewöhnlichen Charakter“, sagt Ngankam. Sollte er sich auch fußballerisch ein Beispiel am schwedischen Weltklassestürmer von Manchester United nehmen und ihm auch nur ansatzweise nacheifern, hätte wohl kein Rot-Weisser ein Problem damit.

 

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