Startseite / Fußball / Regionalliga / Regionalliga West / Ex-Profi Alfred Nijhuis: Nichts ist unmöglich

Ex-Profi Alfred Nijhuis: Nichts ist unmöglich

kicker-Story über Trainer des West-Regionalligisten SV Rödinghausen.nijhuis-alfred1
Enschede, Duisburg, Tokio, Dortmund, Rödinghausen: Im Sportlerleben von Alfred Nijhuis (Foto) sind das die bisher wohl wichtigsten Stationen. Der 50-jährige Ex-Profi ist seit knapp einem halben Jahr Trainer in der Regionalliga West beim SV Rödinghausen. Der Verlauf seiner Karriere ist alles andere als gewöhnlich. Eines ist aber überall gleich. „Ich gebe niemals auf und will immer das Maximale herausholen“, sagt der im niederländischen Utrecht geborene Nijhuis im Gespräch mit dem Fachmagazin kicker und MSPW.

Im Sommer war Nijhuis in Rödinghausen als Nachfolger von Mario Ermisch vorgestellt worden. Rechtsanwalt Ermisch hatte den Klub aus der 10.000 Einwohner-Gemeinde im D-Zug-Tempo aus der Landesliga bis in die vierthöchste deutsche Spielklasse geführt.

Seinen Start beim SVR hatte sich Nijhuis, der zuvor unter anderem als Scout für Ajax Amsterdam und als Trainer beim Westfalen-Oberligisten SuS Stadtlohn tätig war, ganz anders vorgestellt. Nach vier Partien stand gerade einmal ein Zähler zu Buche. „Ich habe trotzdem kein einziges Mal schlecht geschlafen“, erinnert sich der 1,88 Meter große Lockenkopf. „Schließlich hatte ich die Mannschaft im Training erlebt und wusste, über welches Potenzial sie verfügt. Das Schlüsselspiel war das 1:0 bei Rot-Weiss Essen vor über 6.000 Zuschauern. Danach war das Selbstvertrauen endgültig da.“

Kurz nach dem Essen-Spiel bezwang Rödinghausen auch den Tabellenzweiten FC Viktoria Köln 2:1. Insgesamt stehen für die Ostwestfalen nach 20 Spielen 30 Zähler zu Buche. Damit überwintert der Klub auf Tabellenplatz sieben. Die Essener auf Platz vier sind nur drei Punkte entfernt. Der Rückstand auf das Spitzentrio Borussia Mönchengladbach II (45 Punkte), Borussia Dortmund II (42) und Viktoria Köln (41) ist allerdings groß.

Der Vertrag von Nijhuis in Rödinghausen läuft zunächst bis 2018. Der Blick des Niederländers geht nach oben. „Nichts ist unmöglich“, lacht er. „Mir gefällt die Mentalität meiner Mannschaft. Sie gibt – wie ich – nie auf. Ich bin überzeugt, dass wir weiter wachsen können, um eine Spitzenmannschaft zu werden. Die Rahmenbedingungen in Rödinghausen dafür sind jedenfalls gegeben.“

Nijhuis mag offensiven und mutigen Fußball. „Es soll bei meinen Mannschaften immer eine Idee erkennbar sein“, erklärt er. „Offensive ist gut, gleichzeitig dürfen wir aber nicht hinten alles aufmachen.“ Ein Ergebnis verwalten? „Das können wir gar nicht“, so Nijhuis mit Blick auf das letzte Spiel vor der Winterpause, in dem seine Mannschaft beim 3:2 gegen den Bonner SC beinahe einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt hätte.

Die Freude nach Siegen und die anfängliche Enttäuschung nach Niederlagen verwandelt sich aber schnell in neuen Ansporn: Für Nijhuis ist das seit Jahrzehnten wie eine „Sucht“. Der Weg zum Profi war steinig. Im Alter von 15, 16 Jahren hatte Nijhuis mit Wachstumsproblemen zu kämpfen. „Mein bester Freund spielte damals schon für die Junioren-Nationalmannschaft, ich nur unterklassig. Wenn ich ihn beobachtet habe, dachte ich immer, dass ich das eigentlich auch draufhabe. Mein großes Plus war immer die Mentalität und mein Fleiß. Ohne den richtigen Kopf wirst du kein Profi. Ich habe außerdem immer mehr gemacht als andere.“

In seinem Heimatland sammelte Nijhuis beim Sportclub Enschede erste Erfahrungen, seine erste Station in Deutschland war der ASC Schöppingen in der damals noch drittklassigen Oberliga Westfalen. Auf Empfehlung von MSV Duisburg-Legende Bernard „Ennatz“ Dietz ging es direkt in die Bundesliga zu den Duisburger „Zebras“, mit bereits 25 Jahren unterschrieb Nijhuis seinen ersten Profivertrag. Gleich im ersten Jahr erarbeitete sich der Defensivspezialist einen Stammplatz. Insgesamt 180-mal kam er für den MSV zwischen 1991 und 1997 zum Einsatz, erzielte 16 Tore. Er erlebte Auf- und Abstieg. Ein möglicher Wechsel zu Eintracht Frankfurt für einen Millionenbetrag scheiterte am Veto der MSV-Verantwortlichen. „Daran hatte ich schon zu knacken. Ich gebe zu, dass es danach eine Weile weniger Spaß gemacht hat“, so Nijhuis.

Im Alter von 31 Jahren bekam Nijhuis das Angebot, nach Japan zu den Urawa Red Diamonds (Tokio) zu wechseln. 1972-Europameister Horst Köppel war damals Trainer, 1990-Weltmeister Guido Buchwald im Herbst seiner Karriere einer seiner Spieler. „Finanziell war es sehr lukrativ, das Land eine unfassbare Erfahrung. Tokio ist eine Riesenstadt, das ursprüngliche Japan allerdings auch nur wenige Autostunden entfernt“, erinnert sich Nijhuis.

Dass ausgerechnet der ehemalige Borussia Dortmund-Profi Horst Köppel Trainer von Nijhuis war, sollte sich als besonderer Glücksfall erweisen. Köppel schlug den Abwehrspieler nämlich für einen Transfer zum BVB vor. Im zarten Alter von 32 Jahren ging es für Nijhuis also zurück nach Deutschland zu einem Spitzenverein. „Damit war nun wirklich nicht mehr zu rechnen. Ein Traum wurde Wirklichkeit“, sagt er. „Mein erstes Spiel war ein Derby gegen Schalke, später habe ich meine ersten Einsätze in der Champions League absolviert. Vor der ‚Gelben Wand‘ war Warmmachen fast überflüssig, so viel Adrenalin war im Körper“, gerät der leidenschaftliche Golfspieler ins Schwärmen. „Es zahlt sich eben aus, immer weiterzumachen.“

Autor: Thomas Ziehn/MSPW

Das könnte Sie interessieren:

Transfer offiziell: FC Gütersloh verpflichtet Angreifer Luis Frieling

21-jähriger Mittelstürmer wechselt von SpVgg Vreden zum FCG.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert