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Michael Nimczyk: „Locker mehr als 100.000 Kilometer zurückgelegt“

Champion der Berufs-Trabrennfahrer im exklusiven MSPW-Interview.

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Zwei Deutsche Meister in einem Haus! Gibt es nicht? Gibt es doch! Die Familie Nimczyk aus dem niederrheinischen Willich drückte dem deutschen Trabrennsport in der Saison 2016 ihren Stempel auf. Sohn Michael (30/Foto) holte als Fahrer 150 Siege und wurde bereits zum insgesamt sechsten Mal (!) Champion der Berufsfahrer. Vater Wolfgang (59) führte mit 134 Treffern bundesweit die Trainer-Rangliste 2016 an. Für ihn ist es das erste Trainerchampionat seiner Laufbahn. „Das hat einer hervorragenden Saison die Krone aufgesetzt“, strahlt Junggeselle Michael Nimczyk, der in eigener Wohnung mit seinen Eltern unter einem Dach wohnt. Die private Trainingsbahn ist übrigens nur einen Steinwurf entfernt. Bei seinen 602 Starts allein im letzten Jahr legte Nimczyk beachtliche 1,2 Millionen Rennmeter zurück.

Bereits 2008 war Michael Nimczyk erstmals Champion, ein Jahr später wiederholte er seinen Triumph. Danach war Roland Hülskath (Krefeld) dreimal in Folge die Nummer eins, seit 2013 steht dann wieder der Name „Nimczyk“ ganz oben. In diesem Jahr kann sich Michael Nimczyk also zum fünften Mal hintereinander den „Goldhelm“ aufsetzen. Wir sprachen mit ihm.

Zum vierten Mal in Folge und insgesamt zum sechsten Mal sind Sie 2016 Champion der Berufs-Trabrennfahrer geworden. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg?

Nimczyk: Routine hat sich noch nicht eingestellt (lacht). Es ist immer wieder aufs Neue etwas Besonderes, am Ende einer langen Saison Erster und damit erfolgreichster deutscher Trabrennfahrer zu sein. Jetzt steht am Beginn 2017 wieder alles auf null. Für mich ist das ein Anreiz, es erneut zu schaffen. Einen Titel zu holen, das ist in einer guten Saison durchaus möglich. Doch für mich besteht inzwischen die Herausforderung darin, die Leistung über Jahre konstant abzurufen.

Wo bewahren Sie die inzwischen sechs Goldhelme, das Erkennungszeichen des Deutschen Meisters, und Ihre vielen Trophäen auf?

Nimczyk: Im Moment besitze ich fünf Goldhelme. Den sechsten bekomme ich erst bei der Championatsehrung in ein paar Wochen überreicht. Helme, Trophäen und Urkunden sind bei uns im ganzen Haus verteilt. Wer bei uns die Tür öffnet, sieht sofort, mit wem er es zu tun hat. (lacht)

Welcher Ihrer 150 Siege im letzten Jahr war für Sie der wertvollste?

Nimczyk: Ich erinnere mich zuerst an zwei Rennen, die ich nicht gewonnen habe. Rang zwei in dem mit 200.000 Euro dotierten Großen Preis von Deutschland war einer der Höhepunkte. Niemand hatte mit uns gerechnet – und dann läuft Cash Hanover als 305:10-Außenseiter dieses sensationelle Rennen. Ähnlich war es im Finale zum Stuten-Derby. Gamine Newport war als 211:10-Außenseiterin ins Rennen gegangen und belegte ebenfalls Rang zwei. Überragend für mich war auch der Erfolg mit King of the World im französischen Pornichet. Rund 1.200 Kilometer von der Heimat entfernt spüre ich dann doch einen gewissen Druck, die lange Reise nicht umsonst gemacht zu haben. Es hat geklappt und war prima! In Erinnerung bleiben mir außerdem die Siege im Rahmenprogramm der Derbywoche in Berlin-Mariendorf. Die Atmosphäre dort ist einzigartig.

Wie viele Kilometer haben Sie 2016 schätzungsweise zurückgelegt?

Nimczyk: Puh, gute Frage. Ich schätze, dass es locker 100.000 Kilometer waren. Gerade die Fahrten oder Flüge ins Ausland sind für mir mich aber keine große Belastung. Es überwiegt regelmäßig die Vorfreude.

Waren Sie auf allen deutschen Rennbahnen unterwegs?

Nimczyk: Mit Ausnahme von Straubing bin ich 2016 auf allen größeren Rennbahnen im Einsatz gewesen.

Was planen Sie für 2017?

Nimczyk: Unser Blick geht ganz klar auf die gehobenen Rennen. Dabei wollen wir Ausrufezeichen setzen. Wir haben ein gutes Team, die Besitzer stehen hinter uns und wir haben hoffnungsvolle Pferde im Stall. Vor allem den Dreijährigen, also dem Derby-Jahrgang, traue ich einiges zu. Das Championat erneut zu gewinnen, wäre eine prima Sache. Ich konzentriere mich aber in erster Linie darauf, in so vielen Rennen wie möglich erfolgreich zu sein. Der Rest kommt dann von allein.

Wie sehen Sie die Entwicklung des deutschen Trabrennsports?

Nimczyk: Viele reden nur negativ über den Sport. Davon bin ich weit entfernt. Ich habe zwar die Hoch-Zeiten mit Aktiven wie Hänschen Frömming, Eddy Freundt, Heinz Wewering oder Horst Bandemer nicht mitbekommen. Aber ich musste erleben, wie es langsam bergab ging. Aktuell sehe ich jedoch positive Tendenzen. In kleinen Schritten verlassen wir das Tal. Die Besitzer haben wieder die Chance, gutes Geld zu verdienen. Dafür sorgen die PMU-Renntage, die in Zusammenarbeit mit dem großen französischen Wettanbieter durchgeführt werden. Auch das Ausland hält teils hohe Preisgelder bereit. Es lohnt sich, gute Trabrennpferde zu besitzen.

Auch 2016 waren die Wettumsätze und Besucherzahlen allerdings rückläufig. Was muss besser werden?

Nimczyk: Positiv ist, dass es offenbar auf jeder Bahn weitergeht. Gut fände ich, wenn es mehr Renntage geben würde – ganz besonders im für mich nur rund 75 Kilometer entfernten Gelsenkirchen. Zehn bis 15 Veranstaltungen mehr im Jahr würden uns helfen, unsere Pferde besser zu verteilen, regelmäßiger starten zu lassen. Aber auch hier gilt: Ich sehe alles andere als schwarz. Wenn man sich bewegt und bereit ist, zu reisen, dann kann man auch weiterhin erfolgreich arbeiten.

Jedes Fußball-Bundesligaspiel können sich die Fans live anschauen. Der Trabrennsport muss froh sein, wenn das Derby, einer der absoluten Saisonhöhepunkte, in Ausschnitten auf einem Spartensender gezeigt wird. Ärgert Sie das?

Nimczyk: Ganz ehrlich: Ja! Ich liebe den Trabrennsport und bin fest davon überzeugt, dass Menschen etwas verpassen, die den Sport nicht kennen. Ich habe selbst erlebt, wie Bekannte erst zu Fans und dann sogar zu Besitzern geworden sind. Dass davon über die Medien wenig nach außen dringt, finde ich sehr schade. Wenn berichtet wird, sind es häufig Artikel über Unfälle oder Dopingvergehen. Dabei ist der Anteil der „schwarzen Schafe“ bei uns extrem gering.

Wieviel Spaß macht Trabrennfahren eigentlich bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt?

Nimczyk: Bei 20 Grad und Sonnenschein macht es selbstverständlich mehr Spaß. Aber auch an frostigen Tagen bereitet es Freude, zu trainieren, die Pferde auf ihren nächsten Start vorzubereiten – und dann im Idealfall mit ihnen zu gewinnen.

Interview: Thomas Ziehn/MSPW

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1 Kommentar

  1. Weiter so!! Super gemacht 2016 ! Liegt wahrscheinlich am Niederrhein! Da kommen nur schöne Leute her!! Mit freundlichen Grüßen Georg aus Füchtorf!🐎🐎🐎🐎

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