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Traben Berlin-Mariendorf: „Kronen“ für Tesselaar und Nimczyk

544:10-Außenseiter Officer Stephen sorgt für riesige BC-Sensation.
Es war eines der bestbesetzen Rennen der letzten Jahre auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf: Der inklusive der fünfzehnprozentigen Züchterprämie mit fast 59.000 Euro dotierte Hauptlauf der fünf- bis siebenjährigen Hengste und Wallache um die „Züchter-Krone“ (Breeders Crown) sah nahezu alle Pferde am Start, die derzeit im deutschen Trabersport Rang und Namen haben.

Das Attribut Extraklasse galt im Vorfeld besonders für den Publikumsliebling Orlando Jet. Angesichts der Tatsache, dass der vierbeinige „Düsenjäger“ in Berlin seit 2016 ungeschlagen war, überraschte es nicht, dass die Zuschauer Rudolf Hallers Vierbeiner-Crack auf den 16:10-Favoritenthron hoben. Tatsächlich schien sich alles nach Plan für den Mariendorfer Bahnrekordler zu entwickeln. Denn vom Startplatz 2 aus strebte der Ausnahmetraber in der höllisch schnellen 07,5-Anfangsphase, in der nur Inspector Bros (Jaap van Rijn) erbitterte Gegenwehr leistete, an die Spitze.

Im weiteren Verlauf marschierte zwar Norton Commander (Marc Elias) in der Außenspur auf. Aber als der erneut nicht zu alter Form zurückfindende Fuchshengst im Schlussbogen immer mehr in Nöte geriet und fast schon folgerichtig von den Beinen kam, schien die Messe endgültig gelesen zu sein – zumal einige von Orlando Jets vermeintlichen Hauptgegnern wie Ids Boko (Robin Bakker), Mister F Daag (Micha Brouwer) oder Tsunami Diamant (Andre Bakker) in dieser Phase noch um einige Längen zurücklagen. Auch der von Dion Tesselaar gesteuerte Officer Stephen, der unterwegs als viertes Pferd an der Innenkante postiert war, wirkte nicht siegverdächtig. Doch als mit Erreichen des Einlaufs genügend Platz da war, nahm ihn Dion Tesselaar heraus und das Publikum traute seinen Augen nicht. Denn Officer Stephen wuchsen scheinbar Flügel.

Obwohl die letzten 400 Meter des Rennens in 11,8 gelaufen wurden und Orlando Jet Ende der Gegenseite sogar eine irre 08,8-Zwischenzeit auf die Piste getrommelt hatte, machte Officer Stephen Schritt für Schritt Boden auf den Piloten gut und zog in neuer persönlicher Bestzeit von 11,4/1.900 Meter – also nur drei Zehntel über dem Bahnrekord – an dem Favoriten vorbei. Dion Tesselaar konnte den nie für möglich gehaltenen Triumph des 544:10-Riesenaußenseiter selbst kaum fassen, zumal Officer Stephen auch noch ein ganzes Jahr pausiert hatte: „Ich wusste natürlich schon immer, dass er ein außergewöhnlich gutes Pferd ist, das aufgrund seiner mächtigen Körpergröße etwas Zeit für die optimale Entwicklung braucht. Aber dass Officer Steven nach seiner Pause auf Anhieb an derart hochkarätigen Gegnern ganz locker vorbeiläuft, hätte ich nicht gedacht.“

Anderthalb Längen hinter dem Sieger war der Ehrenrang von Orlando Jet, der sich mit einem kurzen Kopf vor Inspector Bros über die Linie rettete, alles andere als eine Schmach. Denn er lief 1:11,6 Minuten und irgendwann endet nun mal jede Serie – auch wenn es schmerzlich ist. Eine sehr gute Note verdiente sich zeitgleich auch Ids Boko als Vierter. Der Hengst musste im Schlussbogen weit nach außen genommen werden und war neben Officer Stephen im Einlauf das schnellste Pferd. Bei optimalerem Verlauf wäre für ihn noch viel mehr zu erreichen gewesen.

Sogar noch höher als der Wettkampf der besten Hengste und Wallache war der Hauptlauf der fünf- bis siebenjährigen Stuten dotiert. Inklusive der Züchterprämie standen stolze 67.160 Euro über diesem Rennen. Die Prüfung wurde zur Gala einer echten vierbeinigen „Königin“: Die von Michael Nimczyk präsentierte Goldy Stardust (Foto) zeigte einmal mehr, dass sie für ihren Besitzer Hans Brocker (Onkel von Michael Nimczyk) und das gesamte Stallteam tatsächlich Gold wert ist. „Dieses Pferd ist einfach unbeschreiblich – die Stute ist für uns alle eine Quelle der Freude und ich bin jedes Mal stolz, dass ich sie fahren darf“, sagte Michael Nimczyk bei der Siegerehrung sichtlich bewegt und seine Worte waren keine Übertreibung. Denn die Leistung, die Goldy Stardust in 12,6/1.900 Meter auf der Derby-Bahn zeigte, war eine Demonstration.

Keiner ihrer neun Gegnerinnen hatte gegen die Siebenjährige auch nur den Hauch einer Chance. Die Braune schoss in 06,6 sofort an die Spitze und löste sich bereits im Schlussbogen um unzählige Längen vom Feld. „Wenn sie alleine in Front ist, wird sie manchmal etwas phlegmatisch“, schilderte der Deutsche Meister die Szene mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Deswegen wollte ich eigentlich die Watte ziehen – aber ich habe mich dann umgedreht und gedacht: Von den Konkurrenten kommt wohl nicht mehr allzu viel!“ In der Tat: Goldy Stardust triumphierte mit riesengroßer Überlegenheit – und dass sich die Trainingsgefährtin Arendelle (Robin Bakker) obendrein auch noch mit viel Speed vor der durch die zweite Spur marschierten Stonewashd Diamant (Victor Gentz) das zweite Geld holte, wird Michael Nimczyk (der auch im Rahmenprogramm noch zwei weitere Rennen gewann) umso mehr gefreut haben.

Gesamtumsatz: 192.171 Euro, davon Bahnumsatz: 52.799 Euro,

Foto-Quelle: Trabrennverein Berlin-Mariendorf/Heiko Lingk

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