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Vor Leipziger Derby: Heiko Scholz bezieht Stellung

Exklusives Interview mit dem ehemaligen Co-Trainer des MSV Duisburg.

Leipzig steht Kopf: Am Sonntag (ab 14.05 Uhr) treffen der ehemalige DDR-Spitzenklub 1. FC Lok Leipzig und die U 23 des Bundesliga-Aufsteigers RB Leipzig in der Regionalliga Nordost aufeinander. Vor dem Livespiel im MDR Fernsehen rangieren beide Teams in der Spitzengruppe.

Trainer beim Liganeuling Lok ist der ehemalige Nationalspieler, Bundesligaprofi und DFB-Pokalsieger (1993 mit Bayer 04 Leverkusen) Heiko Scholz (Foto, hier noch Trainer beim FC Viktoria Köln). Der heute 50-jährige Fußball-Lehrer, der von 1986 bis 1990 selbst bei Lok Leipzig am Ball war und später auch lange für den MSV Duisburg gearbeitet hatte, ist seit Oktober 2013 im Amt. Nach dem Abstieg 2014 schaffte Scholz mit der „Loksche“ in der zurückliegenden Saison souverän die Rückkehr in die 4. Liga, hat mittelfristig Großes mit dem Traditionsverein vor.

Im aktuellen MSPW-Interview spricht Heiko Scholz mit dem MSPW-Journalisten Christian Knoth über das Duell mit RB, den furiosen Saisonstart und die Zusammenarbeit mit Europameister Mario Basler, der bis Ende 2015 Sportdirektor bei Lok war.

FUSSBALL.DE: Am Sonntag steht das Stadtduell mit der U23 von RB Leipzig an. Wie groß ist die Vorfreude?

Heiko Scholz: Es ist noch nicht allzu häufig vorgekommen, dass Lok gegen RB spielt. Vor allem für die Fans ist die Begegnung etwas Besonderes. Ich rechne mit bis zu 7000 Zuschauern, die das Stadion in einen Hexenkessel verwandeln. Für uns ist die Partie vor allem deshalb wichtig, weil wir uns mit einem Dreier oben festsetzen können.

FUSSBALL.DE: Ist das Spiel auch für Sie ein Highlight?

Scholz: Nein. Ich freue mich auf jedes Spiel, was wir in der Regionalliga bestreiten dürfen. Das haben wir uns in der zurückliegenden Oberligasaison, in der wir keine einzige Niederlage hinnehmen mussten, hart erarbeitet und verdient.

FUSSBALL.DE: Lok Leipzig wehrt sich auf der eigenen Webseite gegen das Wort „Derby“, weil das einzige Stadtderby das Duell mit dem mittlerweile nicht mehr existierenden 1. FC Sachsen Leipzig gewesen sei. Wie stehen Sie dazu?

Scholz: Es ist nun einmal so, dass RB noch nicht allzu lange existiert und es daher für Traditionsvereine schwierig ist, einen Derbycharakter zu entwickeln. Dennoch bestätigt der Ticketvorverkauf und die Trainingseinstellung meiner Jungs, dass alle heiß auf das Spiel sind. Wir treten gegen einige der besten Talente Deutschlands an, die demnächst in der Bundesliga spielen wollen. Mehr Motivation kann es für mein Team gar nicht geben.

FUSSBALL.DE: Ist in Leipzig eine Rivalität zwischen Lok und RB spürbar?

Scholz: In den Anfangszeiten von RB ging es heiß her. Mittlerweile hat sich das aber geändert. Bereits bei unseren Duellen in der Oberliga ist alles friedlich geblieben. Ich hoffe und glaube, dass das auch weiterhin so bleibt und unsere Fans sich zu 100 Prozent auf Lok konzentrieren. Denn wir haben alle ein gemeinsames Ziel. Mittelfristig möchten wir die Loksche wieder in den Profifußball führen.

FUSSBALL.DE: Mittelfristig heißt?

Scholz: Wir bleiben realistisch. Ich habe einen Vertrag bis 2020 unterschrieben. Wenn wir bis dahin den Sprung in die 3. Liga schaffen, wäre das ein großer Erfolg.

FUSSBALL.DE: Mit Lok sind Sie furios in die Saison gestartet, rangieren auf Platz drei. Hätten Sie mit einem so starken Auftakt gerechnet?

Scholz: Wir wussten vor Saisonbeginn nicht wirklich, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen. Die Vorbereitung war für uns ungewöhnlich kurz. Bisher haben wir aber vieles richtig gemacht, konnten gegen Hochkaräter wie Energie Cottbus und Wacker Nordhausen überzeugen. Eines unserer Erfolgsgeheimnisse ist glaube ich, dass wir uns nicht unnötig unter Druck setzen, sondern es in jedem Moment genießen, wieder in der 4. Liga dabei zu sein.

FUSSBALL.DE: Wie lautet das Saisonziel?

Scholz: In der ersten Spielzeit nach dem Wiederaufstieg kann es für uns nur um den Klassenverbleib gehen.

FUSSBALL.DE: Von 1986 bis 1990 hatte Ihre Profilaufbahn bei Lok Leipzig Fahrt aufgenommen. Ist Ihr Engagement auch eine Herzensangelegenheit?

Scholz: Auf jeden Fall. Sonst hätte ich den Verein im Oktober 2013 nicht übernommen. Mit vier Zählern war Lok damals abgeschlagenes Schlusslicht, der Ligaverbleib kaum noch möglich. Mir war bewusst, dass es wahrscheinlich runter in die 5. Liga gehen wird. Trotz einer starken Rückserie kam es dann auch so. Dennoch hatte ich keinen Zweifel daran, dass mein Amtsantritt die richtige Entscheidung war. Der Verein hat mir in meiner aktiven Zeit so viel gegeben. Ich habe hier das Vertrauen geschenkt bekommen und deshalb später Nationalspieler und DFB-Pokalsieger werden können. Jetzt bin ich dran. Ich möchte der Loksche etwas zurückgeben.

FUSSBALL.DE: Nach dem Abstieg 2014 gelang in der zurückliegenden Saison der Wiederaufstieg. Wie groß ist die Euphorie bei den Fans?

Scholz: Riesig. Bereits vor dem ersten Saisonspiel gegen Energie Cottbus war das zu erkennen. Wir haben kurzfristig das Stadion erweitert, weil die Nachfrage nach Tickets so groß war.

FUSSBALL.DE: Bis Ende des vergangenen Jahres war auch Mario Basler noch für Lok Leipzig tätig, zunächst als Geschäftsführer Sport, später als Sportdirektor. Wie lief die Zusammenarbeit mit ihm?

Scholz: Wir hatten nie Probleme miteinander. Er hat mich immer in Ruhe arbeiten lassen. (lacht)

FUSSBALL.DE: Derzeit ist Mario Basler bei „Promi Big Brother“ im TV zu sehen. Wollen Sie ihm ein paar Worte mit auf den Weg geben?

Scholz: (lacht) Da ich mir die Sendung noch nicht angeschaut habe und das wahrscheinlich auch nie der Fall sein wird, möchte ich mich dazu nicht äußern.

FUSSBALL.DE: Wie stehen Sie dazu, wenn Ex-Sportler an solchen TV-Formaten teilnehmen?

Scholz: Es ist jedem selbst überlassen, ob er sich bei solchen Shows präsentieren möchte. Mich werden Sie dort aber wohl nie sehen. (lacht)

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